Stuttgarter Ballett tanzt „One of a kind“
So feiert Stuttgart die Freiheit
Minutenlanger Beifall und Jubel – die Wiederaufnahme von Jiří Kyliáns „One of a kind“ macht deutlich: Stuttgart liebt sein Ballett auch dann, wenn es scheinbar schwierig wird.

© Stuttgarter Ballett/Roman Novitzky
Rocio Aleman begeisterte das Publikum
Von Nikolai B. Forstbauer
Nach zwei Stunden der Wiederaufnahme von Jiří Kyliáns 1998 uraufgeführtem und 2019 in Stuttgart in Deutschland erstaufgeführtem abendfüllenden Ballett „One of a kind“ sind die 1400 Menschen im Opernhaus Stuttgart am Freitagabend in Freude vereint. Beifall und Jubel für das Stuttgarter Ballett haben etwas Befreiendes – gerade so, als wollte das Publikum nicht nur die letzten Pandemie-Geister vertreiben, sondern vor allem das Ideal der individuellen Freiheit feiern. Eben diese ist ja das Thema des zum 150. Geburtstag der niederländischen Verfassung entstandenen Stücks. Und eben diese ist selbst in Europa mehr denn je in Gefahr.
Rocio Aleman begeistert beim Rollendebüt
„Vom Werden und Vergehen und der Fragilität einer Existenz wird hier in drei Kapiteln über immer neue Begegnungen so abstrakt erzählt, dass der Zugang zu diesem Stück nicht leicht fällt“, schrieb unsere Kritikerin zur Stuttgarter Erstaufführung vor vier Jahren. Und so wie 1998 Miriam Kacerova macht nun Rocio Aleman (bei ihrem Rollendebüt) den Abend zu ihrem, getragen, beflügelt, befeuert von der Hochpräzision aller Beteiligten. Es ist aber auch der Abend von Jason Reilly – übergenau fast seine Bewegungen, auf den Punkt seine Präsenz. „Akt I“ nutzt zudem Vittoria Girelli, um unvermittelt fast auf sich aufmerksam zu machen. Nicht weniger Alessandro Giaquinto in „Akt II“.
Natürlich aber steht vor, hinter und neben aller herausragenden tänzerischen Leistung auch die musikalische – Francis Gouton am Violoncello scheint förmlich in die Schritte und Bewegungen hineinzuhorchen. Bei aller Komplexität auch der Musik bleibt Gouton doch immer begeisterter und so begeisternder Partner der Tänzerinnen und Tänzer.
Fest für die Freiheit
Viele Minuten Beifall und Begeisterungsrufe aus dem Publikum – strahlende und selbst dankbar überrascht wirkende Akteure auf der Bühne: Das Stuttgarter Ballett und seine Fans machen einem Jiří Kyliáns „One of a kind“ auf ganz eigene Weise leicht. Eine schönere Bestätigung für die freiheitliche Gesellschaft kann es kaum geben.
Weitere Termine: 20., 25. und 26. März – jeweils um 19 Uhr. Es gibt noch Restkarten.

© Montpellier Danse/Montpellier Danse
Jiří Kylián hat „One of a kind“ 1998 geschaffen

© Schlossakademie/Schlossakademie
Impulse auf der Bühne: Francis Gouton und sein Violoncello

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2019 in Stuttgart erstaufgeführt ist „One of a kind“ jetzt wieder zu sehen – hier mit Martí Fernández Paixà

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Im Duett: Elisa Badenes und Matteo Miccini

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Starkes Quartett: Vittoria Girelli, Mackenzie Brown, Alessandro Giaquinto, Timoor Afshar

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Beeindruckendes Zusammenspiel: ....

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.... Rocio Aleman und Jason Reilly

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Auch am Freitagabend im Höhenflug: Alessandro Giaquinto

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Tanz wird Linienspiel – bei Fabio Adorisio

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Großartige Souveränität; Agnes Su und Friedemann Vogel

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Wohl dosierte Kraft: Daiana Ruiz und Clemens Fröhlich

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Füreinander im Miteinander als „One of a kind“-Botschaft: Agnes Su und Friedemann Vogel

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Höchste Intensität bis in die Schlusssekunde: Rocio Aleman

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Vom Publikum gefeiert: Stuttgarter Ballett