Architektur Balthasar Neumann Preis 2023

Architekturpreis für begrünten Campus

Der mit 10 000 Euro dotierte Balthasar-Neumann-Preis geht an ökologische Neubauten und einen Getreidespeicher. Diese fünf Projekte haben die Jury überzeugt – ein Überblick.

Siegerprojekt des  mit 10 000 Euro dotierten Balthasar-Neumann-Preises 2023 ist eine Studentenwohnanlage in Rosenheim.

© CampusRO/Sigurd Steinprinz

Siegerprojekt des mit 10 000 Euro dotierten Balthasar-Neumann-Preises 2023 ist eine Studentenwohnanlage in Rosenheim.

Von Nicole Golombek

Der mit 10 000 Euro dotierte und alle zwei Jahre verliehene Balthasar-Neumann-Preis 2023 geht an einen Campus für studentisches Wohnen, der auf dem Gelände einer ehemals zu hundert Prozent versiegelten Gewerbefläche entstanden ist.

Der Entwurf stammt von ACMS Architekten aus Wuppertal, Bauherrin ist die CampusRO Projektentwicklungs GmbH. Das gaben die Auslober Bund Deutscher Baumeister (BDB) und die Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) bekannt. Bei dem Preis im Jahr 2021 gingen zwei Auszeichnungen nach Stuttgart, in diesem Jahr stammen die Gewinner aus Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen.

Sieger ist eine Campusanlage

Die Campusanlage für studentisches Wohnen, die als Ensemble auf einem Gebiet nahe der Hochschule in Rosenheim umgesetzt wurde, schaffe durch ihre bauliche Gliederung eine neue Qualität für den Ort, „der durch differenzierte Kommunikations- und Aufenthaltsräume heute einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert bedeutet“, befand die Jury.

Mehr Grünflächen und Gemeinschaftsorte

Soziale Nachhaltigkeit werde über vielfältige Gemeinschaftsflächen im Freiraum und auf den Dächern der Neubauten wie selbstverständlich integriert und auch über die offene, kommunikative Laubengangstruktur begünstigt. Auf dem entsiegelten Grundstück wurde ein hoher Anteil an kühlenden Grünflächen vorgesehen, die sowohl am Boden als auch auf dem Dach vielfältige Möglichkeiten für Versickerung, Regenrückhaltung und Baumbewuchs bieten.

Die Jury unter dem Vorsitz von Professorin Jutta Albus von der Technischen Universität Dortmund wählte unter den 55 Einsendungen weitere vier Projekte aus, die Anerkennungen erhielten, Themen wie ökologisches Bauen und qualitätvoller Umbau im Bestand waren auch hier wichtige Faktoren.

Der Holzstrohbau Haus St. Wunibald Benediktinerkloster Plankstetten, Berching ist darunter, über die Auszeichnungen freuen sich Hirner & Riehl Architekten und Stadtplaner aus München. Das Holzstrohhaus St. Wunibald „ist ein zeitgemäßes Seminargebäude im historischen Kontext“, so die Jury. Für den Neubau spielten Belange des Denkmalschutzes ebenso eine Rolle wie die Verwendung regionaler ökologischer Baumaterialien.

Beeindruckt war die Jury auch vom Umbau eines ehemaligen Getreidespeichers mit Verladebrücke in Hamburg von SEHW Architekten aus Hamburg. Gelobt wurde, dass beim Umbau und der denkmalgerechten Instandsetzung „der Charakter des Gebäudes mit der massiven Tragstruktur aus Beton erhalten“ werden konnte. Gleichzeitig ist man keine Kompromisse beim architektonischen Anspruch eingegangen.

Innovative Planung

Zwei der Anerkennungen gingen nach Nordrhein-Westfalen. Überzeugen konnte ein Neubau: das Kreisarchiv Viersen in Nordrhein-Westfalen von DGM Architekten aus Krefeld nehme „identitätsbildend Bezug zum städtebaulichen Umfeld“ und soll „durch den Einsatz entsprechender Materialien als Baustoffspeicher dienen“, das Projekt überzeugte zudem „durch die zahlreichen innovativen, partnerschaftlichen Planungsansätze“.

