„Gänsekrieg“-Schauspieler sind Backnanger auf Zeit

Die letzten drei Aufführungen des Theaterstücks „Der Gänsekrieg“ stehen bevor. Für die vier Schauspieler, die aus größerer Entfernung kommen, geht damit auch eine besondere Zeit in Backnang zu Ende. Neben der Arbeit konnten sie die Stadt ein klein wenig kennenlernen.

Emily Schmeller als Violetta (links) und Tino Leo als Cosmas in dem Stück „Der Gänsekrieg“ in Backnang. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Emily Schmeller als Violetta (links) und Tino Leo als Cosmas in dem Stück „Der Gänsekrieg“ in Backnang. Foto: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Backnang. Heute Abend sowie am Wochenende bringt das Bandhaus-Theater den „Gänsekrieg“ die letzten Male auf der Freilichtbühne hinter der Stiftskirche zur Aufführung. Damit geht auch für die Schauspieler eine besondere Zeit in Backnang zu Ende. Neben Dirk Waanders aus Stuttgart, Leslie Roehm aus Fichtenberg und Thomas Fritsche aus Heilbronn sind auch vier dabei gewesen, die aus größerer Entfernung herkommen sind – und in den etwa zwei Monaten des Probens und Spielens die Stadt kennengelernt haben. Wie war ihre Zeit in Backnang und wo wohnten sie? Und wie ist es für sie, nun die letzten Male den Gänsekrieg auf der Bühne auszutragen?

„Gänsekrieg“-Schauspieler sind Backnanger auf Zeit

Ronja Losert aus Berlin

„Ich habe so viele Menschen in Backnang kennengelernt, dass ich immer ,Bekannten’ begegne, wenn ich durch die Stadt laufe“, erzählt die Schauspielerin Ronja Losert, die in Berlin wohnt. Dabei habe sie sich sehr wohl gefühlt. „Ich mag Kleinstädte, weil alles fußläufig zu erreichen ist“, erklärt sie. Auch die hügelige Landschaft hat es ihr angetan. Diese hat sie bei Ausflügen in der Umgebung sehr genossen, zum Beispiel in Geislingen an der Steige oder auf der Burg Hohenstaufen. Gerne lag sie auch auf der Wiese an der Murr hinter den Murrbädern, um dort ihre Texte zu lernen oder in die Murr zu springen.

Wenn sie zwischendurch daheim in Berlin war, hat sie an anderen Projekten gearbeitet. So ist sie derzeit für die Koordination eines Projekts zwischen hörenden und gehörlosen Künstlern zuständig. „Ich fand es erstaunlich, dass sich das Bandhaus in Backnang bei mir meldet“, erzählt Losert. Dass Schauspieler von den Theatern in Wohngemeinschaften untergebracht werden, wenn sie von außerhalb sind, sei nicht unüblich. Doch für sie sei es das erste Mal gewesen. „Das ist perfekt, um Anschluss zu finden.“

Jetzt freut sich die Schauspielerin auf die letzten Aufführungen. „Es ist verblüffend und schade, dass die Zeit schon wieder vorbei ist“, bedauert sie. Sie wolle sich besonders auf eine Lockerheit auf der Bühne fokussieren, ohne dabei von ihrer Figur, der Zeitlosen, abzukommen.

„Gänsekrieg“-Schauspieler sind Backnanger auf Zeit

Emily Schmeller aus Wien

Die Schauspielerin Emily Schmeller, die im „Gänsekrieg“ die Rolle der Violetta spielt, produziert auch immer wieder für Hörbücher, Film und Fernsehen. Die Pause zwischen den Vorführungen in Backnang hat sie genutzt, um etwas bei sich daheim in Wien zu entspannen. Seit gestern ist sie wieder zurück in der Backnanger Altstadt, wo sie ebenfalls in der Wohngemeinschaft untergebracht ist.

Die Stadt an der Murr gefällt der 30-Jährigen gut. „Es ist so grün, sobald man ein bisschen rausgeht“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Hund, einem Dackelterrier-Mischling namens Lucky, ist sie oft am Fluss spazieren gegangen. Außerdem ist sie begeistert von dem familiären Zusammenhalt in der kleinen Stadt. Eine Bäckerei habe dem Team zum Beispiel immer Gebäck bereitgestellt. Auch der Zusammenhalt mit den Laienschauspielern sei sehr gut gewesen. „So eine Produktion vor Ort verbindet mit der Stadt. Vor allem durch die ganzen Leute, die man in der Zeit kennenlernt“, sagt sie.

