Individuelle Lösungen für Elterntreffen
Elternabende an Schulen und Kindergärten finden auch in Coronazeiten überwiegend vor Ort statt, was der Gesamtelternbeirat Backnang befürwortet. Mitunter wird eine Woche lang jeden Abend eine Turnhalle belegt. Es gibt aber auch die Online-Variante.

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Im Rietenauer Kindergarten in Aspach hat bereits eine Informationsveranstaltung für die Eltern stattgefunden – mit Abstand und geöffneten Fenstern. Foto: J. Fiedler
Von Nicola Scharpf
BACKNANG. Es ist Hauptsaison für Elternabende. Wenn das neue Schuljahr und Kindergartenjahr noch jung sind, laden die Bildungsstätten traditionell die Eltern der Kinder zu Informationsveranstaltungen ein: Was sieht der Lehrplan vor? Was steht in den kommenden Wochen und Monaten an? Welche Neuerungen und Regelungen gilt es zu beachten? Elternabende gehören nicht unbedingt zu den Spitzenreitern der beliebtesten Veranstaltungen. Manch einer hat vielleicht gehofft, sie würden in Coronazeiten ausfallen. Weit gefehlt, es gibt sie mit Hygienekonzept in der Aula, in der Mensa, in der Turnhalle oder im Internet. Wo Elternabende in Präsenz abgehalten werden, sind kreative Lösungen gefragt.
An der Grundschule in der Plaisir beispielsweise finden sie in neunfacher Ausführung im Foyer der Schule statt. Das bedeutet: für jede Klasse einzeln an einem separaten Abend. An der Gemeinschaftsschule in der Taus, inklusive der Grundschule Sachsenweiler, finden sie auch für jede Klasse einzeln in Präsenz statt. Das bedeutet hier: Um ihre Elternabendsession bestehend aus 32 Zusammenkünften der Eltern mit den Klassenlehrern coronakonform zu organisieren, hat die Schule eine komplette Woche lang von Montag, 18 Uhr bis Freitag, 21 Uhr die Taus-Sporthalle gebucht – „sehr zum Leidwesen der Vereine“, bedauert Schulleiter Jochen Nossek die Blockade der Halle für andere Nutzer. Pro Abend sind drei bis vier Klassenelternabende vorgesehen. „Das bedeutet 60 Minuten Elternabend und anschließend 15 Minuten Desinfektion durch unser Putzpersonal.“ Die Elternabende in Form von Videokonferenzen online stattfinden zu lassen, war an der Tausschule keine Option. „Der Elternabend lebt vom gegenseitigen Sehen, insbesondere die Elternbeiratswahl. Das ist etwas, wo wir alle da haben wollen. Außerdem wäre es naiv zu glauben, dass alle Eltern ein Endgerät haben.“ Komplett analog läuft es aber nicht ab: Die Eltern erhalten vorab digital eine Präsentation mit den Inhalten des Abends. Falls sie dazu Fragen haben, sollen sie diese der Klassenlehrkraft auf digitalem Weg im Vorfeld stellen.
Auch an der Schickhardt-Realschule ist der Online-Elternabend eine Option, die Schulleiter Thomas Maier und sein Team verworfen haben. „Ich habe im zweiten Halbjahr des vergangenen Schuljahres bei einer Online-Konferenz mit Elternbeiratsvertretern die Erfahrung gemacht, dass an einem digitalen Angebot weniger teilnehmen“, begründet Maier die Entscheidung für analoge Klassenpflegschaften. „Es soll niemand ausgeschlossen werden.“ Normalerweise finden die Elternabende an zwei Terminen – einer für die Stufen 6, 8 und 10, ein zweiter für die Stufen 5, 7 und 9 – statt. Dieses Jahr gehört jeweils ein Abend einer Stufe, sodass sich bei sechs Stufen sechs Termine im Oktober ergeben. Die Klassen verteilen sich dabei auf die großen Räume des Schulgeländes: Doppelklassenzimmer und Mensa. Wenn möglich sollte nur ein Elternteil die Veranstaltung besuchen. Eine Vor-Abfrage gibt der Schule Aufschluss darüber, mit wie vielen Personen pro Klassenelternabend ungefähr zu rechnen ist.
