Fernsehfilm im ZDF

Abendessen mit Folgen

Zwei Familien, zwei gesellschaftliche Welten. Was ein einfaches Abendessen werden sollte, um einander kennenzulernen, eskaliert. Der unterhaltsame Auftakt zur ZDF-Komödienstrecke im September.

Soraya (Neda Rahmanian, l.) und André Faber (Matthias Koeberlin) wollen die Eltern des Freundes (Paul Sundheim, re.) ihrer Tochter (Hannah Schiller, 3. v. l.) kennenlernen.

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Soraya (Neda Rahmanian, l.) und André Faber (Matthias Koeberlin) wollen die Eltern des Freundes (Paul Sundheim, re.) ihrer Tochter (Hannah Schiller, 3. v. l.) kennenlernen.

Von Dominika Bulwicka-Walz

Zwischen drei Kleidern muss sich Soraya (Neda Rahmanian) entscheiden. Sie wählt das rosafarbene. Aber ist es auch das richtige? Schließlich kommen die Eltern von Leon (Paul Sundheim), dem Freund ihrer Tochter, zum Abendessen. Man wird also eine Zweckgemeinschaft sein und will einen guten Eindruck hinterlassen. Für das Essen ist Sorayas Mann André (Matthias Koeberlin) zuständig, ein ambitionierter Hobbykoch, und im Gegensatz zu seiner Frau bleibt er stets gelassen.

Währenddessen: Leons Eltern machen sich auf dem Motorrad auf den Weg. Dafür hat sich Monika Popov (Josefine Preuß) auch ganz schön in Schale geworfen: grüner Lidschatten, goldene Jacke und Plateaustilettos. Einen Blumenstrauß aus dem Supermarkt bringen sie auch mit, sogar den größten. Sie planen fest, sich von den „Bonzen“ nicht beeindruckt zu zeigen. Als die Popovs den Garten und den Pool der Fabers sehen, flippen sie vor Begeisterung dennoch regelrecht aus und sind gar nicht mehr so vornehm, wie Viktor (Maximilian Grill) mit seinem Handkuss zur Begrüßung suggerieren wollte. Missverständnisse, Wortwitz und die ständig vor Augen gehaltenen Gegensätze machen den Film „Gäste zum Essen“ unterhaltsam.

Und endlich ergibt sich dann auch bald eine Möglichkeit, das Thema anzuschneiden, das den Fabers auf den Nägeln brennt – nämlich welch schlechten Einfluss Leon auf ihre Tochter Mila (Hannah Schiller) hat. Das Mädchen vernachlässige die Schule. Doch was sagen Leons Eltern da? Leon hatte Mila angeboten, ihr Nachhilfe zu geben, wie bereits drei anderen Mitschülern auch?

Geheimnisse werden gelüftet

Mila kommt am Abend schließlich auch dazu – allerdings alleine. Der zweite Knall folgt sogleich: Mila und Leon haben sich nämlich getrennt. Der dritte: Mila ist schwanger.

Drehbuchautorin und Regisseurin Carolin Otterbach lässt das Essen nun komplett zur Nebensache werden. Alle werden immer gereizter, und ungewollt kommt ein Geheimnis nach dem anderen ans Tageslicht – sowohl bei den Popovs als auch bei den Fabers. Und mehr und mehr fällt die vermeintliche Überlegenheit der Fabers. Andrés Blick lässt vermuten, dass er Monika und ihren Sohn um ihr inniges Verhältnis beneidet. Und es wird klar: Alle haben Probleme, und bei allen brodelt es unter der Oberfläche. Familiäre Schwierigkeiten kennen keine gesellschaftlichen Unterschiede. Im Laufe des Abends verbünden sich die Figuren in immer neuen, unerwarteten und amüsanten Konstellationen.

Runde Charaktere

Die Schauspieler gehen in ihren Rollen richtig auf. Monika ist eine fröhliche und hart arbeitende Frau, die keine Zeit für sich hat und die ihren Sohn aus tiefstem Herzen liebt. Leon entpuppt sich als ein höflicher, netter und vorausschauender Junge, der sich Gedanken um die Zukunft macht. Und Mila, das Musterbeispiel einer verwöhnten Teenagertochter, die wahrscheinlich in ihrem ganzen Leben noch nie einen Satz gehört hatte wie „Das können wir uns nicht leisten“, sinniert darüber, dass sie bereit ist, mit ihrem Neugeborenen in eine Sozialwohnung in der Stadt zu ziehen.

Einige Szenen sind überzeichnet, und der Zuschauer fragt sich, ob sie so wirklich notwendig waren. Ansonsten ist der Auftaktfilm der ZDF-Komödienstrecke ein unterhaltsames Kammerspiel, im Stil von „Gott des Gemetzels“ mit glaubhaften Darstellern, einem gelungenen Setting, durchaus ernsten Problemen und jeder Menge Komik.

Gäste zum Essen. Donnerstag, 14. September, 20.15 Uhr, ZDF

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Erstellt:
13. September 2023, 15:02 Uhr
Aktualisiert:
13. September 2023, 15:37 Uhr

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