Der Neubau des Eingangsgebäudes Freilichtmuseum Hagen stammt von Schnoklake Betz Dömer Architekten aus Münster. Die Architekten punkteten mit einer „tiefgreifenden Einbindung in die Natur“, sie mache den Übergang in das Museum für die Besucherinnen und Besucher auch „sinnlich erfahrbar“. Der Entwurf erfreute die Jury außerdem durch eine sehr gute interdisziplinäre Durcharbeitung und die nachhaltige Bauweise.

Auf der zuvor zu 100 Prozent versiegelten Fläche des Grundstücks in Rosenheim (Bayern) wurde ein hoher Anteil an kühlenden Grünflächen vorgesehen, die sowohl am Boden als auch auf dem Dach vielfältige Möglichkeiten für Versickerung, Regenrückhaltung und Baumbewuchs bieten.

© CampusRO /Sigurd Steinprinz

Auf der zuvor zu 100 Prozent versiegelten Fläche des Grundstücks in Rosenheim (Bayern) wurde ein hoher Anteil an kühlenden Grünflächen vorgesehen, die sowohl am Boden als auch auf dem Dach vielfältige Möglichkeiten für Versickerung, Regenrückhaltung und Baumbewuchs bieten.

Blick ins Innere der Studentenwohnanlage in Rosenheim. Die Umsetzung der Neubauten wurde partnerschaftlich, gemäß der hohen energetischen und bautechnischen Standards entwickelt (u.a. KfW 40 plus, DGNB-Golz-Zertifizierung) und als Holz-Hybrid-Konstruktion mit Holz aus lokalen Wäldern und hohem Vorfertigungsgrad umgesetzt, wodurch 1.250 Tonnen CO2 im Vergleich zu einer massiven Bauweise eingespart werden konnten. Positiv wird auch die Nutzung der Altmasse aus dem Bestandsgebäude bewertet.

© CampusRO/Sigurd Steinprinz

Blick ins Innere der Studentenwohnanlage in Rosenheim. Die Umsetzung der Neubauten wurde partnerschaftlich, gemäß der hohen energetischen und bautechnischen Standards entwickelt (u.a. KfW 40 plus, DGNB-Golz-Zertifizierung) und als Holz-Hybrid-Konstruktion mit Holz aus lokalen Wäldern und hohem Vorfertigungsgrad umgesetzt, wodurch 1.250 Tonnen CO2 im Vergleich zu einer massiven Bauweise eingespart werden konnten. Positiv wird auch die Nutzung der Altmasse aus dem Bestandsgebäude bewertet.

Eine Anerkennung gab es für den  Holzstrohbau Haus St. Wunibald Benediktinerkloster Plankstetten in  Berching (Bayern) durch hirner & riehl architekten und stadtplaner. „Der zurückhaltende, schlicht gestaltete und in die Topografie eingebettete Neubau fügt sich städtebaulich entlang des bestehenden Wirtschaftsteils gut in die denkmalgeschützte Klosteranlage ein“, lobt die Jury.

© Haus St. Wunibald/Sebastian Schels

Eine Anerkennung gab es für den Holzstrohbau Haus St. Wunibald Benediktinerkloster Plankstetten in Berching (Bayern) durch hirner & riehl architekten und stadtplaner. „Der zurückhaltende, schlicht gestaltete und in die Topografie eingebettete Neubau fügt sich städtebaulich entlang des bestehenden Wirtschaftsteils gut in die denkmalgeschützte Klosteranlage ein“, lobt die Jury.

Das gemischt genutzte Gebäude mit Kindergarten, Pfarrverwaltung und 30 Gästezimmern, überzeugt durch den konsequenten Einsatz ökologischer Materialien in innovativer Holz-Strohbauweise.

© Haus St. Wunibald/Sebastian Schels

Das gemischt genutzte Gebäude mit Kindergarten, Pfarrverwaltung und 30 Gästezimmern, überzeugt durch den konsequenten Einsatz ökologischer Materialien in innovativer Holz-Strohbauweise.

Fortgesetzt wird das nachhaltige Materialkonzept im Innenausbau mit Oberflächen aus sichtbarbelassenen verdübelten Balkendecken, Lehmputz auf den Strohwänden, Hanfdämmung für den Schallschutz und Fichtenholz der Inneneinrichtung aus dem Klosterforst.

© Haus St. Wunibald/Sebastian Schels

Fortgesetzt wird das nachhaltige Materialkonzept im Innenausbau mit Oberflächen aus sichtbarbelassenen verdübelten Balkendecken, Lehmputz auf den Strohwänden, Hanfdämmung für den Schallschutz und Fichtenholz der Inneneinrichtung aus dem Klosterforst.

