Bei den Kächeles trifft Temperament auf Bierbauch
Klischees über Schwaben, Männer und Frauen sind das Dauerthema bei Käthe und Karl-Eugen Kächele alias Ute Landenberger und Michael Willkommen. Im gut besuchten Bürgerhaus in Backnang lacht das Publikum mit den beiden – und muss zum Teil selbst an der Show mitwirken.
Von Uta Rohrmann
Backnang. Sie können nicht miteinander und nicht ohne einander. Käthe und Karl-Eugen Kächele sind ein langjähriges schwäbisches Ehepaar, das nebenan wohnen könnte. Ute Landenberger und Michael Willkommen als Comedyduo verstehen es, die Charaktere so authentisch darzustellen, dass wohl bei jeder und jedem im Publikum ein oder eher mehrere Wiedererkennungseffekte entstehen – und schon allein das sorgte für einen höchst vergnüglichen Abend im gut besuchten Bürgerhaus.
Die unterschiedlichen Charaktere – sie die Temperamentvolle, er der Gemütliche mit Bierbauch –, kombiniert mit klassischen Klischees über die Rollen von Mann und Frau, sorgen für Zündstoff in der Beziehung. Die beiden verstehen es, banale Themen sehr unterhaltsam und mit kreativen Details zu beackern. Köstlich ist die Mimik, die vor allem Käthes Wortgefechte noch um Unausgesprochenes ergänzt, ebenso wie die unnachahmlichen Blicke, die die beiden einander zuwerfen. Ganz nebenbei tragen sie nicht nur zur Pflege urschwäbischen Sprachgebrauchs bei, sondern kreieren auch neue Wörter. So hat Käthe einen langen „Schaffzettel“ vorbereitet, damit ihr Mann weiß, was heute alles im Garten zu tun ist. Er wiederum verblüfft sie mit der Frage: „Hosch mei Arbeitsbier au net vergessa?“
Anders als ein typischer Schwabeist Karl-Eugen Kächele „koin Schaffer“
Immer wieder spannend ist es, wer wann einen kleinen Triumph davonträgt bei der Diskussion über Alltagsthemen, wo zwei völlig konträre Sichtweisen aufeinanderprallen. Käthe Kächele möchte einen immer wieder neu und abwechslungsreich bepflanzten Garten mit Teich und frisch gestrichenem Zaun. Ihr Mann, der leider – anders als ein typischer Schwabe – „koin Schaffer“ sei, wie Käthe gleich bei der Begrüßung dem Publikum klagt (es gebe „halt überall a bissle Ausschuss“), spinnt ihre Ideen zum Gartenausbau noch weiter, nur um dann einzuwerfen, dass in Deutschland ja gar nichts ohne Genehmigungen gehe. Dies lässt seine Frau, die zuweilen das Publikum mit rekordverdächtiger Redegeschwindigkeit zum Staunen und Schmunzeln bringt, doch etwas kleinlaut zurückrudern. Sie überlegt, ob dann die Tulpenzwiebeln nicht doch erst mal drinbleiben sollten. Das momentane Eins-zu-Null hat Karl-Eugen auch dringend nötig, damit der Nachbar, der behauptet habe, „du hosch dei Frau net im Griff“, die Wette verliert.
Die Zwistigkeiten zwischen den beiden langjährigen Ehepartnern wechseln mit Soloauftritten ab, bei denen Käthe und Karl-Eugen die Gelegenheit nutzen, beim Publikum ungestört übereinander herzuziehen und um Solidarität für das eigene Geschlecht zu werben.
Ganz ungeschoren kommen die Zuschauerinnen und Zuschauer allerdings auch nicht davon. Es kommt nicht nur heraus, dass ein Kieler anwesend ist, der nicht weiß, was eine „Schorschaufel“ (Spaten) ist – was Käthe übrigens auch ihrem arbeitsscheuen schwäbischen Mann vorwirft.
Mit der „Duftkerze“ ist Karl-Eugens Yogakarriere schnell beendet
Karl-Eugen erzählt, wie er gezwungenermaßen seine Frau zum Yoga begleitete, wo unter anderem eine Kerze gemacht werden sollte. Wer dies aus dem Sportunterricht früherer Tage noch kenne, wollte der Gemütsschwabe wissen und bat prompt einen Besucher nach vorne, um die Übung zu zeigen. Während er sich um die Kerze mühte, erzählt Karl-Eugen weiter, sei ihm einer entfleucht, er habe sozusagen eine „Duftkerze“ gemacht. Damit war das mit dem Yogakurs dann automatisch erledigt.
Seine Frau „wechselt grad – von gutmütig zu bösartig“, beschwert sich KarlEugen. Egal, was Frauen unternähmen, um dies zu verhindern – ob Yoga, Fitnessstudio, Ernährungsumstellung oder Walking als „Hupfdohlen, die gruppaweis um d’Flecka romsprenget“ – sie würden halt doch älter, fertig. Sie wiederum mokiert sich über seine Schusseligkeit und klägliche Überempfindlichkeit etwa beim Impfen und seine Ignoranz beim Thema Erotik. Das gelbe Dessous, das sie sich extra gekauft hat, löst in ihm nur die Erinnerung aus, dass er noch die gelbe Tonne rausstellen sollte. Ein Stück weit einig sind sie sich immerhin in ihrer Neugierde über die Angelegenheiten der anderen im Dorf: Als Käthe versehentlich einen abgestellten Postsack mitnimmt, schauen sie sich dann doch den Inhalt gemeinsam etwas genauer an.
Zu Beginn und zum Abschied ist Käthe die Initiatorin. „Du sagsch jetzt... auf Digger“, weist sie ihren Karl-Eugen an und spricht ihm im Rekordtempo vor. Er lehnt sich daran an – und verkehrt es dann doch wieder einmal in seine Weise.