Die Truppe geht auf Reisen
Molières eingebildeter Kranker: Theaterstück ist Teil des Projekts „Wir für Jugendbeteiligung“
Bei der Theater-AG des Bildungszentrums Weissacher Tal sind die Proben für „Der eingebildete Kranke“ von Molière in vollem Gange. In diesem Jahr ist das Theaterstück Teil des Projekts „Wir für Jugendbeteiligung“, das von den Gemeinden im Weissacher Tal und Althütte umgesetzt wird. An verschiedenen Orten finden Vorstellungen statt.

© Pressefotografie Alexander Beche
Die Jugendlichen gehen mit viel Freude und Engagement an die Theaterarbeit. Sie werden von Juliane Putzmann (hinten) angeleitet.Foto: A. Becher
Von Claudia Ackermann
WEISSACH IM TAL. Seit Mai 2017 setzen die Gemeinden Weissach im Tal, Auenwald, Allmersbach im Tal und Althütte das Projekt „Partnerschaft für Demokratie Weissacher Tal und Althütte“ um, das Aktionen fördert, die demokratische Werte wie Vielfalt und Toleranz beinhalten sowie Maßnahmen zur Demokratiebildung. Im Zentrum steht die Förderung von Jugendbeteiligung. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Unter dem Motto „Spielplätze“ nimmt die Theater-AG des Bildungszentrums Weissacher Tal (Bize) daran teil. Die Theaterpädagogin Juliane Putzmann, die seit 2013 zusammen mit Jasmin Meindl das Backnanger Bandhaus-Theater leitet, erarbeitet nun schon das sechste Jahr Theaterstücke am Bize mit Schülern. Im Rahmen des Projekts, das vom Kreisjugendring Rems-Murr koordiniert wird, soll in diesem Jahr ein etwa 20-minütiger Ausschnitt aus der Komödie von Molière an verschiedenen Spielorten aufgeführt werden. Zielgruppen sind etwa Grundschulen, Jugendtreffs, Seniorenheime oder Vereine. Auch Auftritte in Gemeindehallen sind angedacht. In den am Projekt teilnehmenden Gemeinden soll man die Theaterarbeit des Bize kennenlernen und die Möglichkeit bekommen, sich mit den Schülern darüber auszutauschen – ganz nach dem Motto „Kultur verbindet Menschen und Orte“.
Für die Jugendlichen wird es eine neue Erfahrung sein, über die schulinternen Auftritte hinaus, bei denen sie vor anderen Schülern oder Eltern auf der Bühne stehen, ihr schauspielerisches Können einem ganz anderen Publikum an unterschiedlichen Spielstätten zu präsentieren. Beteiligt an dem Projekt „Spielplätze“ ist auch der Künstler Fabian Baur aus Weissach, der erstmals für die Theater-AG das Bühnenbild beisteuert.
Juliane Putzmann hat das Stück ordentlich aufgepeppt
Es besteht hauptsächlich aus einem großen, weißen Bett, in dem sich der eingebildete Kranke verschanzt und erinnert an zwei überdimensionale Tablettenschachteln. Was wie Pappmache aussieht, ist eine stabile Konstruktion, auf der nicht nur der Protagonist liegt, sondern auch die anderen Darsteller Platz nehmen. Bei den Kostümen sind den Figuren verschiedene Farben zugewiesen. Rot oder Rosa tragen die Personen, die dem eingebildeten Kranken Argon wohlgesonnen sind, ihn liebevoll umsorgen und ihm immer wieder versuchen klar zu machen, dass er nicht wirklich krank ist. An grüner oder gelber Kleidung sind diejenigen optisch zu erkennen, die Argon nur ausnutzen und ihm seine Krankheit immer mehr einzureden versuchen. Und da sind dann noch die „unfehlbaren“ Ärzte in Weiß, die sich an der vermeintlichen Krankheit des Hypochonders bereichern wollen. In Juliane Putzmanns moderner Inszenierung des Stücks von Molière, das 1673 uraufgeführt wurde, sind Fremdtexte eingeflochten, wie etwa Werbeslogans für Medikamente...
Eine sehr umfangreiche Sprechrolle hat der 19-jährige Hauptdarsteller Tim. Der Abiturient ist der älteste Schüler in der Theater-AG, die seit fast einem Jahr für das Stück übt. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass es funktioniert“, sagt er bei der Probe im Foyer der Seeguthalle. Der 14-jährigen Julia gefällt, dass sie eine „böse, hinterlistige“ Frau darstellt, die den eingebildeten Kranken beerben will. Einmal in eine ganz andere Rolle schlüpfen zu können, macht ihr besonders Spaß. Josepha ist zwölf Jahre alt und spielt eine Apothekerin. Sie ist zum ersten Mal dabei. Da ihr Auftritt nicht in jeder Szene vorkommt, nutzt sie ihre Pausen, um den anderen zuzuschauen und noch etwas dazuzulernen. Auch wenn im nächsten Jahr ein neues Stück einstudiert wird, will sie auf jeden Fall wieder mitmachen. So geht es den meisten jungen Darstellern. Auch Melissa (18 Jahre) hat ihre Liebe zum Theaterspielen durch die AG entdeckt und spielt schon seit fünf Jahren bei jedem Stück mit. Dieses Mal sind alle gespannt, wie es sein wird, das Theater über den schulischen Bereich hinaus in die Gemeinden zu tragen.
Eine Vorpremiere vor Fünftklässlern der Gemeinschaftsschule des Bize hat schon stattgefunden. Premiere ist am 13. Juli um 20 Uhr im Bandhaus-Theater im Petrus-Jacobi-Weg 7. Im Rahmen der Schultheater-Tage, die am 18. und 19. Juli stattfinden, wird es eine weitere Aufführung geben. Wer die Theater-AG für den 20-minütigen Ausschnitt einladen möchte, kann sich melden unter www.bandhaus-theater.de.