Mit „der sensiblen Bewahrung und zeitgemäßen Wiederbelebung der bestehenden charakteristischen Hafenarchitektur trägt die Revitalisierung des ehemaligen Getreidespeichers von 1937 wesentlich zur Erhaltung des Genius Loci an der Großen Elbstraße am alten Altonaer Hafenkai bei und . . .

© Getreidespeicher/Jakob Börner

Mit „der sensiblen Bewahrung und zeitgemäßen Wiederbelebung der bestehenden charakteristischen Hafenarchitektur trägt die Revitalisierung des ehemaligen Getreidespeichers von 1937 wesentlich zur Erhaltung des Genius Loci an der Großen Elbstraße am alten Altonaer Hafenkai bei und . . .

. . . leistet einen wertvollen Beitrag zur Identitätswahrung bei der städtebaulichen Entwicklung des Stadtteilsanierung und Umbau eines Getreidespeichers in Hamburg“, lobt die Jury.

© Getreidespeicher/Jakob Börner

. . . leistet einen wertvollen Beitrag zur Identitätswahrung bei der städtebaulichen Entwicklung des Stadtteilsanierung und Umbau eines Getreidespeichers in Hamburg“, lobt die Jury.

Blick ins Innere des von SEHW Architekten denkmalgerecht umgebauten Getreidespeichers Hamburg.

© Getreidespeicher/Jakob Börner

Blick ins Innere des von SEHW Architekten denkmalgerecht umgebauten Getreidespeichers Hamburg.

Schnoklake Betz Dömer Architekten entwarfen zwei ineinander verschränkte Volumen mit gegenläufigen Pultdächern als neues Eingangsgebäude für das Freilichtmuseum Hagen im südöstlichen Ruhrgebiet.

© Caspar Sessler/Freilichtmuseum Hagen

Schnoklake Betz Dömer Architekten entwarfen zwei ineinander verschränkte Volumen mit gegenläufigen Pultdächern als neues Eingangsgebäude für das Freilichtmuseum Hagen im südöstlichen Ruhrgebiet.

„Die tiefgreifende Einbindung in die Natur macht den Übergang in das Museum für die Besucherinnen und Besucher auch sinnlich erfahrbar“, lobt die Jury.

© Freilichtmuseum Hagen/Caspar Sessler

„Die tiefgreifende Einbindung in die Natur macht den Übergang in das Museum für die Besucherinnen und Besucher auch sinnlich erfahrbar“, lobt die Jury.

Der Entwurf des Freilichtmuseums Hagen überzeugte die Jury durch eine sehr gute interdisziplinäre Durcharbeitung und die nachhaltige Bauweise und erhielt ebenfalls eine Anerkennung

© Freilichtmuseum Hagen/Caspar Sessler

Der Entwurf des Freilichtmuseums Hagen überzeugte die Jury durch eine sehr gute interdisziplinäre Durcharbeitung und die nachhaltige Bauweise und erhielt ebenfalls eine Anerkennung

„Der architektonisch in zwei Baukörper gegliederte Neubau des Kreisarchivs Viersen bildet konsequent die beiden wesentlichen Aufgaben eines Archivs – Archivwesen und Publikumsverkehr – ab und nimmt identitätsbildend Bezug zum städtebaulichen Umfeld“, lobt die Jury.

© Bildarchiv Montheim

„Der architektonisch in zwei Baukörper gegliederte Neubau des Kreisarchivs Viersen bildet konsequent die beiden wesentlichen Aufgaben eines Archivs – Archivwesen und Publikumsverkehr – ab und nimmt identitätsbildend Bezug zum städtebaulichen Umfeld“, lobt die Jury.

Das Kreisarchiv-Gebäude in Viersen von DGM Architekten soll durch den Einsatz entsprechender Materialien als Baustoffspeicher dienen und überzeugte die Jury zudem durch die zahlreichen innovativen, partnerschaftlichen Planungsansätze.

© Bildarchiv Montheim

Das Kreisarchiv-Gebäude in Viersen von DGM Architekten soll durch den Einsatz entsprechender Materialien als Baustoffspeicher dienen und überzeugte die Jury zudem durch die zahlreichen innovativen, partnerschaftlichen Planungsansätze.

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Erstellt:
24. April 2023, 20:04 Uhr

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