„Die Toten von Marnow 2“
Ein ungewöhnliches Ermittler-Duo kehrt zurück
In der zweiten Staffel der ARD-Serie „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“ gibt es ein Wiedersehen mit dem charismatischen Ermittler-Duo Mendt und Elling. Wir erklären, warum es sich um eine der besten Krimiserien derzeit handelt.
Von Carolin Klinger
Lona Mendt und Frank Elling sind ein ungewöhnliches Ermittler-Duo. In der ersten Staffel der ARD-Serie „Die Toten von Marnow“ entpuppten sie sich als Antihelden – er korrupt und sie von der Trauer um ihre verstorbene Familie zerfressen. Doch ihre vermeintlichen Schwächen machten sie für das Fernsehpublikum erst richtig zugänglich und die Chemie stimmte zwischen den beiden auf ungewöhnlich rührende Weise. Der Mehrteiler war für die ARD ein Erfolg – zudem wurden die Hauptdarsteller Petra Schmidt-Schaller und Sascha Geršak als beste Schauspielerin und bester Schauspieler mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Dass es nun in „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“ zu einem Wiedersehen mit dem Duo kommt, ist vor allem deswegen so erfreulich, weil Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt und Regisseur Andreas Herzog bei der Fortsetzung noch eine Schippe drauf legten. Die Handlung ist erneut mitreißend – doch es gibt einen besonderen Kniff: Bereits in der ersten Folge werden die Schweriner Kriminalkommissare Mendt und Elling angeschossen und liegen fortan im Koma. Um herauszufinden, wie es dazu kommen konnte, werden die Sonderermittler Maja Kaminski (Sabrina Amali) und Hagen Dudek (Bernhard Conrad) mit dem Fall betraut, den Mendt und Elling 14 Tage zuvor übernahmen.
Nun erzählt Schmidt in zwei Zeitebenen: In Rückblenden sieht man Mendt und Elling von dem Zeitpunkt an, als sie zum Tatort gerufen wurden. Dann wieder springt die Handlung in die Gegenwart, in der auch Kaminski und Dudek mit den Ermittlungen von vorne beginnen müssen, da die Ergebnisse ihrer verletzten Kollegen mysteriöserweise gelöscht wurden. Deshalb befinden sie sich oft in ähnlichen Situationen, in denen zuvor Mendt und Elling waren. Das Fernsehpublikum ist durch diese hin und her springenden Schnitte gefordert – doch man kann der Handlung gut folgen.
Zwischen Mendt und Elling herrscht ein Vertrauensverhältnis
Die Stimmung in dieser zweiten Staffel ist eine ganz andere als in der vorangegangenen. Mussten die Ermittler bei ihrem ersten Fall in brütender Sommerhitze eine Mordserie aufklären, stapfen sie nun untermalt von melancholischen Klängen bei trübem Winterwetter durch die Wälder Schwerins, wo vier Leichen gefunden wurden. Zwischen Mendt und Elling herrscht inzwischen ein absolutes Vertrauensverhältnis. Sie stehen sich auf einer freundschaftlichen Ebene sehr nah und können sich aufeinander verlassen – was wichtig wird, weil der Fall sie auch emotional an die Grenzen bringt.
Ihre Ermittlungen führen sie bald zu einem Menschenhändlerring – und zu dem zwölfjährigen bulgarischen Waisenmädchen Sarah (überzeugend gespielt von Greta Kasalo), die als Zeugin gegen die kriminelle Organisation aussagen könnte. Lona Mendt gewinnt das Vertrauen des Mädchens und schließt diese ebenfalls in ihr Herz. Doch dann kommt es zu der tragischen Wendung: die Kriminalkommissare werden schwer verletzt und Sarah flieht. Das Mädchen verharrt dabei nicht in der Opferrolle, sondern kämpft sich auf eigene Faust durch. Doch nicht nur die Kälte macht ihr auf ihrer Flucht zu schaffen. Auch haben die mächtigen Drahtzieher hinter der Organisation ein großes Interesse daran, das Mädchen zu finden und sie weiß nicht mehr, wem sie trauen kann.
Sonderermittler Dudek verfolgt seine eigene Agenda
Staatsanwalt Ritter (Oliver Urbanski) wird schnell klar, dass es einen Maulwurf bei der Polizei geben muss, der der Organisation den Aufenthaltsort von Sarah in dem Zeugenschutzhaus verriet. Und so muss die Sonderermittlerin Kaminski zusätzlich ihren Kollegen Dudek im Auge behalten, da dieser nicht mit offenen Karten zu spielen scheint. Das bringt weitere Spannung in den Sechsteiler, auch wenn Sabrina Amali und Bernhard Conrad neben dem eingespielten und überaus charismatischen Duo Petra Schmidt-Schaller und Sascha Geršak ein wenig blass bleiben.
Der Titel „Die Toten von Marnow“ passt auch auf die Fortsetzung – denn Tote gibt es im Laufe der Handlung einige zu beklagen, auch unter den Ermittlern. Doch neben dem bedrückenden Fall gibt es die leichten, humorvollen Momente – etwa zwischen Elling, seiner bei ihm wohnenden dementen Mutter (Christine Schorn) und ihrer Pflegerin Tatjana (Anja Antonowicz), die die Mutter für die Freundin ihres Sohnes hält. Besonders ans Herz gehen jedoch die innigen und auch lustigen Momente zwischen den sonst eher zurückhaltenden Kommissaren und der kleinen Sarah.
Ungewöhnliche Erzählstruktur und Bildgestaltung
Erfolgsgeschichte„Die Toten von Marnow“ mit Petra Schmidt-Schaller und Geršak war 2021 ein großer Erfolg: Durchschnittlich über fünf Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen in der ARD den Mehrteiler, dazu kamen 14 Millionen Zugriffe in der Mediathek. Um die Fortsetzung ebenfalls sehenswert zu gestalten, entwickelte Grimme-Preisträger Holger Karsten Schmidt im Drehbuch eine ungewöhnliche Erzählstruktur. Kamerafrau Claire Jahn drehte wie in der ersten Staffel in Cinemascope, wodurch ein breites Bildformat entsteht.
Sendezeiten Die ARD zeigt die ersten vier Folgen von „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“ am Samstag, 7. Dezember, ab 20.15 Uhr und am Mittwoch, 11. Dezember, weitere zwei Folgen ebenfalls ab 20.15 Uhr. Die Serie ist außerdem in der ARD-Mediathek zu sehen.