Bill Lawrence zu „Bad Monkey“

„Ted Lasso“-Macher über seine neue TV-Serie

Bill Lawrence steckt hinte „Scrubs“, „Ted Lasso“ und „Shrinking“. Zum Start der Serie „Bad Monkey“ verrät er, was am Fernsehen von früher besser war und was alle seine Serien gemeinsam haben.

Vince Vaughn in der Serie „Bad Monkey“

© Apple TV+

Vince Vaughn in der Serie „Bad Monkey“

Von Gunther Reinhardt

Die zehnteilige Krimiserie „Bad Monkey“, die gerade bei Apple TV+ gestartet ist, basiert auf einem Roman Carl Hiaasens. Sie erzählt von einem suspendierten Polizisten, der im Süden Floridas in eine mysteriös-verworrene Story hineingerät. Der Showrunner Bill Lawrence, der einer der zurzeit erfolgreichsten TV-Produzenten der USA ist, verrät im Interview, wie wichtig der Hauptdarsteller Vince Vaughn für die Serie war, und welcher Star aus „Ted Lasso“ bald bei einer anderen Serie von ihm mitspielen wird.

Mr. Lawrence, Mitte der 1990er Jahre fing Ihre Karriere als Drehbuchautor bei Serien wie „Die Nanny“ oder „Friends“ an. Das Fernsehen hat sich seither ziemlich verändert.

Ja, wenn du damals einen Job bei einer erfolgreichen TV-Serie bekommen hast, wollte der Sender, dass du keinesfalls etwas an den Figuren änderst. Sie wollten keine Story mit Anfang, Mitte und Schluss. Sie wollten, dass du eine Welt erschaffst, in der du als Zuschauer für immer und ewig mit den gleichen Menschen abhängen willst. Wir TV-Autoren haben uns gerne über die Serie „M*A*S*H“ lustig gemacht. Da ging es ja um den Koreakrieg, aber die Serie lief, glaube ich, fünf Jahre länger als der Krieg selbst.

War damals etwas besser als heute?

Das Einzige, was ich von früher vermisse, ist, dass immer nur eine Folge pro Woche zu sehen war. Die Leute haben nicht wie heute eine ganze Serie in nur einer Nacht durchgebingt, während sie Red Bull oder Kaffee trinken. Jede Episode bot am Tag nach der Ausstrahlung Gesprächsstoff. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der du mit Freunden am nächsten Tag all das durchgekaut hast, was in der Nacht zuvor bei „Seinfeld“ oder „Cheers“ passiert ist. Das vermisse ich. Deshalb ist es cool, dass Apple nur eine Folge pro Woche herausbringt.

Wäre eine Serie wie „Bad Monkey“ vor 30 Jahren möglich gewesen?

Damals hätten man wahrscheinlich einen Film daraus gemacht. Ich muss an so Filme wie „Beverly Hills Cop“, „Nur 48 Stunden“, „Out of Sight“ oder „Jackie Brown“ denken – cool-verdrehte Krimis mit einem düsteren Comedydreh, aber auch mit emotionaler Tiefe. Ja, der Stoff hätte auch damals funktioniert – aber eher als Kinofilm.

Was hat Sie daran gereizt, aus dem Roman „Bad Monkey“ von Carl Hiaasen eine Serie zu machen?

Die Antwort ist einfach: Ich bin in meiner Karriere an einem Punkt angekommen, an dem ich hauptsächlich Herzensprojekte machen kann. Und Carl Hiaasen ist mein Lieblingsautor. Er hat mich als Geschichtenerzähler stark beeinflusst und mir geholfen zu erkennen, dass es einen Platz für eine Art von Komödie gibt, unter deren Oberfläche sich eine andere Geschichte abspielt.

Und was ist am schwierigsten, wenn man so einen Roman fürs Fernsehen adaptiert?

Romane erzählen normalerweise eine Geschichte, handeln von einer Person und ihrer Reise. Carl hat das in seinem Buch grandios gemacht. Aber um im Fernsehen zehn Stunden zu füllen, müssen wir diese unglaubliche Welt voller Charaktere, die Carl geschaffen hat, erweitern. Das fühlt sich dann an, als würde man zu seinem Lieblingsautor gehen und sagen, ich möchte Ihrem Buch ein paar Kapitel hinzufügen. Das war ziemlich furchteinflößend.

„Bad Monkey“ hat nicht viel gemeinsam mit ihren Erfolgsshows „Scrubs“ und „Ted Lasso“, oder?

