In der Staatsgalerie Stuttgart

Mit Marco Goecke im Sog der Kunst

Als Choreograf begeistert Marco Goecke die Tanzwelt, als Zeichner die Kunstszene. Am 24. Oktober ist der Ausnahmekünstler Gast der Gesprächsreihe „Über Kunst“ in der Staatsgalerie Stuttgart.

Marco Goecke bei Proben mit dem Staatsballett Hannover

© Staatsballett/Ralf Mohr

Marco Goecke bei Proben mit dem Staatsballett Hannover

Von Nikolai B. Forstbauer

Näher dran an herausragenden Persönlichkeiten der Kunstszene: Die Gesprächsreihe „Über Kunst“ dieser Zeitung in der Staatsgalerie Stuttgart macht es möglich. Nächster Gast ist am Montag, 24. Oktober, der Choreograf und Zeichner Marco Goecke. Jüngst mit dem Deutschen Tanzpreis 2022 geehrt und national als „Ballettpopstar“ gefeiert, ist der frühere Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts Stuttgart noch immer eng verbunden – als Artist in Residence bei Gauthier Dance im Theaterhaus Stuttgart. Seit 2019 Direktor des Staatsballetts Hannover zählt Marco Goecke international zu den meistgefragten Choreografen. Der Abend mit Marco Goecke in der Staatsgalerie Stuttgart beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

Enge Bande nach Stuttgart

Das Lachen ist ansteckend, herzlich und voller Liebe für die Menschen, die mit ihm die kostbaren Augenblicke teilen, wenn Bewegungen sich zu einem neuen Eigenen fügen. Marco Goecke kann dieses Lachen haben. Als ob alles abfällt. Vor allem das Gewicht der Verantwortung.

Als Direktor des Staatsballetts Hannover, als Hauschoreograf des Nederlands Dans Theaters in Den Haag wie auch von Gauthier Dance in Stuttgart, als international gefragter Star jener kleinen Schar, die Ballett und Tanz in eine goldene Zukunft führen soll.

Goecke sucht das Risiko

Dient die bekanntere Sicht auf und von Marco Goecke – betont auf Distanz bleibend – vielleicht vor allem dem (Selbst-)Schutz des 1972 in Wuppertal geborenen Ausnahmekünstlers? Klar ist: Goecke, von 2005 bis 2018 vom Publikum gefeierter Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts, sucht das Risiko. „Die Konzeption“, so schreibt etwa der Kritiker Manuel Brug in der „Welt“ über Goeckes Arbeitsweise als Choreograf, „nimmt, wie stets bei ihm, erst im Probensaal wirklich konkrete Kontur an. Er tüftelt ungern allzu viel vorher, dafür zeichnet er exzessiv.“

Ein wichtiger Hinweis. Auch als Zeichner wagt Marco Goecke viel. „Lange vor dem Tanzen war das Zeichnen mein nächstliegendes Ausdrucksmittel“, sagt Goecke im Gespräch mit Hartmut Regitz, Tanzkritiker unserer Zeitung. Und: „Noch heute ist es so, dass die Konzentration, der Blick auf das Blatt wie ein Sog für mich ist, man lebt für einen Moment ganz darin. Daraus aufgetaucht, fühle ich mich wahnsinnig leer.“

Zugriff auf Musik und Literatur

Zu den künstlerischen Gegenwelten Tanz und Zeichnung kommt ein Drittes – Marco Goecke als Inspiration für andere. Filme, Fotos, aber auch Zeichnungen und Skulpturen kreisen um ihn, entstehen aus der Beobachtung seiner choreografischen Arbeit wie aus der Beobachtung seines Alltags. Und auch dies macht die Faszination von Goeckes Schaffen aus: sein Interesse an Literatur und Musik. Ob eine eigens beauftragte Komposition oder wie einst in Stuttgart späte Stücke von Johnny Cash in dem zum internationalen Klassiker avancierten „Äffi“ – Goeckes Musikauswahl folgt einem eigenen Klang. Und mit der Premiere seines neuen Stückes „A Wilde Story“ über Leben und Werk des irischen Schriftstellers Oscar Wilde am 21. Oktober im Staatstheater Hannover bestätigt Marco Goecke seine immerwährende Auseinandersetzung mit literarischen Themen.

