Doppelt so viele Besucher beim Minifestival wie Einwohner
Mit herrlichen Auftritten von Oropax, „Falschspieler feat. Glitzerbeisl“ und Forzarello werden die Winter-Kultur-Tage dem Motto „Kulturbuckel total“ total gerecht
Von Claudia Ackermann
SPIEGELBERG. „Kulturbuckel total“ hieß das Motto in Großhöchberg im Rahmen der Winter-Kultur-Tage im Schwäbischen Wald. Gleich drei Events wurden am Samstag parallel an verschiedenen Spielstätten geboten. Die Veranstaltungen lockten rund doppelt so viele Besucher an, wie der Spiegelberger Teilort Einwohner hat.
Das kulturinteressierte Publikum konnte sich entscheiden zwischen drei völlig unterschiedlichen Darbietungen. Im Kabirinett gastierte das Chaos-Theater Oropax an drei Tagen mit seiner noch namenlosen, neuen Show. Schon traditionell nutzt das Komiker-Duo Volker und Thomas Martins aus Freiburg das Theater Kabirinett, das den Beinamen „Die Probierbühne auf dem Land“ hat, für ihre Experimental-Show. Das neue Programm, das im September 2019 Premiere hat, wird schon mal vor kleinerem Publikum getestet. Tagsüber arbeiten die Brüder die Gags weiter aus und präsentieren die verfeinerte Fassung am Abend dem Testpublikum. So stehen sie an den drei Tagen mit einer jeweils abgewandelten Version auf der Bühne.
Die Zuschauer bei der ausverkauften Vorstellung am Samstagabend können die Komiker mit ihren ausgeklügelten, abstrusen Wortspielereien begeistern. In barocken Kostümen mit Perücken treten sie als Mann und Frau vor das Publikum. Man feiere „500 Jahre Oropax“, erfährt das Publikum, und das Duo führt mit viel Wortwitz durch die verschiedenen Jahrhunderte. Da geht es etwa um Napoleon, der bereits zu seiner Zeit über eine deutsche Hauptstadt nachgedacht habe. Berlin sei nicht seine erste Wahl gewesen. Der Kaiser der Franzosen fand schon damals „Bonn apart“. Eine Wortspielerei jagt die nächste und dazwischen wird geblödelt und gekalauert. Dass noch nicht alles perfekt einstudiert ist, macht das Ganze eher witziger. Nicht nur für das Publikum, sondern auch für das Chaos-Duo gibt es einiges zu Lachen, etwa wenn der Bruder einen neuen Gag einfließen lässt. An Spontanität fehlt es den Komikern nicht, was sich besonders zeigt, wenn sie mit dem Publikum plaudern und mit Witzen aus dem Stegreif kontern. Die Lacher im Publikum beweisen, dass die Testphase für das neue Programm bestanden ist.
Währenddessen werden die Besucher im kleinen aber feinen Roten Zimmer auf dem Klosterhof Großhöchberg in ferne Galaxien entführt. „Falschspieler feat. Glitzerbeisl“ nennt sich der Zusammenschluss von Sebastian Scheuthle und Manuel Kurthan mit Heinz Dauhrer und Ray Chipolla vom „Raumschiff Glitzerbeisl“. Kabarett ist hier mit Musik gepaart. Sieht man die Zither auf der Bühne, mag man wohl Volksmusik erwarten. Doch weit gefehlt. Die Musiker entlocken dem Saiteninstrument, in Kombination mit Trompete, Akkordeon und außergewöhnlichen Rhythmen vom Holzschlagzeug, rockige und jazzige Klänge. Gesungen wird in verschiedenen Dialekten, mal in bayrisch oder es geht mit den „Austronauten“ in den österreichischen Raum. Musikalisch werden Geschichten erzählt, etwa von Räubern, die unsere Zeit stehlen, von treulosen Seemännern, Gaunern oder Narren. Für Lacher sorgt Sebastian Scheuthle, der als Jäger mit der Flinte durch die Publikumsreihe jagt, um ein Stofftier mit aufgesetztem Geweih zu erlegen. Oder man plaudert vom „Hirnfurz“ auf der anderen Seite des Großen Teichs, der ein „blondes Meerschweindl auf dem Kopf“ trägt. Zwischendurch begeistern die Musiker mit Soloeinlagen.
Wer lieber Clownerie, Zauberei und Jonglage mag, kommt zeitgleich im Dorfgemeinschaftshaus mit Forzarello auf seine Kosten. Tim Hellebrand, der selbst in Großhöchberg lebt, Julian Breitschwerdt und Manuel Butzke als Gastkünstler in der Gruppe, präsentieren die Show „Juggle&Drum“. Da werden nicht Kaninchen aus dem Hut gezaubert, sondern die Artisten verwandeln sich selbst in Hoppler im bauchfreien Hasenkostüm. Beim finalen Highlight der Show trommeln und jonglieren sie mit brennenden Fackeln. Für jeden Geschmack war etwas dabei beim Minifestival auf dem Kulturbuckel.