ARD-Doku
Hape Kerkeling – nur einer findet ihn „unsympathisch“
Die ARD widmet Komiker und Autor Hape Kerkeling zu seinem 60. Geburtstag einen Dokumentarfilm. Wenn es um seinen Abschied von der Bühne geht, werden sogar prominente Weggefährten emotional.
Von Carolin Klinger
Viele werden Hape Kerkelings längst zu Kult (in diesem Fall ist der inflationär verwendete Begriff berechtigt) gewordenen Sketche schon hundertmal gesehen haben. Wie er als Königin Beatrix verkleidet schneller als die echte Monarchin am Schloss Bellevue vorfuhr und sich selbst am meisten darüber wunderte, dass er vom Sicherheitspersonal nicht abgefangen wurde. Wie er vor einem kulturinteressierten Publikum sein expressives Stück mit dem klangvollen Namen „Hurz!“ vortrug. Oder wie er bei dem Musiksender Viva die Moderatorin Milka als finnischer Rüpel-Rapper verkleidet fast in den Wahnsinn trieb.
Doch wenn die ARD dem Komiker, Autor, Fernsehmoderator, Schauspieler, Regisseur, Sänger und Hörspielsprecher anlässlich seines 60. Geburtstags am 9. Dezember den Dokumentarfilm „Hape Kerkeling – Total normal“ widmet, dürfen diese Sketche natürlich trotzdem nicht fehlen. Und spätestens wenn ein Ausschnitt der „Wer wird Millionär“-Folge gezeigt wird, in der Hape Kerkeling in seiner Rolle als Lokalreporter Horst Schlämmer Günther Jauch den Platz wegnimmt, wischt man sich die Lachtränen aus den Augen. Egal, wie oft man diese Szene zuvor schon gesehen hat. Beeindruckend auch die ersten Auftritte des erst 18-jährigen Kerkeling, die er damals schon mit der ihm eigenen Lässigkeit meisterte. Und man könnte sich wohl stundenlang in den Ausschnitten seiner früheren Sendungen und Filme von „Känguru“ über „Total Normal“ und „Kein Pardon“ bis hin zu „Darüber lacht die Welt“ verlieren.
Doch wie es bei Dokumentarfilmen üblich ist, mit denen bedeutende Künstler gewürdigt werden, kommen auch bei „Hape Kerkeling – Total normal“ prominente Weggefährten und Weggefährtinnen zu Wort. Komiker-Kollege Otto Waalkes beispielsweise, der Kerkelings Talent früh erkannte und ihm die richtigen Leute vorstellte. Und der heute über ihn sagt: „Er hat leider keinen würdigen Nachfolger gefunden. Er bleibt eben einmalig.“ Schauspielerin Anke Engelke fühlt sich „beschenkt“, wenn sie an Auftritte von Hape Kerkeling denkt. Und „Tote-Hosen“-Sänger Campino sagt: „Immer wieder geguckt und auch heute noch lustig.“ Unter die lobenden Prominenten reiht sich nur ein Kritiker: Horst Schlämmer. Der findet den Kerkeling „einfach nur unsympathisch“. Aber mit dieser Meinung dürfte er so ziemlich alleine dastehen.
Hape Kerkeling gibt persönliche Einblicke in seine Vergangenheit
Sehenswert macht die Dokumentation, dass sie nicht nur einen vergnüglichen Ausflug in die berufliche Vergangenheit des Komikers macht, sondern auch in persönlichere Bereiche Einblicke gewährt. Und dabei werden durchaus auch ernste Töne angeschlagen. Vor zehn Jahren verließ der inzwischen leicht ergraute Blondschopf die ganz große Showbühne. Doch er ist seitdem nicht komplett von der Bildfläche verschwunden, sondern wirkte vereinzelt bei Projekten mit wie beispielsweise im Jahr 2023 mit der Serien-Fortsetzung seines Kultfilms „Club Las Piranjas“ aus dem Jahr 1995.
Auch als Autor ist er überaus erfolgreich – was mit dem Bestseller „Ich bin dann mal weg“ über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg begann. Aktuell steht sein Sachbuch „Gebt mir etwas Zeit“ in den Bestsellerlisten, in dem Kerkeling Ahnenforschung betreibt und von einer großen Liebe, die er in Amsterdam kennenlernte, erzählt. Auch für den Dokumentarfilm reist er in die Hauptstadt der Niederlande, die ihm viel bedeutet – vielleicht auch, wie er selbst mutmaßt, weil seine Vorfahren mütterlicher- und väterlicherseits hier lebten. In Amsterdam spricht er auch die ernsten Momente seiner Vergangenheit an, zum Beispiel, dass er lange Zeit seine Homosexualität vor der Öffentlichkeit verbergen musste. „Das war ein schlimmes Versteckspiel, ein angstbehaftetes“, sagt er dazu. Und auch über sein unfreiwilliges öffentliches Outing berichten sowohl Kerkeling, als auch Filmemacher Rosa von Praunheim, der 1991 dafür verantwortlich war.
Wenn es um Kerkelings Abschied geht, kullern die Tränen
Emotional wird es, wenn es um Kerkelings Abschied von der Bühne geht, der ihm nicht leicht gefallen ist. Comedian Tahnee kullern die Tränen herunter, Campino betont, wie traurig er über den Rückzug sei. Doch Günther Jauch äußert auch Verständnis. Denn Kerkeling gibt zu, dass er sich manche Sketche zwar im Ergebnis gerne angesehen, sie aber nicht gerne gemacht habe. Dass es ihm unangenehm war, etwa beim Parteitag der CDU Angela Merkel einen Eisbecher „Copacabana“ zu servieren, ist nachvollziehbar. Verdammt lustig war es trotzdem.
Stationen einer außergewöhnlichen Karriere
Sendezeit Die ARD zeigt den 90-minütige Dokumentarfilm „Hape Kerkeling - Total normal“ von André Schäfer und Eric Friedler am Montag, 9. Dezember, um 20.15 Uhr, sowie in der ARD-Mediathek. Die filmische Reise führt zu den wichtigsten Stationen von Kerkelings Karriere: vom Ruhrgebiet über Amsterdam bis zum Jakobsweg. Zu Wort kommen unter anderem Campino, Anke Engelke, Günther Jauch, Angelika Milster, Rosa von Praunheim, Tahnee, Isabel Varell, Otto Waalkes, Julius Weckauf, Judy Winter und Hape Kerkeling selbst.
Thementag in der ARDIm Anschluss an die Dokumentation sendet die ARD Caroline Links Verfilmung von Hape Kerkelings Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ und zeigt um 23.55 Uhr ein „Best of“ seiner Sketche.