Neu im Kino: „Final Cut of the Dead“

Diese Zombies machen Spaß!

Untote sind geschmack- und geistlos? - Von wegen, beweist Michel Hazanavicius’ „Final Cut of the Dead“, die intelligente Hommage an einen japanischen Genre-Hit.

Am Set liegen die Nerven blank – Szene aus „Final Cut of the Dead“s

© epd/Weltkino

Am Set liegen die Nerven blank – Szene aus „Final Cut of the Dead“s

Von Kathrin Horster

Zombies sind unappetitlich! Und die Streifen, in denen die sabbernden, grunzenden Hirnfresser als Protagonisten agieren, sind meist auch nicht besonders gehaltvoll. Wer sich so was anguckt, lautet ein Vorurteil, muss schon einen speziellen Geschmack pflegen, erst recht, wer solche Filme herstellt. Der Franzose Michel Hazanavicius ist bisher allerdings nicht durch die Regie bluttriefender B-Movies aufgefallen. Mit seiner Stummfilm-Hommage „The Artist“ (2011) hat der Komödienspezialist ein breites Publikum begeistert und gleich mehrere Oscar-, Golden-Globe- und César-Auszeichnungen abgeräumt. Hazanavicius’ neuester Streich, die Zombie-Horror-Komödie „Final Cut of the Dead“, könnte Fans gediegener Unterhaltung dagegen befremden.

Reißschwenks und Zoom-Orgien

In B-Movie-Ästhetik schildert Hazanavicius, wie eine Filmcrew den Showdown zwischen wandelnden Leichen und zu Tode erschreckten Lebenden probt. Der Regisseur (Romain Duris) rastet aus, weil seine Darsteller nicht überzeugend genug kreischen. Bis plötzlich echte Zombies auftauchen und der Regisseur von so viel Authentizität entzückt ist. Seltsam aber, dass die offensichtlich nicht asiatischen Akteure japanische Namen tragen und in Schleifen vor sich hin stammeln. An völlig unpassenden Stellen erklingt schaurige Musik, Reißschwenks und Zoom-Orgien wirken schwindelerregend und unmotiviert. Eine halbe Stunde dauert der anarchische Schabernack, bis man begreift, dass die Geschichte um die Crew ein Film im Film ist. In der folgenden Rückblende entrollt Hazanavicius die Entstehungsgeschichte des chaotischen Werks, und plötzlich wird klar, warum das fertige Produkt, das Hazanavicius in den ersten dreißig Minuten präsentiert hat, nicht wie übliche Kinoware funktioniert.

Liebevolle Hommage

„Final Cut of the Dead“ ist auch deshalb so besonders, weil sich Hazanavicius auf den japanischen Überraschungshit „One Cut of the Dead“ (2018) bezieht, die Vorlage teils kopiert, teils weiterspinnt. Kenner des Originals könnten von Hazanavicius’ Hommage allerdings enttäuscht sein, sie bloß als professionell aufgemotzte Variante des mit schmalem Budget gedrehten Undergroundfilms sehen. Hazanavicius erweist seiner Vorlage jedoch liebevoll Reverenz; feiert Kunst und Handwerk des Filmemachens, indem er Mittel und Abläufe offenlegt. Voller Empathie zeigt er auch, wie der vom Business gebeutelte Regisseur Rémis am eigenen, bitteren Geschäftsmodell „schnell, günstig, annehmbar“ verzweifelt, weil es nicht auf die Bedürfnisse des Künstlers, sondern auf die des Markts zugeschnitten ist. Doch gerade in den nicht auf Masse zielenden und deshalb prekären Projekten stecken Fantasie und Herzblut, erinnert Hazanavicius. Eine wichtige Botschaft in Zeiten, in denen das Kino um sein Überleben kämpft.

Final Cut of the Dead: FR 2022. Regie: Michel Hazanavicius. Mit Romain Duris, Bérénice Bejo. 112 Minuten. Ab 16 Jahren.

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Erstellt:
15. Februar 2023, 15:10 Uhr

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