Derzeit kein Unterricht an der Grundschule Großerlach
Wegen eines positiv getesteten Schülers sind alle Pädagogen in Quarantäne. Das Landratsamt will jetzt im ganzen Kreis für mehr Klarheit für Schulen und Kitas sorgen.

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Alle Lehrkräfte der Grundschule Großerlach befinden sich momentan in Quarantäne. Foto: F. Muhl
Von Florian Muhl
GROSSERLACH/BACKNANG. Die Akzeptanz von Infektionsschutz in Schulen und Kitas soll erhöht werden. Das Landratsamt hat sich vorgenommen, alle Vorgänge transparent darzustellen und bei Verdachtsfällen schneller für Klarheit zu sorgen. Hintergrund: In Bezug auf Corona sind die Zahlen im Rems-Murr-Kreis aktuell auf einem sehr hohen Niveau, „höher als während der ersten Welle im Frühjahr“, teilte das Landratsamt gestern mit. Auch immer mehr Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen sind wegen positiv getesteter Personen betroffen.
Beispiel Großerlach. Derzeit, und noch bis einschließlich kommenden Donnerstag, findet in der Grundschule kein Unterricht statt. Wie Hauptamtsleiter Steffen Barth auf Anfrage sagt, ist der Gemeinde am vergangenen Freitag mitgeteilt worden, dass ein Kind, das die 2. Klasse besucht, positiv getestet worden sei. Daraufhin habe die Gemeindeverwaltung am Wochenende alle Eltern informiert, dass alle Zweitklässler ab Montag zu Hause bleiben müssen. Weil auch alle Lehrkräfte der Schule in Quarantäne geschickt worden sind, entfällt der Unterricht für insgesamt knapp zwei Wochen. Laut Barth übernehmen nun Betreuungskräfte aus der Gemeinde die Betreuung von Erst-, Dritt- und Viertklässlern in der Schule.
Im Kreis sind die Städte Winnenden und Fellbach am stärksten betroffen. Dort gibt es derzeit an jeweils zwölf Schulen und Kitas Coronafälle. In Backnang ist laut Gesundheitsamt ein Schüler der Plaisirschule (Grundschule) positiv, eine Gruppe befindet sich seit gestern in Quarantäne. Jeweils einen positiven Fall gibt es seit Sonntag an der Max-Eyth-Realschule, an der gewerblichen Schule und an der Kita Schladminger Weg sowie seit knapp zwei Wochen an der Anna-Haag-Schule. In allen vier Fällen hatten die betroffenen Kinder beziehungsweise Jugendlichen laut Gesundheitsamt „keine engen Kontaktpersonen“. In Murrhardt hat es vor 14 Tagen an der Herzog-Christoph-Schule wenige Infektionen in einer Klasse gegeben, worauf die gesamte Klasse in Quarantäne ging. Ebenfalls vor zwei Wochen meldete der Kindergarten Wiesengrün in Unterweissach einen Fall, ein Erzieher war positiv getestet worden. Weitere Fälle im Raum Backnang listet das Gesundheitsamt derzeit nicht auf.
„Die Bundes- und Landespolitik hat immer betont, dass die Schulen und Kitas so lange wie möglich offen bleiben. Diesem Versprechen fühle ich mich als Landrat, aber auch als Vater zweier Schulkinder verpflichtet“, sagt Richard Sigel. Angesichts der sehr hohen Infektionszahlen werden vom Gesundheitsamt immer wieder auch restriktive Empfehlungen ausgesprochen. „Dazu zählt auch, dass wir bei Verdachtsfällen vorsorgliche Schließungen von Grundschulklassen und Kita-Gruppen empfehlen“, so der Landrat. „Um in diesen Verdachtsfällen zukünftig schneller Klarheit zu schaffen, haben wir unser Corona-Schnelltestzentrum.“ Dieses ist seit Montag im Regelbetrieb (wir berichteten). Dort traten am Mittwoch auch Schüler und Lehrer aus Großerlach zum Reihentest an. Über Ergebnisse ist noch nichts bekannt.
Die Neuerungen der aktualisierten Teststrategie des Gesundheitsamts:
Im Schnelltestzentrum Corona an der Rems-Murr-Klinik in Winnenden werden seit Montag Antigen-Schnelltests eingesetzt, die zeitnah ein Testergebnis liefern. Das Testzentrum ist primär für die Testung von Kindern und Schülern ohne Symptome vorgesehen und ergänzt die bestehenden Teststrukturen in der Fieberambulanz und den Corona-Schwerpunktpraxen.
Das Gesundheitsamt wird bei der Einschätzung von bestätigten Coronafällen in Schulen und Betreuungseinrichtungen stärker differenzieren. In Kindergärten und Grundschulen, in denen keine Maskenpflicht gilt, soll bei einem bestätigten Coronafall in der Regel weiter die ganze Gruppe/Klasse geschlossen werden. In weiterführenden Schulen wird genau geprüft: Je nach Situation werden dann – wenn möglich und vertretbar – nicht mehr alle Mitschüler als enge Kontaktpersonen eingestuft.
Lüften und Alltagsmaske sollen im Klassenzimmer vor einer Ansteckung schützen. Völlig ausgeschlossen ist eine Ansteckung aber dennoch nicht.
Die Zahl der Coronafälle im Rems-Murr-Kreis nimmt weiter zu. Gestern kamen laut Angaben des Gesundheitsamts 146 Personen dazu; am Vortag waren es plus 186. Damit steigt die Zahl der insgesamt positiv getesteten Frauen und Männer von 4867 auf jetzt 5013 Personen. Weiter angestiegen ist auch der Inzidenzwert, der jetzt bei 183 liegt (Vortag: 178). In den letzten sieben Tagen zählte das Gesundheitsamt 780 Neuinfizierte. Aktuell infiziert und in Quarantäne sind noch 910 Personen im Kreis; am Vortag waren es 911. Die Zahl der Todesfälle hat sich gestern noch einmal um einen Fall auf jetzt 108 erhöht.