Ein Künstler, der im Tanz wie in der Zeichnung ins Absolute drängt, über wiederkehrende Motive wie die immer neu in Szene gesetzte schwarze Hose für Tänzerinnen und Tänzer seine eigenen Bühnenwelten schafft, literarische und musikalische Zusammenhänge entwickelt und der Künstlerinnen und Künstler in ganz unterschiedlicher Weise inspiriert – erwächst daraus, wie es ein Ausstellungsprojekt der Fritz und Hildegard Ruoff-Stiftung in Nürtingen im Mai dieses Jahres zu skizzieren suchte, ein „Kontinent Goecke“? Wie arbeitet der Choreograf Marco Goecke, wie der Zeichner Goecke? Und wie sieht er als Direktor des Staatsballetts Hannover die Rolle der Kultur und die Lage der Kultureinrichtungen inmitten des Neustarts nach der Pandemie und neuer Krisensituationen?

So können Sie dabei sein

Antworten auf diese und andere Fragen wird Marco Goecke am Montag, 24. Oktober, geben – als Gast der Gesprächsreihe „Über Kunst“ dieser Zeitung in der Staatsgalerie Stuttgart. Beginn im Vortragssaal des Stirlingbaus ist um 19.30 Uhr. Einlass ist ab 18.30 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Voranmeldung nicht erforderlich. Sie können sich am 24. Oktober von 18 Uhr an bei der Staatsgalerie-Kasse melden. Rückfragen gerne unter 0711 7205 – 7500.

Marco Goecke mit Begleiter Gustav in Stuttgart

© Roman Novitzky/Roman Novitzky

Marco Goecke mit Begleiter Gustav in Stuttgart

Marco Goecke – gesehen von Bernd Weissbrod

© Bernd Weissbrod/dpa/Bernd Weissbrod/dpa

Marco Goecke – gesehen von Bernd Weissbrod

Eindringlich: Zeichnung von Marco Goecke

© Steffen Schmid/Steffen Schmid

Eindringlich: Zeichnung von Marco Goecke

Proben im Staatsballett Hannover

© Staatsballett Hannover /Ralf Mohr

Proben im Staatsballett Hannover

Szene aus Marco Goeckes Beitrag zum Gauthier Dance-Abend „Seven Sins“ im Theaterhaus Stuttgart

© Gauthier Dance /Jeanette Bak

Szene aus Marco Goeckes Beitrag zum Gauthier Dance-Abend „Seven Sins“ im Theaterhaus Stuttgart

Gehen tief: Goeckes Zeichnungen

© Steffen Schmid/Steffen Schmid

Gehen tief: Goeckes Zeichnungen

Szene aus Marco Goeckes Beitrag zum Gauthier Dance-Abend „Seven Sins“ im Theaterhaus Stuttgart

© Gauthier Dance /Jeanette Bak

Szene aus Marco Goeckes Beitrag zum Gauthier Dance-Abend „Seven Sins“ im Theaterhaus Stuttgart

Blicke in die Ausstellung „Kontinent Goecke“ ...

© Stadt Nürtingen /Helena Körner

Blicke in die Ausstellung „Kontinent Goecke“ ...

... in der Ruoff-Stiftung in Nürtingen

© Steffen Schmid/Steffen Schmid

... in der Ruoff-Stiftung in Nürtingen

Marco Goecke ließ auch Friedemann Vogel, Starsolist des Stuttgarter Balletts, schweben

© Roman Novitzky/Roman Novitzky

Marco Goecke ließ auch Friedemann Vogel, Starsolist des Stuttgarter Balletts, schweben

Marco Goecke sucht den kleinstmöglichen Blick-Ausschnitt

© Roman Novitzky/Roman Novitzky

Marco Goecke sucht den kleinstmöglichen Blick-Ausschnitt

Eine typische Arbeitsszene ....

© Roman Novitzky/Roman Novitzky

Eine typische Arbeitsszene ....

... für Marco Goecke – hier ....

© Roman Novitzky/Roman Novitzky

... für Marco Goecke – hier ....

... im Stuttgarter Ballett

© Roman Novitzky/Roman Novitzky

... im Stuttgarter Ballett

Marco Goecke sucht immer wieder ...

© Roman Novitzky/Roman Novitzky

Marco Goecke sucht immer wieder ...

... auch stille Momente

© Roman Novitzky/Roman Novitzky

... auch stille Momente

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Erstellt:
7. Oktober 2022, 06:12 Uhr
Aktualisiert:
19. Oktober 2022, 14:07 Uhr

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