Corona-Schnelltests: Apotheken helfen

Seit dem 8. März kann jeder Bürger in Deutschland einen kostenlosen Schnelltest bei Apotheken, Ärzten oder Testzentren buchen. Online oder per Telefon bekommt man einen Termin. Unsere Mitarbeiterin hat ausprobiert, wie das funktioniert.

Von Anja La Roche

BACKNANG. Statt die Apotheke zu betreten, laufe ich an ihr vorbei und wende mich dem Haus dahinter zu. Denn ich möchte mir keine medizinischen Produkte kaufen, sondern mich per Schnelltest auf das Coronavirus testen lassen. Wie wird der Test ausfallen? Bei aller Unwahrscheinlichkeit — man weiß es nie. Jeder kennt das alltägliche Abwägen um die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen. Ob es der Einkauf im Supermarkt oder der Besuch bei Oma ist, stets fragt man sich: Wie groß ist das Risiko?

Seit dem 8. März kann sich jeder Bürger in Deutschland einmal pro Woche kostenlos mit einem Antigen-Schnelltest auf das Coronavirus testen lassen. Neben Testzentren der Gesundheitsämter werden die Schnelltests von Ärzten und Apothekern angeboten, denn diese müssen — anders als bei einem Selbsttest — von geschultem Personal durchgeführt werden. Laut dem Landratsamt des Rems-Murr-Kreises gibt es bereits ein Netzwerk aus 118 Anbietern, bei denen man sich testen lassen kann. Etwa 18500 Tests sind bereits gemeldet worden, davon fielen 92 positiv aus. Die Kosten für die Schnelltests von Einzelpersonen übernimmt der Bund. Für die Versorgung von Kitas und Schulen hingegen sollen die Länder aufkommen.

Das regelmäßige Schnelltesten soll nicht nur die Infektionsketten durchbrechen und die Anzahl an Infizierten senken, sondern auch Sicherheit in konkreten Alltagssituationen bieten. „Jeder sollte dieses Angebot in Anspruch nehmen“, sagt Julia Bartneck, 28, Filialleiterin der Brückenapotheke in Backnang.

Meinen eigenen Schnelltesttermin habe ich vor zwei Tagen online gebucht. Auf der Webseite des Landratsamtes findet man schnell und übersichtlich das entsprechende Portal. Nachdem ich meine Kontaktdaten angegeben hatte, konnte ich die Kategorie „Bürgertest ohne Nachweis“ auswählen sowie meinen gewünschten Testort festlegen. Ich entschied mich für die Brückenapotheke in Backnang. Direkt nach der Buchung erhielt ich eine E-Mail mit den Termindaten und mit einem Link zur Stornierung, für den Fall, dass mir etwas dazwischen kommen sollte.

Neben der Onlinebuchung sei es auch möglich, telefonisch oder vor Ort in der Apotheke einen Termin zu buchen, erklärt Bartneck. Zur Not sei in der Brückenapotheke sogar Zeit für spontane Tests eingeplant. Jeden Tag gebe es einen Puffer für zwei bis drei zusätzliche Tests. Dabei ist es jedoch wichtig, dass nur Bürger ohne coronatypische Symptome einen Termin buchen. Symptomträger sollen sich nach wie vor bei ihrem Hausarzt melden.

Mein Schnelltest steht nun kurz bevor. Julia Bartneck, die in Schutzkleidung, Maske und Plastikvisier verpackt ist, führt mich in den Testraum. Nachdem ich auch hier meine Kontaktdaten angegeben habe, ist es soweit: Bartneck macht einen Abstrich meiner inneren Nasenwand, was ein wenig unangenehm, aber nicht schmerzhaft ist. Die Probe wird auf den Teststreifen übertragen. 15 Minuten muss ich nun warten, bis das Ergebnis da ist.

Was die Räumlichkeiten betrifft, hatte die Brückenapotheke Glück: Das Nachbarhaus gehört dem Deutschen Roten Kreuz und stand pandemiebedingt sowieso leer. Innerhalb von drei Tagen konnten die Räumlichkeiten organisiert und umfunktioniert werden. Einziger Nachteil: Der Zugang zum Testraum ist nicht barrierefrei. Menschen, welche die Treppe nicht überwinden können, müssen draußen getestet werden.

Nachdem die Mitarbeiter der Brückenapotheke die Schulung für die Testdurchführung abgeschlossen hatten, starteten sie am 3. März mit den Schnelltests, zunächst für Selbstzahler. Das Arbeitspensum der Mitarbeiter in der Brückenapotheke sei jetzt viel höher, da immer eine Person mit Testen beschäftigt sei, so Bartneck. Aber es sei wichtig, dass jetzt möglichst viele Bürger getestet werden. „Ich finde es gut, dass die Apotheken das machen dürfen“, sagt Julia Bartneck und fügt hinzu: „Die Online-Apotheken hätten das nicht leisten können.“

Die Termine seien jeden Tag voll, sagt die Apothekerin. Je mehr sich testen lassen, desto besser. Sorge vor Lieferengpässen bestehe nicht, denn für die nächsten fünf Wochen habe die Brückenapotheke vorgesorgt, so Bartneck. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn versicherte am 4. März im Bundestag: „Bei den Schnelltests übersteigt das Angebot mittlerweile deutlich die Nachfrage.“

Alle zehn Minuten wird in der Brückenapotheke getestet.

Vor dem Testraum der Brückenapotheke warten bereits zwei weitere Menschen auf ihren Schnelltest. Damit es nicht zu Verzögerungen kommt, wird im Zehn-Minuten-Takt getestet. Die zeitliche Taktung kann jeder Schnelltest-Anbieter individuell gestalten, genauso wie die Öffnungszeiten, die zugelassenen Testgruppen oder den gewünschten Nutzerkreis. Diese individuelle Terminbuchung wird über die Software Cosan, die der Landkreis zu Verfügung stellt, ermöglicht.

Die Apotheke am Obstmark, ebenfalls in Backnang verortet, hat zum Beispiel andere Öffnungszeiten: Dort wird jeweils vor und nach den regulären Öffnungszeiten der Apotheke getestet. Das bedeutet: vor 8.30 Uhr und nach 18.30 Uhr. Das ermögliche auch den tagsüber arbeitenden Menschen einen Schnelltest, so Yvonne Huhse, Mitarbeiterin in der Apotheke am Obstmarkt. Des Weiteren teste man nur im Freien, vor der Filiale.

Der Wecker klingelt — mein Testergebnis ist nach 15 Minuten ablesbar. Das funktioniert ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest: Ein Balken bedeutet, dass der Test negativ ist, zwei Balken zeigen einen positiven Test an. Mein Test hat nur einen Balken. Auch wenn ich mit diesem Testergebnis gerechnet hatte, spüre ich die Erleichterung. Und wie sicher ist das Ergebnis? Die E-Mail, die ich wenige Minuten nach meinem Test erhalte, erklärt es mir: Die in Deutschland zugelassenen Schnelltests seien zwar nicht 100 Prozent sicher, „bieten jedoch eine Zuverlässigkeit von über 90 Prozent“.

In der Brückenapotheke hat es noch keine positiven Testergebnisse gegeben. Die Schnell-Tests konnten den Menschen jedoch etwas anderes bieten: mehr Sicherheit und ein Stück Normalität. Wie das in Zukunft eingesetzt werden kann, um zum Beispiel einen sicheren Kinobesuch zu ermöglich, steht noch offen.

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Erstellt:
20. März 2021, 06:00 Uhr

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