Konzert des Jubiläumsorchesters Rems-Murr-Kreis
Eigens zum 50. Geburtstag des Landkreises gegründet, hat das Jubiläumsorchester Rems-Murr-Kreis gemeinsam mit dem Filder Wind Symphony Ensemble ein begeisterndes Konzert zum Besten gegeben. Nach dem erfolgreichen Abend soll das Projekt weitergehen.
Von Carmen Warstat
Backnang. Alle hätten „ein bisschen ratlos in die Runde geschaut“, erzählte Landrat Richard Sigel, als sein Finanzdezernent Peter Schäfer Ende 2022 vorschlug, ein Jubiläumsorchester zu gründen. Man war auf der Suche nach Ideen für die Geburtstagsfeierlichkeiten und wusste nicht recht, ob das wirklich funktionieren würde. Schäfer selbst macht schon lange Musik und wollte nach eigenem Bekunden seit Jahren eine Art Betriebsorchester auf die Beine stellen. Es wäre doch eigentlich gelacht, überlegte man, wenn sich aus etwa 2000 Mitarbeitenden der Kern-Kreisverwaltung nicht ein Ensemble gründen ließe, zumal bereits ein Verbandsorchester existierte, das die Basis bilden konnte. „Eine super Idee“ also, sagte Richard Sigel, gab grünes Licht und sollte nicht enttäuscht werden. Großartig fand er schon die Premiere im September, den „Schlussakkord“ im Backnanger Bürgerhaus kommentierte er mit den Worten: „Tolles Projekt, tolles Konzert, tolles Orchester!“
Der olympische Gedanke zählt
„Ich war dabei“ stand auf den kleinen Messern, die der Landrat allen Beteiligten als Dankeschön überreichte. Im ersten Teil des Konzerts gehörte die Bühne dem Jubiläumsorchester, hier stand alles unter dem Motto der olympischen Idee: „Dabei sein ist alles“. Mit dem Stück „Olympic Fanfare and Theme“ von John Williams gab es einen entsprechenden feierlichen Auftakt. Anschließend übernahm Verbandsdirigent Dominik Wagner das Zepter. Er hatte gemeinsam mit Schäfer die musikalische Leitung des Projekts übernommen und ist zugleich Dirigent und Gründer der Filder Wind Symphony, die im zweiten Teil des Konterts zu sehen sein sollte. Außerdem ist er ein passionierter Komponist und hatte eigens zum Kreisjubiläum das nun folgende Stück „Circle Of Rivers“ geschrieben. Moderator Johannes Forster erläuterte, dass der Komponist die Flussläufe von Rems und Murr aufgezeichnet, auf Notenpapier gelegt und dann die Noten daraufgesetzt habe. Für die Welturaufführung im Bürgerhaus dirigierte Wagner das Jubiläumsorchester selbst und gab den Musikern im Anschluss beide Daumen hoch. Ruhig dahinfließende Musik mit Windungen, die manchmal schon Bilder der Flüsse in den Köpfen der Zuhörer auslösten, wurde ergänzt von Marschrhythmen und Gläserklang, denn die Musiker deuteten mit Sektgläsern die Feierlichkeit des Anlasses an.
Dann trat wieder Peter Schäfer auf das Dirigentenpodest und ließ ein Ed-Sheeran-Medley und den „Wellerman“ zu Gehör bringen, beides außerordentlich populäre Stücke, die man bewusst gewählt hatte, um „mindestens zwei Werke, die jedem gefallen“, dabeizuhaben. Den Musikern war ihr Spaß an der Sache insbesondere beim Shanty „Soon May The Wellerman Come“ anzumerken, und vor allem hier überzeugten sie mit ihrem Können und Humor.
Auch der Oberbürgermeister hatte Interesse
Von der Bedeutung der Musik und Musikvereine schwärmte Petra Häffner, Erste Vorsitzende des Blasmusikverbands Rems-Murr und Landtagsabgeordnete in ihren Dankesworten an das Jubiläumsorchester, bevor „The Greatest Showman“ und eine Zugabe gespielt wurden. Peter Schäfer verriet, dass man wahrscheinlich im kommenden Jahr weitermachen werde. Das Projektorchester aus Mitgliedern des Verbandsorchesters und auf eigenen Wunsch hinzugekommenen Mitarbeitern des Landkreises habe sich ausgezeichnet verstanden und „extrem gut aufeinander eingespielt“, bestätigte der musikalische Leiter am Rande. „Wirklich alle wollen weitermachen.“ Die unbändige Freude darüber war Peter Schäfer anzumerken, der auch von einer Aufwertung des Verbandsorchesters sprach. Schon die positive Resonanz auf seinen Aufruf sei erfreulich gewesen. In Summe sind schließlich bis zu 68 Musiker zusammengekommen, davon die Hälfte Mitglieder des Verbandsorchesters. Die andere Hälfte besteht aus Mitarbeitenden des Landratsamts, der Tochtergesellschaften sowie Vertretern der Politik, auch drei Kreisräte sind dabei. Der Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und Bürgermeister Armin Mößner aus Murrhardt hatten ebenfalls Interesse bekundet, die Vorbereitungen und Proben aber nicht mit ihren Verpflichtungen im Amt vereinbaren können.
Das Publikum fordert eine Zugabe
Die Filder Wind Symphony ist ein etwa 70-köpfiges Ensemble, das auf sein zehnjähriges Bestehen zugeht und entsprechend qualifiziert auftritt. Sie bestritt den zweiten Teil des Konzerts. Unter Dominik Wagners Leitung erklangen Stücke wie die festliche „Jubilee Overture“ von Philip Sparke und ein vom Publikum besonders gefeiertes Klaus-Doldinger-Medley. Im „Balkan Dance“ von Etienne Crausaz kamen hervorragende Solisten zum Zuge und erhielten frenetischen Applaus. Moderator Johannes Forster schickte das Publikum für die Zugabe „auf einen kleinen Kurzurlaub nach Nordengland“ und gab Hintergrundinformationen zur „Yorkshire Ballad“ von James Barnes, einer Musik, die so sanft daherkam wie die Landschaft, die sie würdigt. Das zweifelsfrei begeisterte Publikum aber wollte beschwingter entlassen werden und erhielt eine zweite Zugabe.