Hansine Schwer stellt letztmals Kunstwerke in Backnang aus

Die Allmersbacherin ist Gründungsmitglied der Gruppe „Maler der Baracke“. In absehbarer Zukunft wird sie ins Allgäu umziehen.

Außergewöhnlicher Ausstellungsort: In einem ehemaligen Stall präsentiert Hansine Schwer an diesem Wochenende rund 50 ihrer Kunstwerke. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Außergewöhnlicher Ausstellungsort: In einem ehemaligen Stall präsentiert Hansine Schwer an diesem Wochenende rund 50 ihrer Kunstwerke. Foto: Tobias Sellmaier

Von Melanie Maier

Backnang. Knapp ein halbes Jahrhundert des künstlerischen Schaffens liegt hinter Hansine Schwer. In diesen fünf Jahrzehnten haben sich viele Kunstwerke angesammelt – Malereien, Holzschnitte und Keramiken. Einen Teil davon wird die 87-Jährige dieses Wochenende in Waldrems ausstellen (siehe Infotext). Es werde vermutlich ihre letzte Ausstellung, lässt Hansine Schwer wissen. Ein Umzug ins Allgäu, nach Wangen, stehe 2024 oder Anfang 2025 an. Dort hat sie in der Nähe ihrer Familie einen Platz in einer Einrichtung für betreutes Wohnen erhalten.

Im Vorfeld der Werkschau wirft Hansine Schwer einen Blick zurück auf das Hobby, das einen wesentlichen Teil ihres Lebens eingenommen und ihr bei der Verarbeitung vieler persönlicher Probleme geholfen hat, wie sie berichtet. Beruflich hatte sie nichts mit dem Thema Kunst zu tun, sie war beim Elektrokonzern AEG als Kauffrau angestellt. Über mehrere Kurse bei der Backnanger Volkshochschule (VHS) kam sie zum Malen und Zeichnen. 1966 war sie mit ihrem Mann nach Allmersbach im Tal gezogen. Er hatte eine Stelle in Fellbach angetreten. Der Grund, aus dem sie sich für den ersten Kurs anmeldete, war simpel: „Wir hatten auf einmal ein großes Haus mit großen, leeren Wänden, aber nichts zum Hinhängen“, erzählt die 1936 in Ötisheim bei Mühlacker geborene Hansine Schwer.

Gründungsmitglied der „Maler der Baracke“

Das änderte sich schon wenig später. „Die Wände haben sich gefüllt“, sagt sie. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt fand sie keine passenden Kurse mehr bei der VHS. Sie war nicht die Einzige, der es so erging. Zusammen mit ungefähr elf Gleichgesinnten gründete sie 1976 die Künstlergruppe „Maler der Baracke“. Die offizielle Vereinsgründung erfolgte im Jahr darauf.

„Es war wunderbar, was ich seither alles lernen durfte“, freut sich Hansine Schwer. „Wir hatten immer eine professionelle Mentorin oder einen Mentoren.“ Heute hat die Backnanger Künstlerin Barbara Kastin diese Rolle inne. Zur Gründungszeit der „Maler der Baracke“ war es Janos Bella, ein ehemaliger VHS-Lehrer, „den haben wir uns geschnappt“. Von ihm wie auch von dem mittlerweile verstorbenen Utz Föll, der Kunsterzieher in Backnang war, habe sie sehr viel gelernt, sagt Hansine Schwer, „über den Umgang mit Form und Farbe oder auch den Einsatz unterschiedlicher Perspektiven. Es war ein steter Wachstumsprozess.“ Auch wie man eine Leinwand grundiert, Holzplatten bezieht und Farben mischt, bekam die Amateurkünstlerin vermittelt. „Das war total spannend“, betont sie. Viel mitnehmen konnte sie auch von den Sitzungen im Aktzeichnen, zu denen sich die „Maler der Baracke“ im Max-Born-Gymnasium trafen. „Dabei lernt man die Grundlagen des Zeichnens“, erklärt Schwer.

Künstlerisch weiter entwickelt

Neben Zeichnungen kreierte sie anfangs vor allem impressionistische Acryl-Landschaftsmalereien. Eindrücke von der Murr, aber auch vom Luganer See und vom Gardasee. Im Lauf der Jahre entwickelte sie sich künstlerisch weiter. Sie entdeckte den Holzschnitt für sich. Die Technik zwang sie zu einer Reduktion in der Farb- und Formgestaltung. Das führte sie zu ihren aktuellen abstrakteren Werken. Seit 25 Jahren erschafft sie darüber hinaus auch eigene Keramiken, am liebsten in der japanischen Raku-Brenntechnik.

Auch nach ihrem Umzug nach Wangen im Allgäu würde sie sich gerne noch künstlerisch betätigen – sofern ihr das gesundheitlich noch möglich sei, sagt sie. Gleich unterhalb ihres neuen Zuhauses fließt ein Fluss. Dort möchte Hansine Schwer sich auf ihre künstlerischen Anfänge besinnen und zeichnen. „Das würde die Veränderung vielleicht auch etwas leichter machen“, hofft sie. Ihre Malfreundinnen und -freunde wird sie sicherlich vermissen. „Wir haben eine sehr enge Verbindung.“

Ausstellung Die Werkschau „Hansine Schwer – 47 Jahre Kunst“ ist nur an diesem Samstag und Sonntag im Metterweg 3 in Waldrems zu sehen. Sie ist jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Ausgestellt sind Malereien, Druckgrafiken und Keramikobjekte. Diese können vor Ort auch erworben werden.

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Erstellt:
6. Oktober 2023, 16:00 Uhr

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