Geheimnisvolle Zeichen in der Ratsscheuer

Mit ihrer Ausstellung in Unterbrüden ermutigt Britta M. Ischka, einen neuen Blickwinkel einzunehmen. Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Die Künstlerin Britta M. Ischka und das Publikum, das sich in einem Kunstobjekt aus Glas spiegelt. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die Künstlerin Britta M. Ischka und das Publikum, das sich in einem Kunstobjekt aus Glas spiegelt. Foto: Tobias Sellmaier

Von Simone Schneider-Seebeck

Auenwald. „Wie vielseitig kann eine Künstlerin sein?“, fragt Donate Weiß von Kultur im Tal, federführend bei der mittlerweile 28. Ausstellung in der Unterbrüdener Ratsscheuer. In ihrer Einführung macht sie genau das, was sie auch den Besucherinnen und Besuchern ans Herz legt – sie schaut hinter die Werke, greift eigene Assoziationen auf, aber ohne diese als ultimative Wahrheiten zu begreifen. Dabei lädt sie ein, einen neuen Blickwinkel einzunehmen: Passend zur Vernissage denn auch die musikalische Umrahmung von Bill Bergelt am Flügel, der sogar Elemente der Kunstwerke in seine Musikstücke mit aufnimmt.

Am Sonntag wurde in der Ratsscheuer Unterbrüden eine Ausstellung mit Werken von Britta M. Ischka eröffnet. Man könnte schon fast eine Werkschau dazu sagen, denn die Bandbreite der Ausstellungsstücke zieht sich von 2004 bis in dieses Jahr hin. Und dabei ist nicht nur der Entstehungszeitraum der Werke interessant, auch die unglaubliche Vielfältigkeit der gezeigten Kunst beeindruckt. „Ich bin ein Sammler, das ist mein Verderben“, sagt die österreichische Künstlerin und lacht. Doch sammelt sie mit Bedacht. Etwas erregt ihre Aufmerksamkeit, der Hauch einer Idee, wie etwas, ein Gegenstand, vielleicht auch einfach der Anblick von etwas, künstlerisch verwendet werden könnte. Vielleicht liegt diese Idee auch erst einmal in einer Schublade, bis sie gereift ist und: „Irgendwann passt es!“

Jedes Werk hat etwas, das einen neuen Blickwinkel fordert. Etwa die geheimnisvollen Zeichen, in Tusche auf Architektenpapier gebracht. Eine antike Schrift? Ein Code? Der Titel „Seegrasgeflüster“ weckt Neugierde und auch eine Idee. Die Inspiration kam bei einem Spanienurlaub. „Ich bin jemand, der zufällig beobachtet“, erklärt Britta M. Ischka. Die Seegrasbündel am Strand stachen ihr ins Auge. Und auch einzelne Halme, die in unterschiedlichsten Positionen im Sand lagen. Wie Zeichen hätten sie ausgesehen, erinnert sie sich, und eine Assoziationen zu geheimnisvollen und bis heute noch nicht entzifferten Schriftzeichen habe sich eingestellt. Mit ihrem Skizzenblock hat sie die verschiedenen Ausformungen der einzelnen Seegrashalme festgehalten und sie zu einer eigenen Schrift zusammengesetzt.

Oder eben auch die im wahrsten Sinne des Wortes entstandenen Ölbilder: Denn abgebildet sind Öltropfen in erstarrter Bewegung. Doch legt sie sich nicht auf diese fixierte Form der Darstellung fest. Der Kurzfilm „Moving Oil“ ist sprichwörtlich – Ölblasen verschiedener Speiseöle unterschiedlichster Größe bewegen sich sanft in alle Richtungen, nehmen immer wieder andere Farbschattierungen an. Meditativ und beruhigend wirkt es, diese zarten Bewegungen zu betrachten. Beim Experimentieren mit dem außergewöhnlichen Medium Öl war Ischka aufgefallen: „Da entstehen wirklich kosmische Formen und Färbungen.“ In einen wahren Experimentierrausch sei sie bei der Arbeit gekommen. So erschließt sich beim Betrachten auch der Titel der Ausstellung: „Natur – Mixed Media“. Denn auf unterschiedlichste Weise lässt sich hier die Natur entdecken, durch Zeichnungen, Drucke, Skulpturen, Gemälde, Skizzen, Film. Selbst eine Fotografie ist dabei.

Durch Größe, Form oder Material lässt sich Ischka nicht einschränken: ein kleines Senfkorn auf Acrylglas, die dicken Scheiben zu einem Würfel zusammengesetzt. Eine baumartige Konstruktion aus Röhren, mit dem Namen „Singing Bathroom“, denn hier hört man den Wind, der durch Wasserrohre singt. Eine Glaskugel, in der Ischkas Silhouette in der Form des Denkers in ihrer privaten „Bubble“ sitzt. „Die Titel haben einen Bezug zur Herkunft der Idee“, erklärt die Künstlerin. Begeistert war auch Auenwalds Bürgermeister Kai-Uwe Ernst: „Ich ermutige Sie, durch die Ausstellung zu schlendern, in die Farben einzutauchen, die Details zu erforschen und die Geschichten zu entdecken, die in jedem Werk verborgen sind.“

Britta M. Ischka

Ausstellung Die Ausstellung „Natur – Mixed Media“ ist noch bis zum 10. Dezember in der Ratsscheuer Unterbrüden zu besichtigen. Öffnungszeiten: an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 16 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr.

Britta M. Ischka Die Künstlerin ist geboren in Graz, studierte erst Lehramt, wendete sich dann aber der Kunst zu. Seit den 1980er-Jahren entwickelte sie über Jahre ihre eigene Konzeptkunst. Zuerst steht bei ihrer Kunst der Gedanke, dann folgt die Recherche darüber, dann die Überlegung, wie sie ihre Gedankengänge sichtbar machen kann. Seit 1995 lebt sie in Deutschland.

Zum Artikel

Erstellt:
21. November 2023, 16:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen