„Der Uhu hat mich gefesselt“
Das Interview: Schlagersängerin Andrea Berg hat ihr neues Album Mosaik auf den Markt gebracht – Rituale sind ihr wichtig
Ein enger Zeitplan, ein Termin jagt den nächsten, die Spannung, wie das neue Album ankommt – all das bringt Schlagersängerin Andrea Berg (53) derzeit nicht aus der Ruhe: „Es ist die intensivste Promotour, aber auch die entspannteste. Wir sind ein super Team“, sagt sie zu Hause in Aspach an ihrem Tisch und schreibt Autogramme. Mit dem neuen Album Mosaik, das gestern erschienen ist, hat sie in Nullkommanix den ersten Platz eingenommen. Wie das Album entstanden ist, welche Rolle ein Uhu spielt und welche Rituale sie zu Hause in Aspach braucht, hat sie in einem Interview verraten.

Andrea Berg hat einen Vogel – als Wappentier: Bei dem Fototermin mit dem Uhu auf ihrem Arm fühlte sich Andrea Berg beschützt: „So als könne mir in seiner Gegenwart nichts Schlimmes passieren“, wie sie selbst sagt. Foto: Ferber-Marketing
Von Yvonne Weirauch
Ihr Album Mosaik ist nun seit einem Tag auf dem Markt. Ihre Promotour ist längst gestartet – welche Reaktionen haben Sie bisher auf ihre neuen Songs erhalten?
Es ist wahnsinnig bewegend, wie die Menschen reagieren. Die Zusammentreffen der letzten Tage waren sehr emotional. Wir haben geweint, getanzt und über die vielen kleinen Anekdoten gelacht, die Mosaik beinhaltet. Wenn man die Leute fragt, merkt man ihnen ihre Freude richtig an. Und dieses Feedback ist mir das Wichtigste, wichtiger als alles andere.
Schon das letzte Album Seelenbeben haben Sie als Album Ihres Lebens bezeichnet, weil es Stärke und Kraft vermitteln soll. Mosaik soll ein Mutmacher-Album sein und spiegelt ebenfalls viele Mosaiksteine in Ihrem Leben wider. Was macht dieses Album für Sie so besonders und was unterscheidet es von Seelenbeben?
Die Entwicklung ist wirklich verrückt. Als die Zusammenarbeit mit DJ BoBo anfing, war ich Peter Pan und habe die Leute mit in meine Träume genommen. Dann kam Atlantis, danach Schildkröte Sushi, dann bei Seelenbeben der Drache. Da habe ich mir einen Gefährten an die Seite gestellt, der mich beschützt. Die Menschen sind mit mir durch all diese Träume gegangen und bei Mosaik steht nun die Eule als Krafttier im Vordergrund. Alle Lieder des Albums sollen tatsächlich Mut machen – wie beispielsweise „Unendlichkeit“ oder „Steh auf und tanz“.
Was genau hat Sie fasziniert an diesem Tier, dass Sie und Ihre Tochter Lena-Marie in Afrika im vergangenen Jahr beobachtet haben?
Die Eule ist eine Weiterentwicklung von all dem, was wir bisher gemacht haben. Sie ist sehr intuitiv, ruht in sich, sieht unter die Oberfläche, sie lässt sich nicht blenden – all das hat eine riesige Faszination. Die Eule hat Lena und mich so gefesselt, sie saß da auf einem Baum und wir davor fast zwei Stunden in der prallen Sonne und haben sie beobachtet. Sie hatte rosafarbene Augenlider, die sie immer wieder auf- und zuschlug – einfach eine faszinierende Aura.
Ihre Tochter und Sie haben eine enge Beziehung. Auf dem Album findet sich der anrührende Titel „Geh Deinen Weg“, den Sie für Lena geschrieben haben. Wann ist der Song entstanden und wie hat Lena reagiert, als sie ihn das erste Mal gehört hat?
Sie war vor einem Jahr in Dublin, als ich in Key Largo an dem Song arbeitete. Viele Kilometer haben uns zwar getrennt, aber das hat sich nicht so angefühlt. Wir sind uns immer nah. Es ist nicht immer dieses oftmals typische Mutter-Tochter-Verhältnis. Sie ist so auf Augenhöhe und auch eine Gefährtin für mich. Das fühlt sich total gut an. Sie hat sich wahnsinnig über den Titel gefreut, ihn in Dublin angehört und vor Glück geweint.
