Weihnachten sicher mit Großeltern feiern

Landkreis und DRK bieten kurz vor Weihnachten kostenlose Coronaschnelltests für Angehörige von Heimbewohnern an. Wer nicht zu diesem Personenkreis gehört, sich aber testen lassen will, muss sich an private Anbieter halten.

Helfer des DRK aus dem gesamten Rems-Murr-Kreis sind im Corona-Schnelltestzentrum am Klinikum Winnenden aktiv. Foto: DRK Rems-Murr

Helfer des DRK aus dem gesamten Rems-Murr-Kreis sind im Corona-Schnelltestzentrum am Klinikum Winnenden aktiv. Foto: DRK Rems-Murr

Von Lorena Greppo

WAIBLINGEN. Ein wenig Herzenswärme an Weihnachten – das will der Landkreis Rems-Murr den Bewohnern von Einrichtungen der Pflege und der Behindertenhilfe ermöglichen. Damit der Besuch von Angehörigen so sicher wie möglich abläuft, können sich diese kurz vorher mit einem Schnelltest auf das Coronavirus testen lassen. „An Weihnachten zu Oma und Opa – aber sicher“, lautet das Motto. Eine Idee, die schon mit der Einrichtung des Testzentrums entstanden war. „Der Wunsch nach Besuch und Nähe ist bei Heimbewohnern oft besonders groß“, weiß die Sprecherin des Landratsamts Martina Keck. Deshalb habe diese Personengruppe höchste Priorität.

Einige Kommunen in Baden-Württemberg bieten zentral errichtete Abstrichstellen an, wo sich jeder vor den Weihnachtstagen testen lassen kann. Nach Angaben des Ministeriums für Soziales und Integration stellt dieses am 23. und 24. Dezember an rund 150 Standorten in über 120 Städten und Gemeinden insgesamt 80000 kostenlose Antigenschnelltests zum Nachweis des Coronavirus aus der Notreserve des Landes zur Verfügung. Allerdings appelliert der Gesundheitsminister Manfred Lucha an die Bevölkerung: „Eingeladen zur Testung sind nur all jene, die an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen alte oder kranke Angehörige besuchen möchten, die sonst einsam und alleine wären. Wer sich für die Party mit Freunden ‚freitesten‘ möchte, ist hier fehl am Platz.“ „Auch wir haben lange gemeinsam mit dem DRK überlegt, ob wir das anbieten können“, sagt Keck. Im Endeffekt sei das aber eine Frage der Kapazität gewesen. Nicht zuletzt müsse man Rücksicht auf die Ehrenamtlichen nehmen, die für diese Aktionen eingespannt werden.

Denn um eine größtmögliche Sicherheit zu bieten, müssen die Tests kurz vor den Weihnachtstagen erfolgen – sprich am 23. und 24. Dezember. An nur zwei Tagen flächendeckend Tests anzubieten, die in der Theorie von allen mehr als 400000 Einwohnern des Landkreises in Anspruch genommen werden können – das sei nicht drin gewesen. Man habe sich deshalb auf besonders vulnerable Gruppen konzentriert, so Keck.

Über die Einrichtungsleitungen kommen Angehörige an den Link.

In einem aktuellen Schreiben wendet sich Landrat Richard Sigel angesichts der nahenden Weihnachtsfeiertage und der neuen Coronaverordnung an die Einrichtungsleitungen: „Wir wissen, welch große Kraftanstrengungen Sie seit Beginn der Pandemie vor Ort betreiben, um Ihrem Fürsorgeauftrag für die Ihnen anvertrauten Menschen gerecht zu werden. Hierfür möchte ich Ihnen meine größte Hochachtung aussprechen und mich herzlich bei Ihnen bedanken“, schreibt der Landrat. „Die Weihnachtstage werden aber sicher einen besonderen Bedarf nach Besuchertestung bei Angehörigen hervorrufen“, so Sigel weiter. „Einen Bedarf, den Sie vielleicht angesichts der neuen Vorgaben der Coronaverordnung nicht vollumfänglich und so kurzfristig erfüllen können.“ Demnach sollen Besuche im Pflegeheim in der aktuellen Lage nur nach vorherigem Coronaschnelltest oder mit FFP2-Maske möglich sein, um die besonders gefährdete Personengruppe zu schützen.

