Comedy im Kabirinett: Zipfelwitze und Turbanmaschinen
Grenzenloser Klamauk ist mit den Comedians Otto Kuhnle, Michael Gaedt und Roland Baisch in Großhöchberg geboten. Das Programm „In 180 Jahren um die Welt“ reißt das Publikum zu frenetischem Applaus hin.
Von Gabriella Lambrecht
Spiegelberg. Die Betreiber der Kunstbühne Kabirinett in Spiegelberg-Großhöchberg haben ein ausgezeichnetes Händchen bewiesen bei der Auswahl des Programms für ihre Gäste. Die drei Comedylegenden Otto Kuhnle (ehemals Trio Blamage), Michael Gaedt (vielen bekannt als „Schrotti“ in der TV-Serie „Soko Stuttgart“) und Roland Baisch (ehemals Shy Guys) versetzen das Publikum mit dem Programm „In 180 Jahren um die Welt“ in beste Laune. Frenetischer Beifall und laut johlendes Lachen durch die Show hinweg zeigten deutlich, wie viel Spaß der Klamauk dem Publikum bereitete.
Einmal um die Welt nahmen die Comedians ihre Gäste mit: Angefangen in Russland – mit einem Begrüßungsvodka für jeden Gast im Publikum und einer musikalischen Fahrt „auf der Transsib-Eisenbahn“ – über amerikanische Countrylieder, Peter-Maffay-Songs, Flamenco-Einlagen und Witze über selbst gebaute indische Turbanmaschinen bis zu Remakes von Klassikern wie „La Bamba“ und dem Song „Tequila“ wurden kaum Stereotype auf dieser Erdumrundung ausgelassen. Immer wieder thematisierten die drei selbstironisch ihr Alter, so ritt etwa Michael Gaedt zu einem von Roland Baisch vorgetragenen Ständchen über einen in Honolulu gelassenen Sarg auf einem ebensolchen über die Bühne.
Aus der Kloschüssel eine Blume ertaucht
Otto Kuhnle amüsierte das Publikum köstlich mit einer ironisch zu verstehenden Zaubershow, bei der er fünf Pingpongbälle sehr offensichtlich in seinem Mund verschwinden ließ. Die Gäste lachten Tränen, ein klassischer Fall von Situationskomik: Man muss einfach dabei gewesen sein, um den Witz nachzuvollziehen. Auch Kuhnles Interpretation der Zauberflöte, bei der er sich immer wieder vermeintlich in den Schritt fasste, um besonders hohe Töne zu produzieren, sorgte für überraschend viele Lacher. Diese blieben auch bei seiner Rammstein-Parodie zum Song „Engel“ mit einem Laubbläser und durch diesen durchgewirbeltes Klopapier nicht aus. Publikum und Künstler schienen sich hier miteinander auf einer Ebene erstaunlich wohlzufühlen. An den Kontroversen rund um Rammstein-Frontmann Till Lindemann schien sich zumindest nach außen hin niemand aufzureiben.
Während Kuhnle weiter mit „Zipfel“-Witzen kokettierte, machte Michael Gaedt den Zirkus zum Thema seiner klamaukigen Darbietungen. So ertauchte er mit seinen Zähnen eine Blume aus Kloschüsseln oder vollführte Kunststücke auf einem Segway, während er Lieder über Sascha, „das strippende Gogo-Girl“, performte. Ein Gast aus dem Publikum hatte die vermeintliche Ehre, sich auf einem selbst gebauten Drehstuhl einen „indischen“ Turban wickeln zu lassen.
Roland Baisch wiederum erzählte von seiner Jugend in Korntal, seiner Begegnung mit Peter Maffay, gab dessen Entjungferungssong „Und es war Sommer“ zum Besten und inszenierte sich in einem verkehrtherum getragenen Gymnastikanzug als Flamenco-Musiker mit aufgeklebtem Schnurrbart. Das Publikum liebte es, zu Evergreens wie „La Bamba“ mitzusingen und zu klatschen.
Sicherlich schließt es sich zu großen Teilen aus, zeitgleich politisch korrekt zu bleiben und die Anzüglichkeiten und „Späßle“ über andere Kulturen und Sitten, Sexualität oder Entjungferungspraktiken in vollem Umfang zu genießen. Ganz offensichtlich waren aber an diesem Abend nicht die politische Korrektheit und antidiskriminierendes Verhalten, sondern der Klamauk das erreichte Ziel bei Künstlern und dem über alle Maße begeistert wirkenden Publikum.