Dieter Bohlen hat zwei Texte komponiert und mit Ihnen verfasst – „Du musst erst fallen“ und „Davon geht mein Herz nicht unter“. Nach der Trennung, die die Medien im Nu verbreitet hatten, nun doch wieder eine Zusammenarbeit?
Der Dieter sagt immer alles frei raus, ohne Rücksicht auf Verluste. Und im vergangenen Jahr hat er zu mir gesagt: „Andrea, du bist da draußen, du gehst da raus zu deinem Publikum, du bekommst so viel zurück. Und ich sitz hier im Studio und dreh an den Knöpfen.“ Ich habe dann zu ihm gesagt, niemand sollte was tun, was er nicht möchte. Wenn jemand etwas nicht mit Leidenschaft macht, dann wird es auch nicht gut. Ich habe mich lange mit ihm unterhalten, übers Hinfallen und Aufstehen, übers Loslassen, über den Sinn des Lebens. Und da kam auch die Zeile von ihm – „Du musst erst fallen, um aufrecht zu gehn“. Wir haben dann diese Songs geschrieben und haben uns in die Hand geschworen, nie wieder das Leben aufzuschieben und Dinge zu tun, die uns Bauchschmerzen machen. Das ist auch der Tenor von Mosaik.
Mosaik – ein Titel, der viele Facetten widerspiegelt. Stand der Name für das Album schnell fest?
Über zwei Jahre haben wir an dem Album gearbeitet, mehr als 200 Melodien angehört. Entweder skype ich mit René (Anmerkung d. Red.: DJ BoBo), oder wir treffen uns in Aspach oder Luzern oder sitzen in Florida zusammen – vor allem sind wir aber kreativ. Im vergangenen Herbst waren wir fertig mit den Songs. Da sollte das Album noch Träumer heißen – wegen des Lieds „Die geheimen Träumer“. Ich wollte dieses Leichte, Verträumte. Aber mir war das irgendwie zu wenig. Ich bin ja kein Träumer, ich lebe bewusst, schiebe meine Träume nicht auf. Und dann habe ich die Melodie von Mosaik gehört, mich hingesetzt und den Text geschrieben. Da dachte ich: Das ist es. Da ist alles drin.
Sie haben ein kleines Notizbuch, in das Sie Erlebnisse des Tages schreiben, eine Art Tagebuch? Nehmen Sie aus diesem Büchlein auch die Inspiration für Ihre Songs?
Ja, immer. Das sind alles kleine Botschaften, die ich da reinschreibe, oder Erlebnisse, sowohl traurige wie auch schöne Momente. Das sind kleine Schätze, wichtige Augenblicke. All das fügt sich zu einem Mosaik zusammen. Und deshalb war es mir auch extrem wichtig, die Menschen daran teilhaben zu lassen. Wir haben das Notizbuch in die Fanbox mit aufgenommen und – das kann ich schon verraten – auch in Zukunft noch viel damit vor.
Sie sind nun viel unterwegs – wenn Sie nach Hause nach Aspach kommen, was genießen Sie da am meisten und besonders?
Wenn ich nach Hause komme, genieße ich die Rituale, vor allem mit meinem Mann Uli. Aber auch den Sonnenaufgang über den Aspacher Weinbergen. Wenn ich unterwegs bin, vermisse ich natürlich vieles. Oftmals nehmen wir alles scheinbar Alltägliche als selbstverständlich hin, aber das ist es nicht. Ich stehe jeden Morgen früh auf, nehme den Sonnenaufgang intensiv wahr, bin aufmerksam für die kleinen, leisen Dinge. Ich mag auch die Stille. Wenn ich mit Uli jeden Morgen hier unseren Weg gehe, mit unseren Hunden, und wir frühstücken dann zusammen, sind das all die Dinge, die nicht selbstverständlich sind. Das sind Rituale, die wichtig sind.
Bevor die große Arena-Tour Ende des Jahres startet, warten die Fans schon sehnsüchtig auf das Heimspiel im Juli in Aspach. Wird die Bühne mit einem Uhu zu tun haben?
Nein, aber es wird eine magische Bühne sein. Wir werden gemeinsam eine Sommerparty feiern. Jedes Heimspiel ist für sich immer ein einzigartiges Festival und dieses Gefühl soll das Publikum auch in diesem Jahr haben. In diesem Jahr ganz besonders – auf dem Platz werden auch tolle Dinge aufgebaut, die einen Festivalcharakter wie in Kalifornien haben werden. Mehr verrate ich jetzt aber nicht, seid gespannt.

Andrea Berg macht derzeit mit all ihren Gesprächspartnern ein Selfie, so auch mit Redakteurin Yvonne Weirauch.