Das Kunstprojekt „Peace with Bees“ in Unterweissach ist Bienen gewidmet
Mit der Kunstaktion „Peace with Bees“ wollen die Künstlerin Sabine Nicke und Unterweissacher Grundschüler auf Missstände im Umgang mit der Natur aufmerksam machen. Auch soll der Erlös der Kunstwerke genutzt werden, um den Schulgarten bienenfreundlicher zu gestalten.
Von Simone Schneider-Seebeck
Weissach im Tal. „Warum haben es die Bienen heute schwer?“ – „Weil die Menschen die Bienen nicht mehr wertschätzen und wenn mal eine Biene kommt, töten sie sie einfach.“
Ist es nicht erschreckend, wenn Kinder in der 4. Klasse bereits so nüchtern einen Missstand feststellen? Die Klasse 4b der Grundschule Unterweissach beschäftigt sich gerade sehr ausführlich mit dem Thema Bienen. Auf einem kleinen Tisch vor der Tafel sind Bücher zum Thema ausgebreitet, auch Produkte, an denen Bienen beteiligt sind, finden sich hier. Ein Glas Honig etwa, eine duftende Bienenwachskerze, ein Gläschen mit Pollen, ein Stück Seife. Biene Maja in Plüsch wacht über allem.
Im Kunstunterricht sind Bienen momentan ebenfalls das beherrschende Thema. Mit dabei ist Künstlerin Sabine Nicke. Bereits im vergangenen Jahr haben sie und die Klasse, damals noch als 3b, ein gemeinsames Projekt in die Hand genommen und „Peacies“ gemalt und verkauft (siehe Infotext). Anlass war der Beginn des Ukrainekriegs, der auch die Kinder beschäftigt hat. Der Erlös kam der Unterweissacher Aktion „Hands for Help“ zugute. Die gemeinsame Aktion von Sabine Nicke und der Schulklasse kam so gut an, dass man sich entschied, ein weiteres gemeinsames Projekt in Angriff zu nehmen. Sabine Nicke: „Dieses Jahr steht ‚Peace with Bees‘ auf dem Plan. Am Beispiel von Bienen soll der Frieden mit Natur, Mensch, Umwelt die Basis sein.“
Die fertigen Bilder sollen zu einer Collage zusammengefügt werden
Bereits in einer vorigen Stunde wurden, begleitet von Sabine Nicke, die ersten Wabenbilder von den Kindern gemalt. Dabei haben die Schülerinnen und Schüler festgestellt, wie unterschiedlich sich Buntstifte zu Wasserfarben verhalten. Dass es etwa einfacher ist, Feinheiten mit Holzstiften zu gestalten, während sich Hintergründe sehr gut mit Wasserfarben malen lassen.
„Kompliment an euch alle“, so die Backnanger Künstlerin, während sie die fertigen Bilder auspackt. In Wabenform gestaltet, werden sie zunächst auf dem Boden ausgebreitet. Und man überlegt schon einmal, wie sie aneinandergefügt werden können. Wie ein großes Puzzle sozusagen. Denn wenn schließlich alle Bilder fertig sind, werden sie zu zwei großen Collagen zusammengefügt. Den Untergrund hat Sabine Nicke bereits gestaltet, je ein grünes und ein gelbes Plakat, beherrscht von einem großen gelben und grünen Peacezeichen. Und darauf sollen die Wabenbilder arrangiert werden.
Mit großem Eifer machen sich die Viertklässler ans Werk. Und haben so selbst etwas von einem eifrigen Bienenvolk an sich. „Bienen sind so gut organisiert, dass sie nie streiten. Und so nett seid ihr in eurer Klasse auch zueinander“, lobt Nicke. Ganz unbefangen gehen die Kinder mit ihr um. „Sabine, guckst du mal?“ Einmal liegt das sicher auch daran, dass sie sich schon öfter getroffen haben.
Aber Klassenlehrerin Susanne Hermann ist sich auch sicher: „Die Künstlerin bringt ganz andere Impulse mit. Die Kinder genießen es, mit Menschen aus anderen Bereichen umzugehen. Und auch für die Künstlerin sind die Kinder inspirierend, weil sie so unbefangen ans Material gehen.“ Die gemeinsamen Stunden seien für alle ein Gewinn, ist Susanne Hermann überzeugt. Das sieht man auch daran, dass den Kindern die Rückmeldung an die Künstlerin und ihre Antworten sehr wichtig sind. Gern stehen sie an, um ihre Werke zu zeigen.
Der Erlös soll dazu genutzt werden, den Schulgarten bienenfreundlich zu machen
Mit Rat und Tat steht Sabine Nicke den Kindern zur Seite, gibt hier einen Tipp, ermuntert dort, verschiedene Techniken auszuprobieren, lobt und zeigt sich allen gegenüber aufgeschlossen. Man merkt – sie nimmt die Kinder ernst und vermittelt ihnen vor allem, dass es beim Malen kein Richtig und kein Falsch gibt. Sie ist überzeugt: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“
Auf den Wabenformen aus dickem Künstlerpapier entstehen bald kleine Welten. Oft mit grünem und blauem Hintergrund, hier und da scheint eine kräftige gelbe Sonne auf die kleine Bienenwelt. Mal summt das Insekt mit meistens lachendem Gesicht allein über das Bild, mal auch in Gesellschaft. Bunte Blumen, Regenbogen, auch eine Bienenrutsche sind zu sehen. Ein dunkler Sternenhimmel bringt Blüten zum Leuchten. Eine riesengroße rosa Blüte erstrahlt. Mit Schwammtupftechnik oder kräftigen Pinselstrichen erhalten die kleinen Kunstwerke Leben und Strukturen.
Zwischendurch bittet Sabine Nicke um Gehör, denn es muss einfach mal gesagt werden: „Was ihr heute macht, das erschlägt mich fast. Da fangen plötzlich Bilder an zu leuchten. Das ist wirklich klasse, was ihr da macht.“ Sehr gut gefällt ihr auch die Zusammenarbeit untereinander: „Die sind so unterschiedlich und dabei so nett zueinander.“
Eines der Gesamtkunstwerke wird später in der Schule bleiben, das andere soll verkauft werden. Der Erlös ist dazu gedacht, den Schulgarten bienenfreundlicher zu gestalten. Denn die Kinder wissen, was Bienen brauchen: die Natur nicht zerstören, keinen Müll rumliegen lassen und vor allem – mehr Blumen pflanzen.
Sabine Nicke Die Backnanger Künstlerin Sabine Nicke hat das Peaceland entwickelt, in dem die Peacies leben. Sie erklärt dazu: „Sie haben ganz unterschiedliche Charaktere, doch alle tragen das Grund-Gen Frieden in sich. Mitunter verlassen sie ihre Heimat Peaceland, um andernorts Friedensmissionen zu unterstützen oder gar zu initiieren.“
Peacie-Skizzen 2022 verkaufte sie zahlreiche Peacie-Skizzen und konnte dadurch 2500 Euro an Ärzte ohne Grenzen überweisen. Auf diese Aktion wurde Klassenlehrerin Susanne Hermann aufmerksam und so kam das gemeinsame Projekt ihrer Klasse mit der Künstlerin zustande.