Inzidenz im Kreis steigt auf 108 – Notbremse ab Dienstag möglich

Wenn der Wert drei Tage in Folge über 100 liegt und die Infektionslage weiterhin diffus ist, muss die Notbremse gezogen werden.

Immer mehr Neuinfektionen im Rems-Murr-Kreis.Archivfoto: B. Buettner

© Benjamin Büttner

Immer mehr Neuinfektionen im Rems-Murr-Kreis.Archivfoto: B. Buettner

WAIBLINGEN (lra). Der Rems-Murr-Kreis hat die 100er-Schwelle bei der 7-Tage-Inzidenz gestern erstmals wieder überschritten. Erst wenn dieser Wert drei Tage in Folge überschritten wird, sind Einschränkungen nötig. Das bedeutet: Sollte der Wert heute und am Samstag überschritten werden, könnten frühestens am Dienstag, 30. März, die in der Coronaverordnung des Landes vorgesehenen Einschränkungen gelten.

Mit diesem Vorgehen soll gerade dem Einzelhandel ein Mindestmaß an Vorlauf ermöglicht werden. Voraussetzung für Einschränkungen ist außerdem, dass die hohen Infektionszahlen nach Einschätzung des Gesundheitsamts nicht auf einen punktuellen Ausbruch zurückzuführen sind, sondern dass vielmehr ein diffuses Infektionsgeschehen vorliegt. Das ist im Moment der Fall.

Wenn der Inzidenzwert drei Tage in Folge über 100 bleibt, muss der Landkreis Öffnungen zurücknehmen, der Handel müsste zum Beispiel auf Click and Collect umstellen. „Es wäre bitter, wenn wir hier im Landkreis die Notbremse ziehen müssten. Denn unser Einzelhandel, aber auch die Musikschulen und Vereine haben die Öffnungen so verantwortungsvoll umgesetzt und uns allen hat etwas mehr Normalität gutgetan“, sagt Landrat Richard Sigel.

„Wir haben im Rems-Murr-Kreis funktionierende Strukturen und stemmen uns gemeinsam mit aller Kraft gegen die Pandemie. Leider können wir den bundesweiten Trend dennoch nicht aufhalten. Daher schmerzt es umso mehr, dass wir nach wie vor zu wenig Impfstoff bekommen. Wir haben das Sozialministerium bereits dringlich gebeten, unsere Kapazitäten zu erhöhen. Wir stehen bereit – was fehlt, ist der Impfstoff. Dabei müssten wir beim Impfen jetzt dringend Gas geben, um die dritte Welle zu brechen.“

In der dritten Welle stehe man besonderen Herausforderung gegenüber, so der Landrat. „Wir kämpfen gerade an zwei Fronten: Einerseits müssen wir die aktuelle Welle der Infektionen brechen und die Krise managen. Andererseits erwarten die Bürgerinnen und Bürger zu Recht, dass wir trotzdem die Perspektiven nicht aus dem Auge verlieren und mögliche Öffnungsszenarien vorbereiten. Deshalb möchten wir im Rahmen eines Modellprojekts Öffnungsschritte mithilfe von Schnelltests erproben“, sagt Sigel.

Öffnungen mit Sicherheit: Landkreis will Modellprojekt werden.

In einem gemeinsamen Schreiben an Sozialminister Manne Lucha bieten Sigel und die Sprecher der Städte und Gemeinden an, im Rems-Murr-Kreis ein weiteres Modellprojekt unter dem Motto „Öffnen mit Sicherheit“ zu starten.

Nachdem die Universitätsstadt Tübingen bereits Modellprojekt ist, setzen die jüngsten Beschlüsse der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefs der Länder vom 22. März ebenfalls auf solche zeitlich befristeten Modellprojekte. Das Schreiben wurde gemeinsam von Landrat Richard Sigel, Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull als Sprecherin der Oberbürgermeister und Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr als Sprecher der Bürgermeister unterzeichnet.

„Wir stehen bereit, nach den Erfahrungen in einer Stadt Erfahrungen zu Öffnungskonzepten mit konsequentem Testen in einem Flächenlandkreis zu sammeln. Dies ist aus unserer Sicht wichtig, denn die Herausforderungen in der Fläche sind gänzlich andere. Trotz steigender Inzidenzen müssen solche Projekte jetzt vorbereitet und geplant werden, um sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch den Unternehmen eine Öffnungsperspektive zu bieten“, betont der Landrat.

„Wir haben ein einmaliges und flächendeckendes Netz mit mehr als 120 Testzentren über dem gesamten Landkreis aufgespannt. Fast täglich kommen neue Partner dazu, die sich auf das Online-Portal aufschalten und die Software nutzen. Die Buchung läuft zentral und unkompliziert über unser Schnelltestportal, die Tests finden dezentral und wohnortnah statt. Zweitens bietet unser Landkreis mit dem Mix aus städtischem und ländlichem Raum optimale Bedingungen, um etwa auch Testkonzepte für die Gastronomie in der Fläche auszuprobieren. Drittens geht der Rems-Murr-Kreis bei der Kontaktpersonennachverfolgung gemeinsam mit den Städten und Gemeinden einen bewährten Sonderweg: Die Kontakte werden dezentral innerhalb der kommunalen Familie nachverfolgt. Diese Struktur ist bewährt und belastbar“, so der Landrat weiter.

Apotheken, Arztpraxen, Kommunen und der Landkreis arbeiten im Rems-Murr-Kreis Hand in Hand, so Bernlöhr, Zull und Sigel. Mit diesem System konnte nicht nur für die Schulen im Landkreis eine professionelle Teststruktur aufgebaut werden, sondern auch weitere Partner werden Schritt für Schritt in das Netzwerk eingebunden. Die kommunale Familie ist im Gespräch mit der IHK, der Gastronomie, dem Tourismus und den Vereinen im Landkreis. Auch die Rems-Murr-Kliniken und die Hilfsorganisation stehen bereit und würden ihren Beitrag im Rahmen eines Modellprojekts leisten.

„Die Bürgerinnen und Bürger, aber auch der Einzelhandel und die Gastronomie erwarten in dieser dritten Welle zu Recht kreative Lösungen und Öffnungsperspektiven“, teilt Landrat Sigel in einer Pressemitteilung am Donnerstag mit. „Angesichts der steigenden Coronafallzahlen müssen wir sicherlich weiterhin umsichtig sein. Letztlich kann uns nur das Impfen aus der Krise führen. Aber dort, wo es möglich ist, sollten wir Öffnungskonzepte erproben – auch um für die Zeit nach der dritten Welle gewappnet zu sein“, sagt Sigel.

In dieser fragilen Lage appelliert der Landrat an die Bürgerinnen und Bürger: „Es kommt jetzt auf uns alle an. Denken Sie bitte weiterhin an Abstand, Lüften, Masken und Hygiene. Einem kurzen Beisammensein kann eine lange Quarantäne folgen.“ Gerade auch mit Blick auf Ostern bittet der Landrat die Bürgerinnen und Bürger, die kostenlosen Schnelltests zu nutzen: „Schnelltests bieten zumindest für den Moment ein Stück mehr Sicherheit und Klarheit. Im Rems-Murr-Kreis haben wir inzwischen ein flächendeckendes Netz an Testzentren geknüpft. Helfen Sie mit, nur gemeinsam können wir es schaffen, dem Virus einen Riegel vorzuschieben“, so Sigel weiter.

Im Schnelltestportal des Landkreises unter www.rems-murr-kreis.de/schnelltest stehen mehr als 120 Testzentren für kostenlose Schnelltests bereit.

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Erstellt:
25. März 2021, 17:54 Uhr

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