Robbie Williams-Film „Better Man – die Robbie Williams Story“

„La La Land“ trifft auf „Planet der Affen“

Robbie Williams kann sich in „Better Man – die Robbie Williams Story“ natürlich nicht selbst darstellen. Wie erzählt man eine Geschichte, die jeder kennt? Ein Affe bringt die Lösung.

Ja, er ist ein Affe: Robbie Williams als süßer Fratz in der Badewanne.

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Ja, er ist ein Affe: Robbie Williams als süßer Fratz in der Badewanne.

Von Anja Wasserbäch

Der typisch britische Charme springt einem gleich zu Beginn entgegen, als Robbie Williams das Publikum von der Leinwand begrüßt: „Hallo ihr Pisser!“

Aber ist es wirklich Robbie Williams? Nein, Robbie, wie wir ihn alle kennen und lieben, ist nicht Robbie, kein einziges Mal taucht sein Konterfei im diesem Kinofilm auf. Er ist ein Affe, erst ein süßer Kleiner, der in der Badewanne sitzend den behaarten Rücken von der geliebten Grandma eingeseift bekommt. Später dann der tanzende Kerl, der sich mit dem Kollegen Liam Gallagher um eine Frau streitet.

Die biografischen Geschichten, die etwa schon von Amy Winehouse („Back To Black“), Johnny Cash („Walk The Line“) oder Elton John („Rocket Man“) erzählt wurden, sind allesamt unterhaltsam, die Frage hängt stets am Hauptdarsteller, wie das Dargestellte dann doch zur eigenen Realität passt, wie „authentisch“, um dieses furchtbare Wort zu benutzen, das dann doch gerät.

Aber hey: was braucht’s die Authentizität, wenn’s um die Kunst geht? Das muss sich der Regisseur Michael Gracey („The Greatest Showman“) gedacht haben, wenn wir es hier mit einem solch‘ großen Popstar zu tun haben, die Anfänge allseits bekannt sind, die Geschichte mit all ihren Höhen und viel mehr Tiefen, ja menschlichen Abgründen schon in Liedern, Büchern, Videos und Interviews nachzuverfolgen ist.

Wer ist Robbie Williams? Robert Williams wächst in Stoke-On-Trent in der Nähe von Manchester auf, die Eltern Janette und Peter betreiben einen Pub, der Vater jedoch fühlt sich zu Höherem und auf die Varieté-Bühne berufen.

Der Sohnemann wiederum schaut zu ihm auf, tanzt und singt mit ihm zu den Songs von Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin. „Entweder du hast es oder du bist ein Niemand“, sagt der Vater zum kleinen Affen.

Es ist der sepiafarbene Blick zurück auf das England der 70er Jahre, auf Backsteinhäuser in der Arbeitersiedlung, auf Fußballspielende Kids auf den Straßen, auf harten Slang und böse Wortwahl. Auf die großen Träume des kleinen Buben, der später ein riesiger Popstar werden sollte. Das ist natürlich alles arg sentimental, sehr überzeichnet und auch ungewohnt.

Das große Popmärchen, das ihn fast zerstören wird

Denn Robbie Williams ist ein Affe, am Computer generiert, was im Jahr 2024 natürlich sehr viel besser aussieht als im ersten Teil von „Planet der Affen“.

Und hat man sich an das kleine Äffchen und später tanzenden Affen gewöhnt, ergibt das alles Sinn. Williams fühlt sich als solcher, nicht erst, als er im medialen Affenzirkus einer Boygroup ankommt.

Als Robbie Williams mit einem Augenzwinkern nach dem Vorsingen in Manchester in die Band aufgenommen wird, geht der Wahnsinn los. Robbie ist bei der Bandgründung gerade mal 15 Jahre alt. Was dann passiert, ist das große Popmärchen, das ihn fast zerstören wird.

Wie toxisch Ruhm sein kann, wie ihn seine Dämonen, eine feiste Mixtur aus Druck, Drogen und Depressionen beinahe zerbrechen lassen, das zeigt „Better Man“.

Etwas eindimensional gerät der Herr Papa, der die Familie früh verlässt und später etwas vom Ruhm abbekommen möchte. Auch Gary, sehr lustig blondiert und schlecht tanzend, ist der Bösewicht, viel schlimmer aber natürlich der Manager Nigel Martin-Smith.

Der Film reicht zeitlich bis zu Robbie Williams unerreichten Konzerten in Knebworth, erzählt von seinen persönlichen Eskapaden, seiner Liebe zu Nicole Appleton, die so wunderbar in einer „La La Land“-esken Szene entflammt. Überhaupt: die Choreographien zu den allseits bekannten Liedern sind groß, wie etwa das Take-That-Getanze zu „Rock DJ“ auf der Londoner Regent Street. Gary, Howard, Mark und Jason sind Karikaturen ihrer selbst, alle wirken verkleidet. Da fällt der Affe gar nicht mehr auf. Das ist so drüber, dass es irgendwie funktioniert. Doch wer ist Robbie Williams? Ganz sicher kein Niemand.

Better Man – die Robbie Williams Story Australien/USA, 2024, Regie: Michael Gracey, mit Jonno Davies, Kate Mulvany, Start: 2. Januar.

Robbie Williams

Der MannMit gerade mal 15 Jahren wird Robbie Williams einer von Take That. Die Boyband-Euphorie ist in den 90er Jahren riesig. Nach seinem Ausstieg bei Take That wird Robbie Williams zum gefeierten Solokünstler, schreibt Lieder mit Guy Chambers. Seine Tonträger wurden weltweit mehr als 77 Millionen Mal verkauft.

Der Film„Better Man“ läuft ab 2. Januar im Kino.

Die TourRobbie Williams kommt im Sommer 2025 auf Tour und gastiert in deutschen Städten: 25.6.2025 – Gelsenkirchen, VELTINS-Arena; 30.6.2025 – Hannover, Heinz von Heiden Arena; 9.7.2025 – Leipzig, Red Bull Arena; 21.7.2025 – Berlin, Waldbühne; 22.7.2025 – Berlin, Waldbühne; 26.7.2025 – München, Olympiastadion; 10.8.2025 – Frankfurt, Deutsche Bank Park

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Erstellt:
30. Dezember 2024, 13:06 Uhr
Aktualisiert:
30. Dezember 2024, 16:31 Uhr

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