Mira und die erste Liebe in Zeiten von Instagram

Ein Buch zeichnet auf, wie sich das Teenie-Dasein heute anfühlt

Comic - Ein Buch zeichnet auf, wie sich heute die Grenze zwischen Kindheit und Jugend anfühlt.

Es ist der schlimmste Geburtstag in Miras Leben. Karla, bisher ihre allerbeste Freundin, verlässt Miras Party, bevor die Pizza alle ist – weil es der coolen Beate zu kindisch wurde und sie lieber mit Karla den „Club der Verliebten“ starten will. Mira war zwar noch nie verliebt (und darf daher auch nicht mitmachen) – wie ein gebrochenes Herz sich anfühlt, weiß sie allerdings schon.

Aus dem einfühlsamen Text von Sabine Lemire und den farbenfrohen Illustrationen von Rasmus Bregnhøi ist mit „Mira“ ein Comicbuch entstanden, das das Teenie-Werden im 21. Jahrhundert glaubhaft aufzeichnet. Gruppenzwang, Selbstinszenierung, die erste Beziehung – auch wer ohne soziale Medien aufgewachsen ist, kann sich problemlos in die Protagonistin hineinversetzen. Vor allem für heutige Kinder und Früh-Teenies ist „Mira“ aber ein seltenes Fundstück. Stellvertretend für eine ganze Generation macht Mira ihre ersten Ausflüge ins Erwachsenwerden. Da gehört ein Instagram-Konto ebenso dazu wie der erste Freund – der auf Instagram selbstverständlich in Szene gesetzt werden muss. Der Likes halber. Ebenso scharf blickt die Autorin in die Erwachsenenwelt. Zwei Bilder von einem Elternabend reichen ihr, um das gesamte Phänomen der Öko-Hipster-Helikoptereltern aufzuspießen. Mit Miras alleinerziehender Mutter, die die Suche nach der Liebe auch nach einer Reihe erfolgloser Dates nicht aufgibt, können alle mitfühlen, die jemals den Single-Markt betreten haben.

Kopenhagen mit seiner schönen Kulisse lädt geradezu ein, illustriert zu werden. Rasmus Bregnhøis naiver Stil verleiht der dänischen Hauptstadt, in der Mira lebt, einen verspielt kindischen Charme. Doch die Geschichte könnte überall spielen – sie würde nichts verlieren.

Schade nur, dass die Sprache in der Übersetzung an manchen Stellen wörtlich aus dem Dänischen übernommen zu sein scheint, anstatt ein passendes deutsches Pendant zu finden. „Tusind millioner tak!“ mag ein gängiger Spruch unter dänischen Teenies sein –„Tausend Millionen Dank!“ rufen deutsche Jugendliche eher nicht.

Auf der Rückseite des Comicbuches steht, es sei „für alle Neugierigen zwischen 9 und 12 Jahren“. Die Herausgeber unterschätzen es – eigentlich ist es für alle Neugierigen ab neun Jahren. Eine Obergrenze gibt es nicht.

Auch wer ohne soziale Medien aufgewachsen ist, kann sich in Mira hineinversetzen

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Erstellt:
14. Februar 2019, 03:04 Uhr

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