Die Feuerwehr am Adenauerplatz
Im Kabinett des Backnanger Heimat- und Kunstvereins im Helferhaus ist eine neue Präsentation von Peter Wolf mit historischen Fotografien und Ansichtskarten von der Oberen Vorstadt zu sehen.
![Die Feuerwehr am Adenauerplatz Der spätere Burgplatz um 1900. Rechts neben dem Torhaus befand sich das einstige Domizil der Oberamtssparkasse für den Bezirk Backnang. Repros: Peter Wolf](/bilder/der-spaetere-burgplatz-um-1900-rechts-neben-dem-torhaus-350371.jpg)
Der spätere Burgplatz um 1900. Rechts neben dem Torhaus befand sich das einstige Domizil der Oberamtssparkasse für den Bezirk Backnang. Repros: Peter Wolf
Von Ingrid Knack
Backnang. Immer wieder wartet der Fotodesigner Peter Wolf in seinen Ausstellungen im Kabinett des Heimat- und Kunstvereins im Backnanger Helferhaus mit neuen Schätzen aus privaten Fotoalben und jeder Menge spannender Geschichten auf. „Ich habe ganz tolle Bilder bekommen“, schwärmt Wolf. In seiner neuen Präsentation „Adenauerplatz und Burgplatz im Wandel“ zeigt er bis zum 15. Januar 2023 Fotografien und Ansichtskarten von anno dazumal, die über das Leben und Arbeiten der Menschen in Backnangs Oberer Vorstadt vor vielen Jahren Aufschluss geben. Einige Aufnahmen, auf denen der 1882 eingeweihte Turnsaal zu sehen ist, der an die Feuerspritzenremise mit Trockenturm für die Schläuche angebaut war, hat er erst jüngst aus einem Nachlass erhalten.
![Die Feuerwehr am Adenauerplatz Feuerspritzenremise mit Trockenturm (Steigerturm) in den 1950er-/60er-Jahren.](/bilder/feuerspritzenremise-mit-trockenturm-steigerturm-in-den-350372.jpg)
Feuerspritzenremise mit Trockenturm (Steigerturm) in den 1950er-/60er-Jahren.
Der besondere Reiz dieser „Backnang im Wandel“-Reihe resultiert zum einen daraus, dass durch Neuzugänge manches, was bis dahin im Verborgenen zu bleiben schien, wieder ans Tageslicht kommt und die Präsentation als Ganzes gesehen wie ein großes, grenzenloses historisches Puzzle erweitert werden kann. Zum anderen hat die Mischung aus Bildern, welche die bauliche Entwicklung der Stadt gut nachvollziehen lassen, und aus Aufnahmen aus geschäftlichen, gesellschaftlichen und privaten Welten jede Menge Charme. Da entdeckt man beispielsweise auf einer Fotografie aus dem Jahr 1924 Feuerwehrkameraden, die stolz vor eine Autofeuerlöschspritze stehen. Auf anderen Bildern ist der Alte-Schmiede-Chef Eugen Kübler zu sehen, der gerade ein Pferd beschlägt, oder auch noch als weit über 80-Jähriger seiner Arbeit nachgeht. Kübler war übrigens der letzte Backnanger Schmied.
Friseur, Puppenklinikchef und Spielwarenhändler
Ein richtiger Hingucker ist das Puppenklinikbild mit Maria und Eugen Kübler, den mit dem Schmied von nebenan nur der gleichlautende Name verbindet. Was es mit den Küblers auf sich hat, wird in dem Buch „Backnang. Rückblicke. Bilder und Geschichten“ von Claudia Ackermann und Peter Wolf, das es unter anderem noch während der Ausstellungszeiten im Helferhaus zu kaufen gibt, anschaulich beschrieben: Im Zweiten Weltkrieg war Eugen Kübler schwer verwundet worden, 1943 kam er zurück nach Backnang und ein Jahr später übernahm er den väterlichen Friseursalon mit Puppenklinik. „Abends, nachdem das Geschäft geschlossen war, wurden Perücken hergestellt und Puppen repariert“, heißt es in dem Buch. Später kam noch eine Spielwarenabteilung dazu.
![Die Feuerwehr am Adenauerplatz Maria und Eugen Kübler in ihrer Puppenklinik am Adenauerplatz in den 1960er-Jahren.](/bilder/maria-und-eugen-kuebler-in-ihrer-puppenklinik-am-350373.jpg)
Maria und Eugen Kübler in ihrer Puppenklinik am Adenauerplatz in den 1960er-Jahren.
Zu einem anderen Foto eines Hauses am späteren Burgplatz erzählt Peter Wolf folgende Geschichte: Im Haus des Bäckers Daniel Kienzle waren 1705 Waldremser Buben und Backnanger Vorstädter in Streit geraten. „Er hat sie vors Gebäude geschickt, wo ein Lindenbaum stand, unter dem Kienzle Holzscheite gelagert hat. Damit haben sich die Burschen verdroschen. Die Haupttäter wurden später vor Gericht mit jeweils einem großen Frevel, das waren 14 Gulden, bestraft. Der Bäcker durfte sein Backholz fortan nicht mehr unter der Linde aufbewahren.“
Auch das Kapitel der Wirtschaften und Cafés spielt bei der Präsentation eine Rolle
Eine krasse Geschichte ist das Ende des Hauses, in dem einmal das Gasthaus Sonne zu finden war. Das Gebäude war durch eine Terrasse mit einer danebenliegenden Scheune verbunden. Auf einem Foto ist ein richtiges Trümmerfeld zu sehen. Peter Wolf erklärt: „Am 3. April 1949 ist die Scheune einfach eingestürzt.“ Der Gebäude des ehemaligen Gasthofes wurde dabei beschädigt, sodass es letztlich abgebrochen werden musste. Kurz darauf kaufte der Schuhmacher Friedrich Schaal das komplette Areal und ließ darauf ein Wohn- und Geschäftshaus errichten.
Auch das Kapitel der Wirtschaften und Cafés in der Oberen Vorstadt spielt bei der Präsentation eine Rolle. Neben der Weinstube Ackermann und dem „Kaffee Riekert“ entführt auch eine Innenaufnahme des Cafés am Burgplatz in längst vergangene Zeiten – eine Ausstellungsbesucherin kommentierte letztere nach den Worten Wolfs so: „Mein Gott, was hen m’r do danzd.“ 1978 war die Ära dieses Cafés beendet.
Öffnungszeiten Die Präsentation „Adenauerplatz und Burgplatz im Wandel“ im Backnanger Helferhaus, Petrus-Jacobi-Weg 5, ist bis 15. Januar zu folgenden Zeiten geöffnet: dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Buch Das Buch „Backnang. Rückblicke“ gibt es in der Ausstellung und bei der BKZ.