Stimmt, die Show ist anders als das, was ich sonst mache. Deshalb bin ich auch etwas nervös. Wenn es eine Ähnlichkeit gibt, dann die, dass meine Serien nie einfach nur Comedy sind. In „Scrubs“ ging es auch darum, wie sich Ärzte jeden Tag mit dem Tod auseinandersetzen müssen. In „Ted Lasso“ spielt das Thema psychische Gesundheit eine große Rolle. „Bad Monkey“ ist zumindest insofern ähnlich, dass auch hier unter der Komödie eine ganz andere dunkle Geschichte lauert.

Auch in „Shrinking“ mit Jason Segel und Harrison Ford gelingt es Ihnen, ernste Themen wie psychische Erkrankungen in eine Komödie zu verpacken. Wie geht die Serie weiter?

Das passt zu Ihrer Frage von vorhin, wie sich das Fernsehen verändert hat. Denn hier habe ich tatsächlich so etwas wie einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss vorgegeben. In der ersten Staffel ging es darum, wie Menschen mit Trauer umgehen und ihn verarbeiten. In der zweiten wird es um Vergebung gehen. In der dritten soll es um die Möglichkeit gehen, voranzukommen, um die „Reise aus der Dunkelheit ins Licht“, von der Harrison Ford in der ersten Staffel spricht. Was ich schon verraten kann: Die zweite Staffel wird mindestens genauso turbulent wie die erste. Und die Sache, auf die ich mich am meisten freue, ist, dass Brett Goldstein, der sich die Serie mit ausgedacht hat und den man auch als Roy aus „Ted Lasso“ kennt, in der zweiten Staffel eine sehr wichtige Rolle spielen wird.

In „Bad Monkey“ macht Vince Vaughn einen großartigen Job als Andrew Yancey. Wie wichtig war er für die Show?

Das Tolle daran ist, dass Vince – wie Jason Segel in „Shrinking“ – auch ausführender Produzent ist, dass er am Set sofort den Ton vorgab. Er hat die Figur, die er spielt und die ganz im Zentrum der Handlung steht, komödiantisch verinnerlicht. Auf der anderen Seite hat er sich aber auch enorm viel Zeit genommen, um sich auf die anderen Schauspielerinnen und Schauspieler – einschließlich meiner Tochter – einzulassen und ihnen Freiheiten zu geben.

Ich habe aber den Eindruck, Südflorida ist so etwas wie die zweite heimliche Hauptfigur in „Bad Monkey“. Die Serie könnte wahrscheinlich an keinem anderen Ort spielen.

Da stimme ich zu hundert Prozent zu! Alle Bücher von Carl Hiaasen spielen in Florida. Er hätte uns die Show nicht machen lassen, wenn wir sie nicht in Florida gedreht hätten. Florida ist einer der schönsten Staaten Amerikas, aber einer, den wir komplett verwüsten. Das Thema Umweltzerstörung spielt ja unterschwellig eine große Rolle in der Serie. Florida prägt auch den Look der Show: die leuchtenden Farben, die Schwere, die Feuchtigkeit, die Hitze. Als wir anfingen, wussten wir nicht genau, wie die Show aussehen würde, aber wir wurden so oft von der Wildnis, von Tieren, von Stürmen gestört, während wir gedreht haben, dass dies das Aussehen der Show geprägt hat. Das war alles letztlich ein Geschenk. Ich denke, eine solche Show kann nur funktionieren, wenn das Setting so authentisch wirkt, dass man bereit ist zu glauben, dass all das verrückte, surreale Zeug, das wir den Zuschauern auftischen, real ist.

Bill Lawrence und die Serie „Bad Monkey“

Person Bill Lawrence (55) hat sich die Krankenhaus-Serie „Scrubs“ ausgedacht und ist unter anderem der Miterfinder der Serien „Cougar Town“, „Ted Lasso“ und „Shrinking“. Er hat seine Karriere als Autor begonnen und schrieb zum Beispiel 1994 zwei „Nanny“-Folgen und 1995 eine „Friends“-Episode.

Serie „Bad Monkey“ beruht auf einem Roman von Carl Hiaasen. Die ersten beiden Episoden sind bereits beim Streamingdienst Apple TV+ verfügbar. Weitere Folgen werden wöchentlich immer mittwochs veröffentlicht.

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Erstellt:
19. August 2024, 14:36 Uhr
Aktualisiert:
19. August 2024, 15:43 Uhr

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