„Ortstermin“ im Württembergischen Kunstverein

Mit uns näher dran an „Three Doors“

Mit der Schau „Three Doors“ zu den rassistischen Morden in Hanau 2020 sorgt der Württembergische Kunstverein Stuttgart für Furore. Exklusive Einblicke gibt am 14. Mai unsere Veranstaltungsreihe „Ortstermin“. So können Sie dabei sein.

Aus  „Schlichte Stille. Das Notruf-Desaster von Hanau“  der Initiative 19. Februar Hanau

© Initiative 19. Februar Hanau/Frankfurter Kunstverein

Aus „Schlichte Stille. Das Notruf-Desaster von Hanau“ der Initiative 19. Februar Hanau

Von Nikolai B. Forstbauer

Wie sieht es hinter den Kulissen der großen und kleinen Kultureinrichtungen in der Region Stuttgart aus? Wie wollen Sie das Publikum begeistern? Die Reihe „Ortstermin“ unserer Zeitung gibt Einblicke.

Am Dienstag, 14. Mai, sind wir zu Gast im Württembergischen Kunstverein Stuttgart (Kunstgebäude am Schlossplatz, Eingang Stauffenbergstraße). Viel diskutiert wird die dort aktuell präsentierte Themenausstellung „Three Doors“ zu den rassistischen Morden in Hanau 2020 und dem Tod von Oury Jalloh in einer Arrestzelle in Dessau 2005.

Stadt Stuttgart förderte „Three Doors“

Gemeinsam von der multidisziplinären Forschungsgruppe Forensic Architecture (FA) und deren Berliner Schwesterorganisation Forensis in Zusammenarbeit mit der Initiative 19. Februar Hanau und der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh entwickelt, beleuchtet die wesentlich durch die Stadt Stuttgart geförderte Schau mit künstlerischen Mitteln Fragen von staatlicher und persönlicher Verantwortung. Als „eindringliche Ausstellung“ sieht Stuttgarts Kulturamtsleiter Marc Gegenfurtner das Projekt „Three Doors“.

Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov – das sind die Toten von Hanau, die Ermordeten. Nach offizieller Lesart Opfer eines psychisch kranken Einzeltäters. Ein zehntes Opfer ist zu nennen: Bevor der Attentäter Tobias R. sich in der Wohnung der Eltern selbst tötet, erschießt er seine Mutter.

Die Angehörigen haben Fragen

Die Angehörigen der neun aus rassistischen Motiven Ermordeten haben Fragen. Nach geschlossenen (Notausgang-)Türen, nach ungeöffneten (Täterwohnort-)Türen. Nach einem Polizeinotruf, der nur die Nichterreichbarkeit meldet.

Und sie haben noch mehr Fragen, seit die 2010 durch den israelischen Architekten Eyal Weizman gegründete multidisziplinäre Forschungsgruppe Forensic Architecture mit Sitz an der Goldsmiths University of London sowie die Berliner Organisation Forensis das Geschehen in den und um die mörderischen sechs Minuten am 19. Februar 2020 zu einem ihrer zentralen Forschungsprojekte gemacht haben.

Zuvor in anderer Version unter anderem im Frankfurter Kunstverein gezeigt, präsentiert sich „Three Doors“ im Vierecksaal des Württembergischen Kunstvereins als begehbare und nutzbare Rauminstallation. Drei Türen sind im Titel angesprochen – „Three Doors“ meint die (geschlossene) Notausgangstüre in einer Bar, die (nicht geöffnete) Türe zum Wohnhaus der Familie des Täters sowie die Türe zur Gewahrsamszelle, in der am 7. Januar 2005 im Keller des Dienstgebäudes Wolfgangstraße 25 des Polizeireviers Dessau Oury Jalloh festgehalten wurde. Wenige Stunden später war Jalloh tot – verbrannt in seiner Zelle. Das bittere Ergebnis der Untersuchungen von Forensis Architecture: Das Feuer in Oury Jallohs Zelle wurde von außen gelegt.

Was aber ist künstlerische Forschung? Warum sind Forensis Architecture und Forensis viel gefragte Partner, wenn es um die Aufarbeitung rassistischer Gewalttaten geht? Welche Rolle spielen die Angehörigen der Mordopfer in einem solchen Projekt? Antworten auf diese und andere Fragen geben beim „Ortstermin“ unserer Zeitung am Dienstag, 14. Mai, Iris Dressler und Hans D. Christ, Direktorenduo des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart.

Im Anschluss führen Iris Dressler und Hans D. Christ durch die Ausstellung. „,Three Doors’“, sagt Dressler, „formuliert eine Gegenerzählung zu den offiziellen Darstellungen“. Das Besondere: Diese „Gegenerzählung“ war und ist nur durch das anhaltende Engagement der Angehörigen der Terroropfer von Hanau und von Oury Jalloh möglich. Als „offener Lernort“ sucht das Projekt nicht nur für sie nach Gerechtigkeit durch Aufklärung.

So können Sie dabei sein

Ablauf „Ortstermin“ unserer Zeitung im Württembergischen Kunstverein Stuttgart am Dienstag, 14. Mai, um 19 Uhr. Fragen an das Direktorenduo Iris Dressler und Hans D. Christ eröffnen den Abend. Führungen durch die Ausstellung schließen sich an.

Anmeldung 100 Leserinnen und Leser können dabei sein. Der Eintritt ist frei. Eine freiwillige Zahlung ist möglich. Eine Anmeldung ist erforderlich – unter der Adresse: https://zeitung-erleben.de/ortstermin .

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Erstellt:
18. April 2024, 18:12 Uhr

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