Die Galerie Thomas Fuchs wächst weiter
„Auch ein Bekenntnis zum Standort Stuttgart“
Viele Galerien wechseln in kleinere Räume – nicht so die Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs. Sie wartet zum Galerienrundgang Art Alarm mit einem Paukenschlag auf.
Von Nikolai B. Forstbauer
Die Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs präsentiert zum Galerienrundgang Art Alarm an diesem Samstag und Sonntag, 21. und 22. September, neue Bilder des in New York lebenden Malers Logan T. Sibrel und überrascht mit einer deutlichen Ausweitung ihrer Ausstellungsräume. Thomas Fuchs begründet den Schritt.
Herr Fuchs, Sie bleiben in der räumlichen Offensive, vergrößern die Galerie erneut. Wie viele Quadratmeter kommen denn jetzt hinzu?
Tatsächlich sind es 190 Quadratmeter Ausstellungsfläche in den neuen Räumen. Die Gesamtfläche der neuen Räume in der Augustenstraße 63 beträgt nun um die 240 Quadratmeter.
Was heißt dies für die angestammten Räume Ihrer Ladengalerie in der Reinsburgstraße?
Die Räume in der Reinsburgstraße 68A bleiben bestehen und werden weiter bespielt. Wir sehen beide Galerieorte als gleich wichtig an. Unser Publikum kann dann zwei Ausstellungen sehen, die beiden Räume sind nur wenige hundert Meter voneinander entfernt.
Solcher Zuwachs kann immer noch überraschen. Immerhin ist es gar nicht lange her, dass die These des Abschieds vom festen Galerieraum ganze Kunstmagazine füllte. Ist die Idee des nicht mehr notwendigen festen Ortes doch nur Theorie?
Es gibt unterschiedliche Modelle. Für uns haben feste Galerieräume einen hohen Stellenwert, um Werke im Original in angemessenem Rahmen präsentieren zu können. Auch unsere Künstlerinnen und Künstler legen Wert darauf, dass neue Werke öffentlich gezeigt und gesehen werden. Was eindeutig besser ist – wir können mit der räumlichen Erweiterung jetzt eher auch thematische Gruppenausstellungen zeigen.
Das hört sich nach weiterer Offensive an.
Die neuen Räume sind auch ein Bekenntnis zum Standort Stuttgart und sollen ganz grundsätzlich ein Zeichen gegen die weitverbreitete gedrückte Stimmung setzen.
Sie sind mit Ihrer Galerie aktuell auf zahlreichen Kunstmessen präsent, zuletzt in Kopenhagen und New York. Wird sich dies mit der neuen Konstellation ändern?
Kunstmessen sind für uns sehr wichtig, damit wir Werke unserer Künstler national und international zeigen können und mit Sammlern und Kuratoren in persönlichen Kontakt kommen und bleiben. Wir beabsichtigen weiterhin, national und international auf Kunstmessen auszustellen. Wir überlegen aber genau, für welche Messen wir uns bewerben.
Auch aus Kostengründen?
Messeteilnahmen sind teuer und organisatorisch aufwendig. Bei den „großen Messen“ ist die Zulassung auch nicht sicher. Es können also durchaus Messen wegfallen, an denen wir bisher teilgenommen haben – aber genauso auch neue dazukommen.
Zum Auftakt in den neuen Räumen zeigen Sie Werke des US-amerikanischen Malers Logan T. Sibrel. Auffallend ist für mich ein unvoreingenommener und gerade dadurch auf eigene Weise höflich Abstand wahrender Blick. Was interessiert Sie an Sibrels Bildern?
Ich empfinde die gezeigten Bilder von Logan T. Sibrel als vertraut, intim. Die Werke der Ausstellung beruhen auf persönlichen Erfahrungen, sie zeigen Orte, die er bereiste – wiederholt etwa Berlin – und ihm vertraute Personen. Die Gesichter der Personen sind oft nicht zu erkennen, die Orte ergeben sich vielfach allenfalls aus den Titeln. So sind sie offen für den Betrachter. Zudem interessiert mich an seinen Werken auch sein Umgang mit dem Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe.
Inwiefern?
Da möchte ich Logan T. Sibrel selbst zitieren: „Ich glaube, von einem schwulen Künstler, der über einen Ort wie Berlin malt, wird erwartet, dass er über Drogen und anonymen Sex malt; ich will die Leute, die das tun, in keiner Weise verurteilen – mehr Macht für euch. Es ist fast ein Witz, den ich mir selbst mache – dass ich, anstatt diesen, vielleicht offensichtlicheren, Weg zu gehen, ein Gemälde von jemandem machen würde, der einfach nur eine Zigarette im Park genießt.“ Und er sagt: „Im Grunde genommen stört mich der Gedanke der Anpassung sehr. Ich möchte mich gegenüber denjenigen, die diese Identität nicht teilen, ganz klar und öffentlich zu meiner Identität bekennen, während ich mich gegenüber denjenigen, die diese Identität teilen, weigere, die Mannschaftsuniform anzuziehen, die von mir erwartet wird.“
Eine Galerie, zwei Bühnen
Galerie Thomas Fuchs Anlaufpunkt für das Publikum ist bisher die Ladengalerie in der Reinsburgstraße 68A. Einen temporär geöffneten Showroom hatte die Galerie im Stuttgarter Westen in der zwei Gehminuten entfernten Augustenstraße 63 im ersten Stock. Im Rahmen des Jubiläums 25 Jahre Galerienrundgang Art Alarm am 21. und 22. September eröffnet die Galerie an diesem Freitag, 20. September (18 bis 21 Uhr), im Erdgeschoss des Gebäudes Augustenstraße 63 einen neuen großen Ausstellungsraum.
Die AusstellungenEine Galerie, zwei Bühnen – dies erlaubt zum Art Alarm zwei Ausstellungen. In der Reinsburgstraße 68a und im kleineren, hinteren Raum im Erdgeschoss des Gebäudes Augustenstraße 63 sind Werke von Patrick Angus, Rainer Fetting, Dylan Hurwitz, Stephan Jung, Ruprecht von Kaufmann, Yongchul Kim und Moritz Schleime zu sehen. Im Erdgeschoss der Augustenstraße 63 werden die neuen Galerieräume mit einem Panorama neuer Bilder von Logan T. Sibrel eröffnet. Titel der Schau ist „A Passenger“. Beide Ausstellungen sind bis zum 19. Oktober zu sehen – Mittwoch bis Freitag 13 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr.
Zur PersonThomas Fuchs wurde 1978 in Graz geboren. Der gelernte Restaurantfachmann hat zunächst in der Geschäftsführung des elterlichen Produktionsbetrieb für Kleidung gearbeitet. 2012 eröffnete er in Stuttgart die Galerie Thomas Fuchs. Die Galerie führt er gemeinsam mit Andreas Pucher.