Diktat und Diktatoren
Das Fitz zeigt das Stück „Glamour Phoenix – Fashion and War“
Premiere - „Glamour Phoenix – fashion and war“ des Figurentheaters A.-K. Klatt ist im Fitz uraufgeführt worden.
Sie trägt es wie eine schwere Krone: Ein weißes Gehirn umkränzt den Kopf des Models, der unter einem schwarzen Strumpf steckt. Auf High Heels wankt die Frau daher, in leichenweißem Kleid samt rotem Accessoire um den Hals, das an Innereien erinnert, bis die Salve eines Maschinengewehrs sie niederstreckt. „Nein!“, befindet der Modemacher Alex mit wichtigtuerischer Geste. „Du, wie auch immer du heißt, musst beim Fallen den Ring hochhalten, der Designer hat sich was gedacht, was auch immer.“
Willkommen auf dem Laufsteg für Selbstinszenierungen des Figurentheaters Anne-Kathrin Klatt: Im Fitz wurde „Glamour Phoenix – Fashion & War“ uraufgeführt. In der Koproduktion mit dem Kunstmuseum zur Ausstellung „Kunst und Ekstase“ untersucht die Figurenspielerin und Choreografin als Mannequin das Zusammenspiel von Mode, Körper und Krieg. Der theatrale wie politische Fashion-Run, der anfänglich recht harmlos mit Perückenwechsel und Posing à la Püppchen hinter transparenter Plane beginnt, rhythmisiert von Alex (schön überkandidelt: der Regisseur Michael Miensopust), endet im kampfähnlichen Irrsinn des Mode- und Schönheitsdiktats. Dort geht alles, was scheinbar neu ist, auffällt und Kapital mehrt. Tod in Kriegsgebieten? Hauptsache schockieren. Billignäherinnen in Bangladesch? Ignorieren. Da wird – zu Christian Dähns treibenden Beats und Doris Schopfs Lichtinszenierung – eine Militärjacke zum Rock, der Oliv-Helm zum Accessoire für den täglichen Nahkampf
Die surreale Szenerie des Untragbaren, Übertriebenen, scheinbar Unzusammenhängenden, inspiriert vom verstorbenen Alexander McQueen, der Verletzung und Verfall in seiner Mode zelebrierte, aber auch Michael Yorks Kulturgeschichte der Selbstinszenierungen „Zu Besuch bei Diktatoren“ zeugen von den Zeichen dieser disruptiven Zeiten, die wie einstige Imperien Verfallssymptome der Dekadenz aufweisen. Dabei sind die Kostüme auch Kunstwerke, gestaltet von Justyna Koeke.
Schönheit zählt in der Mode –
zu jedem erdenklichen Preis