TV-Doku über Gerd Müller

Der Bomber lebt weiter

Abseits der umstrittenen WM in Katar strahlt das ZDF eine neue Dokumentation über Gerd Müller aus. Dabei geht es nicht nur um die sportliche Karriere des legendären Fußballstürmers, sondern auch um die Abwärtsspirale nach seiner Karriere.

Torschütze Gerd Müller nach dem WM-Sieg 1974.

© ZDF/Karl Schnoerrer

Torschütze Gerd Müller nach dem WM-Sieg 1974.

Von Jonathan Janz

Etwas mehr als ein Jahr nach dem Tod von Gerd Müller am 15. August 2021 präsentiert das ZDF in seiner Reihe „History“ eine neue Dokumentation über diese deutsche Fußballlegende. Vielen Fußballfans als „Bomber der Nation“ im Gedächtnis, wirft der Film einen Blick auf die Zeit nach Müllers Karriereende, von der Übernahme eines Restaurants in den USA, seiner Alkoholsucht und den Kampf dagegen bis hin zur Alzheimer-Diagnose im Jahr 2015.

Dies alles ist im zweiten Teil der Doku Thema. Davor mutet der Film so an, wie Fußballdokus häufig inszeniert sind: Der Film streift durch Müllers Vita, von der Entdeckung in seiner Heimat Nördlingen in Bayern bis zum entscheidenden Tor im WM-Finale 1974 gegen die Niederlande, der dem deutschen Nationalteam bekanntlich den Weltmeistertitel bescherte. Routiniert kommentieren und lobpreisen Ehemalige der deutschen Fußballelite und Wegbegleiter den Spielstil der wendigen „Tormaschine“ und geben ihre Meinung über die Persönlichkeit Müllers zum Besten.

Auch Freunde und seine Frau kommen zu Wort

Auch Jugendfreunde und seine Frau Uschi sprechen über den Menschen Müller, dem trotz des Aufstiegs beim FC Bayern Extravaganz fremd gewesen sei, der sich durch das Geld nicht verändert und kaum von seiner Heimat entfremdet habe. Anders sah es beim FC Bayern München aus, für den Müller nach 15 Jahren Vertragszeit zur Persona non grata wurde. Unter Androhung, den Schwarzspiel-Apparat des FC Bayern der 1960er Jahre – er selbst war ein Teil dieses Systems – auffliegen zu lassen, wurde er schließlich ablösefrei für einen Wechsel in die USA freigestellt.

Der Fokus liegt auf dem Abstieg des Gerd Müller – und dieser dürfte vielen Fans recht neu sein: Müller wird Gastwirt in Florida und zum Alkoholiker. Schließlich kehrt er nach München zurück, wo er einen Entzug macht und als Trainerlehrling beim deutschen Rekordmeister wieder eine Aufgabe findet. 2021 stirbt der an Alzheimer Erkrankte, sechs Jahre nach der Diagnose. Was bleibt, ist nicht nur der Status einer deutschen Fußballlegende, sondern auch die Erinnerung an den Menschen dahinter.

Gerd Müller – Der Bomber der Nation. So, ZDF, 23.40 Uhr

Gerd Müller bei der EM 1972

© ZDF und imago images/Colorsport

Gerd Müller bei der EM 1972

Der ehemalige FC-Bayern-Spieler Gerd Müller hält 2000 auf dem Festakt zum 100-Jährigen Bestehen des Vereins seine Frau Uschi im Arm.

© ZDF und Peter Kneffel

Der ehemalige FC-Bayern-Spieler Gerd Müller hält 2000 auf dem Festakt zum 100-Jährigen Bestehen des Vereins seine Frau Uschi im Arm.

Gerd Müller wird bei der Geburtstagsgala aus Anlass des vierzigjährigen Bestehens der Fußball-Bundesliga am Samstagabend, 23. August 2003, in Köln zum besten Bundesliga-Spieler gewählt.

© ZDF und Valeria Witters

Gerd Müller wird bei der Geburtstagsgala aus Anlass des vierzigjährigen Bestehens der Fußball-Bundesliga am Samstagabend, 23. August 2003, in Köln zum besten Bundesliga-Spieler gewählt.

Der Bomber als Spieler der Fort Lauderdale Strikers in den USA 1980

© ZDF und Werek

Der Bomber als Spieler der Fort Lauderdale Strikers in den USA 1980

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Erstellt:
11. November 2022, 17:08 Uhr

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