An der Conrad-Weiser-Schule in Aspach gibt es sowohl Elternveranstaltungen in der Präsenz – zum Beispiel für die Eltern der neuen Erst- und Fünftklässler – als auch online. Große Veranstaltungen wie die Elternabende der Klassen 8 bis 10 zur Berufsorientierung, an denen auch Firmenvertreter der Bildungspartner der Schule teilnehmen, finden dagegen ausschließlich per Videokonferenz statt. Bei den Klassenelternabenden entscheidet der jeweilige Klassenlehrer in Abstimmung mit den jeweiligen Elternvertretern, ob man online oder analog zusammenkommt. Eine Tendenz, welche Form die Mehrheit bevorzugt, kann Heidi Ahlers noch nicht ausmachen. Fest steht: „Es wird niemand von der Teilnahme ausgeschlossen“, so die Schulleiterin. Eltern, die kein taugliches Endgerät für eine Videokonferenz zur Verfügung haben, können sich von der Schule eines ausleihen, genauso wie Schüler dazu die Möglichkeit haben.
Für geheime Wahlen sind beim Online-Elternabend weitere Maßnahmen notwendig.
Für Silke Ade-Valente, Vorsitzende des Backnanger Gesamtelternbeirats, ist es wichtig, dass Elternabende überhaupt stattfinden. Besonders wenn es neue Aufgaben und Herausforderungen im Schulsystem zu bewältigen gebe, sei die Elternarbeit an den Schulen eine wichtige Aufgabe. Da im zurückliegenden Schuljahr mit Beginn der Coronapandemie keine schulischen Veranstaltungen mehr zugelassen waren, seien die meisten zweiten Elternabende, die zweiten Elternbeiratssitzungen sowie weitere Informationsveranstaltungen ausgefallen. Umso wichtiger sei es, dass sie nun stattfinden. „Nicht nur, dass zu Beginn eines Schuljahres auf allen Ebenen Wahlen stattfinden oder Beschlüsse gefasst werden müssen, sondern auch, um einen guten Austausch unter den Eltern, zwischen den Eltern und den Lehrkräften sowie den Schulleitungen zu gewährleisten.“ Bei einem geschützten Online-Elternabend könnten zwar auch Abstimmungen gemacht werden, jedoch wären zum Beispiel bei einer geheimen Wahl weitere Maßnahmen notwendig. Daher plädiert die GEB-Vorsitzende dafür, dass die ersten Elternabende im neuen Schuljahr unter Einhaltung der Hygieneschutzbestimmungen präsent abgehalten werden sollten. Die zweiten Elternabende im Schuljahr könnten dann unter Umständen bei manchen Klassenstufen auch online stattfinden. Die Vorgehensweisen sollten die Elternbeiratsvorsitzenden und Schulleitungen im Vorfeld besprechen, empfiehlt Ade-Valente. Denn jede Klassenstufe habe ihre Schwerpunktthemen zu ihrer Zeit.
An den städtischen Backnanger Kindergärten gibt es momentan keine Elternabende und auch keine Elternbeiratswahlen. Die Stadtverwaltung ist dabei, Empfehlungen zum Umgang mit Elternveranstaltungen zu erarbeiten, um sie zeitnah an die Einrichtungsleitungen weiterzugeben. Aufgrund des sehr dynamischen Infektionsgeschehens seien grundsätzliche Empfehlungen derzeit aber schwierig, informiert die Stadt. Auch müssten Empfehlungen mit größter Sorgfalt erarbeitet werden, da die Stadt die Auffassung des Landes sowie des Bundes teile, dass der Betrieb der Kitas aufrechterhalten werden müsse. Elterngespräche und Kontakte zu den Eltern seien unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln weiterhin möglich. In umliegenden Gemeinden dagegen haben erste Elternabende bereits stattgefunden oder stehen unmittelbar bevor. Im Rietenauer Kindergarten beispielsweise hat es vergangene Woche an zwei Abenden jeweils eine einstündige Informationsveranstaltung für die Eltern der beiden Kindergartengruppen gegeben. Der Elternbeirat wird per Briefwahl diese Woche neu gewählt. Auch im Ganztagskindergarten Stockrain in Unterbrüden hat es bereits einen Elternabend mit Elternbeiratswahl gegeben – um die Abstandsvorschriften einhalten zu können, ist man dafür in die Rathscheuer ausgewichen. Es durfte nur ein Elternteil pro Kind dabei sein. Auch im Gemeindekindergarten in Erbstetten ist das so geregelt. Für jede der drei Gruppen gibt es einen separaten Elternabend mit Wahl des Elternbeirats.