Auf die nächsten Abende freut sich Schmeller sehr. „Die letzten Vorstellungen sind intensiv, weil man eben weiß, dass es die letzten sind“, erklärt sie. Zudem würden sich die Szenen bei jeder Aufführung etwas anders entwickeln. „Man fragt sich: Wie kann ich noch mehr rausbringen? Wie macht es noch mehr Spaß?“ Aber sie ist auch schon gespannt auf ihr nächstes großes Projekt: einen Dreh in Schweden.

„Gänsekrieg“-Schauspieler sind Backnanger auf Zeit

Tino Leo aus Mainz

Als Cosmas steht der Schauspieler Tino Leo aus Mainz auf der Bühne. „Ich finde es schade, dass es schon vorbei ist“, sagt der 39-Jährige über das Stück. „Zum einen, weil es eine runde Sache ist, und zum anderen, weil so gutes Feedback vom Publikum kommt – das macht einfach Spaß“, sagt er. Laut ihm sind die Schauspieler vor der Premiere noch aufgeregt gewesen. Inzwischen ist es routinierter, ohne dass das Stück „abgespielt“ ist. Im Gegenteil: „Man wird sicherer und dadurch freier in seiner Rolle“, so Tino Leo. „Es läuft noch mal lockerer und besser als bei der Premiere.“

Der zweifache Vater ist auch während der Proben und Aufführungen in Backnang stets viel beschäftigt gewesen. Schließlich leitet er auch noch die Schauspielschule Mainz. Eine Wohngemeinschaft kam für ihn daher nicht in Frage. So konnte er in einer separaten Unterkunft in Ruhe einigen seiner Aufgaben als Schulleiter nachgehen. Und wenn er zurück in die Heimat gependelt ist, warteten weitere Projekte, die er als sogenannter Histotainer umsetzt. Er schreibt und spielt historische Stücke, die er auf unterhaltsame Weise für junge Menschen aufbereitet.

Die Backnanger Innenstadt genießt er während seines Aufenthalts sehr, besonders im Eck des Eiscafés. „Es ist eine sehr gemütliche, schöne Altstadt“, so der Schauspieler. „Und das Historische finde ich immer spannend.“ Ein besonderes Highlight war für ihn der gemeinsame Ausflug mit dem befreundeten Schauspielkollegen Dirk Waanders zum Spiel der Oldies des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund und des Oberligisten TSG Backnang.

„Gänsekrieg“-Schauspieler sind Backnanger auf Zeit

Ursula Berlinghof aus München

Am Mittwoch war die Schauspielerin Ursula Berlinghof noch in einem Tonstudio in München beschäftigt. Dort spricht sie gerade das Buch „Die geheimen Pionierinnen der Wirtschaft“ ein. Seit gestern ist sie wieder in Backnang, um ihre Rolle der Bachin im „Gänsekrieg“ zu spielen. „Ich bin immer in mehreren Produktionen gleichzeitig beschäftigt“, erklärt die 61-Jährige. Neben dem Schauspiel und dem Vertonen von Hörbüchern synchronisiert sie auch Dokumentarfilme. Verständlich, dass es da mal stressig werden kann. „Ich komm gerade kaum zum Entspannen“, so Berlinghof.

Umso besser, dass die 61-Jährige während ihrer Zeit in Backnang bei einer Familie der Bürgerbühne untergebracht ist, in Oberschöntal zwischen Apfelbäumen. Die Streuobstwiesen haben es ihr besonders angetan, hier genießt sie die „herrliche Ruhe“, wie sie sagt. Berlinghof wohnt zwar sonst in der Innenstadt Münchens, mag aber auch kleinere Städte. So kann sie doch mal etwas Ruhe tanken, bevor es auf die Bühne geht. Auf die letzten „Gänsekrieg“-Vorstellungen freut sich Berlinghof. Denn seit der Uraufführung vor fast zwei Wochen könne sie mit weniger Angst und mehr Routine agieren. Außerdem mache ihr das Stück viel Spaß.

Tickets Am 29., 30. und 31. Juli gibt es noch Tickets für das Theaterstück, jeweils um 20.30 Uhr. Weitere Informationen findet man unter: www.gaensekrieg.de

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Erstellt:
29. Juli 2022, 06:00 Uhr

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