Duo Dimension gewinnt „Jugend jazzt“

Die beiden angehenden Abiturienten Jonas Heck und Carlotta Armbruster aus Backnang und Stuttgart und haben sich als Duo Dimension im Landeswettbewerb „Jugend jazzt“ für die Teilnahme an der Bundesbegegnung in Lübeck qualifiziert – und dort den ersten Preis erhalten.

Jonas Heck am Schlagzeug und Carlotta Armbruster sind Jungstudenten an der Musikhochschule Stuttgart. Foto: Deutscher Musikrat/Christian Borchers

© Christian Borchers

Jonas Heck am Schlagzeug und Carlotta Armbruster sind Jungstudenten an der Musikhochschule Stuttgart. Foto: Deutscher Musikrat/Christian Borchers

Von Carmen Warstat

Backnang. Es ist klar, dass sie beide aus Musikerfamilien kommen. Man hat ihnen die Musik in die Wiege gelegt, ein Leben ohne Musik können sie sich nicht vorstellen. Ihre Leidenschaft ist allgegenwärtig. Die Rede ist von der 17-jährigen Carlotta Armbruster aus Stuttgart und dem 19-jährigen Jonas Heck, der in Backnang und Bad Cannstatt seine Wurzeln hat. Beide sind angehende Abiturienten; sie am Stuttgarter Wagenburg-Gymnasium, er am Backnanger Gymnasium in der Taus. Außerdem sind beide Jungstudenten an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst (HMdK) Stuttgart.

Als Duo Dimension, dessen Namen sie bewusst nicht englisch, sondern deutsch aussprechen, haben die beiden sich im Landeswettbewerb „Jugend jazzt“ als einzige Vertreter Baden-Württembergs für die Teilnahme an der Bundesbegegnung in Lübeck qualifiziert und dort mit dem sogenannten Studiopreis des Deutschlandfunks den ersten Preis erhalten. Damit verbunden ist die Aufnahme einer CD im Kammermusiksaal in Köln, auf die sie sich riesig freuen.

Die Posaunistin Carlotta Armbruster und den Schlagzeuger Jonas Heck würdigte die Lübecker Jury insofern, als sie „schon auf einem ganz professionellen Niveau“ musizieren und „mit ihren Instrumenten bereits eine enorme Meisterschaft an den Tag“ legen. Der Juryvorsitzende Marko Lackner bescheinigte dem Duo auch „Kommunikations- und Dialogfähigkeit untereinander“, „große Interaktion“ und „besondere Qualität.“ Logisch, dass die beiden jungen Leute sich durch diese Worte aus berufenem Munde überaus geehrt und motiviert fühlen, zumal die Jury sich aus renommierten Experten zusammensetzte und krankheitsbedingt nur Nils Landgren, einer der erfolgreichsten europäischen Jazzmusiker, ein schwedischer Posaunist und Sänger, fehlte.

Tief verwurzelt in der Kultur des Jazz, als auch zuweilen verspielt, illustriert die Musik des Duos Dimension Naturwahrnehmungen und Interpretationen der Realität beziehungsweise ihre Deutungen in anderen Kunstgenres. So findet sich auf einem 21-minütigen Video für den digital ausgetragenen Landeswettbewerb „Jugend jazzt“, das Carlotta Armbruster und Jonas Heck mit großer Liebe zur Sache, aber schlicht und unprätentiös eingespielt haben, etwa mit „Voyage Au Creux D’un Arbre“ von Dune auch Rätselhaftes. Hier hat Carlotta Armbruster die zarte Querflöte von Fanny Ménégoz brillant in die kräftige Posaune transferiert. Es gibt außerdem den Kameltanz („Dromedary’s Dance“) von Carlotta Armbruster selbst und auch das Ameisen-Elefanten-Thema („Antsteps On An Elephant’s Toe“) von Albert Mangelsdorff.

Reizvoll ist für die junge Musikerin das Spiel mit der eigenen Stimme, bei dem sie die zweite Stimme in die Posaune hineinsingt. Sie hört dies seit ein, zwei Jahren besonders intensiv bei dem von ihr hoch verehrten deutschen Jazz-Posaunisten und Komponisten Nils Wogram und studiert es inzwischen bei ihrem Hochschullehrer.

Als weitere musikalische Einflüsse nennt sie „schon hauptsächlich Jazz“, den US-amerikanischen Jazz-Kontrabassisten Charles Mingus zum Beispiel, aber auch Pop („eher selten“), so die „Fantas“ (Die Fantastischen Vier) oder die „älteren Sachen“ von Hip-Hop- und Funk-Star Jan Delay.

Jonas Heck hört „eigentlich alles“, wobei die vielen Einflüsse in seinem Spiel „nicht so krass wahrnehmbar“ seien: Er nennt den israelischen Jazz-Bassist Avishai Cohen und das US-amerikanische Musiker-Kollektiv Snarky Puppy, aber auch Michael Jackson oder Rap-Musik und natürlich, er ergänzt es lachend, Progressive Metal, beispielsweise der texanischen Band Polyphia. Jonas Hecks Schlagzeugspiel ist dem Genre entsprechend komplex und expressiv, verliert dabei jedoch nie den Groove, der auch beim Jazz existenziell wichtig ist.

Was ihn am Musizieren reizt? Es ist neben der emotionalen auch die intellektuelle Komponente, sagt der Drummer, der Reiz, der darin liegen kann, das zu Spielende zumindest vorab intellektuell zu durchdringen. Nicht von ungefähr wird die Musik der Band Polyphia auch dem Math Rock zugeordnet – ein Musikstil, der sich durch komplexe, atypische rhythmische Strukturen, abgehackte Melodien, Riffdominanz und dissonante Akkorde auszeichnet.

Und aus welchem Grund musiziert Carlotta Armbruster, die Posaunistin? Sie spricht von der Erfahrung, in der Musik mit Menschen ganz andere emotionale Ebenen und enge Verbindungen zu finden und von der Faszination, sich in die Musik hineinfallen lassen zu können.

Freilich waren und sind die beiden sehr vielfältig in ihren Metiers unterwegs. Jetzt, nach den Wettbewerben, möchten sie vermehrt vor Publikum spielen und können sich auch auf kürzere Auftritte freuen, bei denen sie die Bekanntschaft anderer Musiker machen.

An der Bundesbegegnung in Lübeck gefiel ihnen gerade auch das „super Rahmenprogramm“ mit Jamsessions und Workshops. Die Zukunft der beiden sieht selbstverständlich musikalisch aus, auch wenn Armbruster noch nicht weiß, ob sie „nur Musik“ studieren wird. Denn auch für die Sozialwissenschaften und Politik interessiert sie sich. Nach dem Abitur aber wird sie aber erst einmal für ein Jahr zum Bundesmusikrat nach Berlin gehen. Jonas Heck ist sich sicher: Er studiert Musik, „nur Musik.“

Auftritt Am 26. Juni spielt das Duo Dimension von 14 Uhr an im Tom, dem vom Backnanger Bildhauer Norbert Kempf errichteten Gebäude am Bahnübergang beim ehemaligen Spinnereibahnhof, Spinnerei 2 in Backnang (ehemals Onkel Toms Hütte). Wer Kontakt zum Duo Dimension aufnehmen möchte, kann sich gerne per E-Mail an jonasbheck@gmail.com wenden. Jetzt, nach den Wettbewerben, möchten sie vermehrt
vor Publikum spielen.

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Erstellt:
10. Juni 2022, 06:00 Uhr

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