Kreis und DRK wollen hierbei unterstützend tätig werden. Die Einrichtungsleitungen, auch von ambulanten Diensten, erhalten einen Link zur Online-Anmeldung, den sie an die Angehörigen weitergeben können – für den Fall, dass die Einrichtungen die Besuchertestung nicht selbst stemmen können. Die Angehörigen bekommen dann Ort und Termin für einen Schnelltest mitgeteilt. Der Ort werde absichtlich nicht öffentlich bekannt gegeben, damit das Angebot nicht von anderen ausgenutzt wird. „Das wird bewusst keine Marktplatzaktion“, stellt Keck klar. Getestet werde in einer Halle irgendwo im Landkreis. 1000 Tests können auf diese Weise von Ehrenamtlichen des DRK am 23. und 24. Dezember vorgenommen werden. Die Tests stellt das Sozialministerium Baden-Württemberg kostenlos zur Verfügung, der Landkreis unterstützt bei Bedarf mit weiteren Tests. Interessierte Angehörige werden gebeten, sich an die jeweiligen Einrichtungsleitungen zu wenden. „Wir möchten mit dieser Aktion die Heime unterstützen und den Betroffenen etwas mehr Sicherheit und ein wenig Herzenswärme an Weihnachten ermöglichen – wenn auch mit Abstand und Umsicht“, ergänzt Landrat Sigel.

Was aber können Personen tun, deren Angehörige nicht in einem Pflegeheim wohnen, wenn sie beim Weihnachtsbesuch dennoch auf Nummer sicher gehen wollen? Im Schnelltestzentrum der Rems-Murr-Kliniken in Winnenden bekommen sie keinen Termin. Dieses wurde eingerichtet für Reihentestungen in Kindertagesstätten und Schulen, bei Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehren oder für Verwaltungsmitarbeiter. Damit sei das Zentrum derzeit auch noch ausgelastet, erklärt Keck. Die Schulferien hätten sich noch nicht bemerkbar gemacht – ganz im Gegenteil: Die vergangene Woche sei mit 878 Tests die arbeitsreichste gewesen.

Experten raten Laien davon ab, sich zu Hause selbst zu testen.

Auch Arztpraxen sind nicht dazu verpflichtet, ihren Patienten, wenn diese keine Symptome zeigen oder beispielsweise von ihrer Coronawarnapp einen entsprechenden Hinweis bekommen haben, einen Coronaschnelltest anzubieten. Wer bei seinem Hausarzt nachfragt, kann Glück haben und einen Test bekommen – oder auch nicht. Davor, Schnelltests im Internet zu bestellen und selbst zu testen, raten Experten dringend ab. Denn der Abstrich muss fachmännisch vorgenommen werden. Nicht umsonst wurden Pflegekräfte sowie etwa Einsatzkräfte des DRK speziell hierfür geschult. Der Test ist, wenn er richtig ausgeführt wird, unangenehm, in manchen Fällen gar schmerzhaft. Das Risiko, dass Laien den Abstrich nicht richtig vornehmen und der Test somit ein falsches Ergebnis zeigt, sei hoch.

Unternehmen wie Cegat in Tübingen oder Covimedical, die unter anderem ein Zentrum in Stuttgart eingerichtet haben, bieten Coronaschnelltests für Privatleute an – allerdings sind diese aus eigener Tasche zu bezahlen. Die Kosten liegen bei 40 bis 65 Euro, zudem müsse mit einer langen Wartezeit gerechnet werden. Gerade vor den Feiertagen verzeichnen die Testzentren eine hohe Nachfrage.

Wenn Angehörige schlussendlich ihren Test bekommen haben und dieser negativ ausfällt – ist dann alles gut? Nicht zwingend. Der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Sven Knödler weist darauf hin, dass trotz eines negativen Schnelltests Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden sollten. Man dürfe sich nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. „Schließlich ist ein Test nur eine Momentaufnahme.“

Kontakt für Einrichtungen

Einrichtungsleitungen finden weitere Informationen und Kontaktdaten auf der Internetseite des Landratsamts unter www.rems-murr-kreis.de.

Ansprechpartner sind die Mitarbeitenden der Stabsstelle Sozialplanung des Sozialdezernats, Thomas Herrmann und Dorothee Haug-von Schnakenburg.

Für weitere Fragen ist die Corona-Hotline des Landkreises unter der Telefonnummer 07151/501-3000 von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 17 Uhr erreichbar.

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Erstellt:
19. Dezember 2020, 06:00 Uhr

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