Jazz in schillernden Facetten im Backnanger Bürgerhaus
Sängerin Lucy Woodward zeigt beim Konzert im Backnanger Bürgerhaus ihre Vielseitigkeit. Von fetzigem Rock’n’Roll bis hin zu sanften Chansons ist im Programm alles enthalten.
Von Klaus J. Loderer
Backnang. Lucy Woodward lässt sich nicht auf einen Musikstil festlegen. Sie einfach als Jazzsängerin zu bezeichnen, greift zu kurz, dazu ist sie zu vielseitig. Eine breite Vielfalt beweist sie schon bei den selbst geschriebenen Liedern. Und auch beim Auftritt am Samstag im Backnanger Bürgerhaus überraschte Lucy Woodward fast bei jedem Song mit einem neuen Gesangsstil.
Waren die Lieder im ersten Teil besinnlicher und getragener, stand im zweiten Teil die Virtuosität im Vordergrund. Doch auch schon im ersten Teil gab „Can’t let go“ mit fetzigem Rock-’n’-Roll-Rhythmus ein rasantes Tempo vor. Das kontrastierte mit besinnlichen Liedern wie „Free Spirit“. Mit „In my Room“ erklang ein ganz neuer Titel. Überhaupt baute sie ins Programm einige Titel der bald erscheinenden nächsten CD ein. Ein Hardrock-Beat dominierte „Big Bones“. Andere Lieder hatten den sanften Charakter eines Chansons. Auch in diesem weichen Gesangsstil konnte die Sängerin überzeugen. Über verschiedene Arten von Frauen machte sich Lucy Woodward in einem weiteren neuen Stück, „Lady in Waiting“, Gedanken.
Die 1977 in London geborene und dann in Amsterdam und New York aufgewachsene Sängerin war übrigens zeitweilig Backgroundsängerin für Céline Dion, Barbra Streisand und Rod Steward. Als Solistin arbeitete sie bereits mit der HR-Bigband und dem Jazzgitarristen Charlie Hunter zusammen. In Backnang bot sie ein Soloprogramm mit Begleitung durch eine kleine Band. Dass diese nur aus drei Musikern bestand, schuf einen unverfälschten transparenten Klang, aus dem besonders die E-Gitarre herausstach.
Wilde und rockige Akkordfolgen
In den Stücken nach der Pause waren auch mehrere Soli für den E-Gitarristen enthalten. Jelle Roozenburg spielt in mehreren Formationen, darunter auch im New Rotterdam Jazz Orchestra, und ist zudem als Komponist tätig. Bei Ásdís’ Song „Angel Eyes“ stammte von ihm das Arrangement, das nicht zufällig mit einem großen E-Gitarrensolo eingeleitet wurde. Hier konnte er seine Virtuosität in wilden und rockigen Akkordfolgen ausleben. Diese teilweise harte Spielweise kontrastierte aber mit dem insgesamt doch eher groovigen Charakter des Konzerts.
Lucy Woodward hüpfte und tanzte auf der Bühne, ließ sich im Takt wiegen und war ganz begeistert, als im Publikum ein paar Frauen ihre Bewegungen nachmachten. Wie stark sie auch ihren Körper als Ausdrucksmittel einsetzt, zeigte sich besonders eindrücklich bei „Love never leaves“. Raumgreifend bewegte sich die Sängerin auf der Bühne und illustrierte den Liedtext. Gewandt setzte sie die klassischen Mittel des Jazzgesangs ein. Stimmgewaltig füllte sie den Saal. Mühelos wechselte sie zwischen Jazz, Rock, Pop, Funk und Country. Stilistische Mittel wie pointiert abgehackte Gesangsweise verwandte sie ebenso wie die große Geste. Da durfte die Stimme auch mal überschnappen, wenn die Leidenschaft mit ihr durchging.
Zarter Klang von Jelle Roozenburg
Einen sanften und besinnlichen Charakter vermittelte „Rocketeer“, bei dem die Begleitung nur aus der E-Gitarre bestand. Hier schuf Jelle Roozenburg einen geradezu zarten Klang. Im sehr effektvollen „Plain Gold Ring“ bildeten anfänglich die Instrumentalisten den Backgroundchor. In „Be my Husband“ trumpfte Schlagzeuger Niek de Bruijn mit einem großen Solo auf. Da erzitterte der Saal.
Mit einem E-Bass-Solo leitete Daniel Eskens die Zugabe mit weichen Akkorden ein. Für die Sängerin bot „Faith“ die Gelegenheit, ihr stimmliches Spektrum nun endlich ganz auszureizen, besteht das Stück doch aus ganz unterschiedlich gestalteten Passagen, die besondere Effekte bieten. Lucy Woodward begann hauchend, gab sich zu stampfendem Rhythmus als Vamp, dunkelte die Stimme rauchig ab und schraubte sie dann bis in schrille Höhen hinauf, während das Publikum den Backgroundchor sang. Dass Lucy Woodward dann zum Ende auch noch über die Gastgeberstadt „Bäcknäng“ improvisierte, sorgte für Kichern im Publikum.
Als Solistin arbeitete sie bereits mit der HR-Bigband und Charlie Hunter zusammen. Dass Lucy Woodward dann zum Ende auch noch über „Bäcknäng“ improvisierte, sorgte für Kichern.