Neue Druckwerkstatt wird eingerichtet

Die Stadt ist im Besitz einer hochwertigen Radierpresse, die sie als Stiftung überlassen bekommen hat. Das Projekt Druckwerkstatt wurde nun vom Land Baden-Württemberg gefördert. Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen im Frühjahr 2022 starten.

Martin Schick, Gabriele Frik-Heintschel, Ulrich Olpp und Roland Winkler (von links) begutachten die Presse von Hermann Heintschel in der Backnanger Jugendkunstschule. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Martin Schick, Gabriele Frik-Heintschel, Ulrich Olpp und Roland Winkler (von links) begutachten die Presse von Hermann Heintschel in der Backnanger Jugendkunstschule. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

Backnang. Schon vor einigen Jahren hat Gabriele Frik-Heintschel, die Witwe des Künstlers Hermann Heintschel (1931 bis 1998), der Stadt Backnang die Radierpresse gestiftet, an der ihr Mann sein umfangreiches Lebenswerk gedruckt hat. Werke von ihm waren erst vor Kurzem bis Mitte November in der Ausstellung „Zeit der Quadrate“ in den Räumen des Heimat- und Kunstvereins im Helferhaus zu sehen. Der Stifterin lag es am Herzen, dass die Presse auch künftig künstlerisch genutzt wird. Zu jenem Zeitpunkt bestanden in Backnang Pläne für eine Druckwerkstatt, aber die Infrastruktur für die Einrichtung und den Betrieb war noch nicht da, so Martin Schick, Leiter der Städtischen Galerie.

Die Presse wurde in den 1970er-Jahren von Hermann Heintschel unter Mitwirkung des damaligen Werkstattleiters der Stuttgarter Kunstakademie, Roland Winkler, und Studenten gebaut. Sie ist der Nachbau einer Druckpresse an der Akademie, die aus dem 19. Jahrhundert stammt. Von Hermann Heintschel, der auch gelernter Mechaniker war, wurde sie zusätzlich mit einem Motorantrieb versehen, weil sie aufgrund ihrer Größe nur sehr schwer zu bedienen war. Roland Winkler besuchte übrigens die Ausstellung der Werke von Hermann Heintschel im Backnanger Helferhaus und besichtigte in diesem Rahmen auch die neue Druckwerkstatt im Erdgeschoss des Gebäudes am Oelberg 8. Auch Gabriele Frik-Heintschel war dabei.

Im Rahmen des Sonderprogramms zur Wiederaufnahme der Museumspädagogik stellte das Land Baden-Württemberg Fördermittel für den Aufbau und den Betrieb der Druckwerkstatt zur Verfügung, informiert die Stadt Backnang. Damit konnten nun alle für künstlerische Hoch- und Tiefdruckverfahren erforderlichen Werkzeuge, Hilfsmittel und Materialien angeschafft werden, die eine Druckwerkstatt braucht.

Schwerpunkte sind etwa Kaltnadelradierung oder Hochdruckverfahren

Das geförderte Konzept sieht unter anderem vor, dass Dozentinnen und Dozenten, die in der Museumspädagogik der Städtischen Galerie tätig sind, aber auch diejenigen der Jugendkunstschule, zunächst einmal von einem Fachmann geschult und in drucktechnischen Verfahren weitergebildet werden sollen. Dieser Experte wurde mit Ulrich Olpp gefunden, der an der Johannes-Gutenberg-Schule in Stuttgart-Bad Cannstatt unter anderem Druckgrafik unterrichtet und in Backnang lebt. Die Schule ist eine der größten Fachberufsschulen für Druck- und Medienberufe in Europa. Ulrich Olpp ist außerdem Vorsitzender des Backnanger Heimat- und Kunstvereins, der zusammen mit der Stadt für den Erhalt und die Pflege der Druckwerkstatt zuständig ist.

Die insgesamt fünf Schulungskurse für die Dozentinnen und Dozenten laufen in regelmäßigen Abständen von diesem Herbst bis Ende März 2022. Schwerpunkte sind etwa Kaltnadelradierung oder Hochdruckverfahren. Für Letzteres steht ebenfalls eine wertvolle, rein mechanische Korrex-Andruckpresse für Hochdruckstöcke zur Verfügung, die erst kürzlich komplett saniert wurde.

Künftig sollen verstärkt museumspädagogische Veranstaltungen stattfinden, die ausgehend von Ausstellungen in der Galerie der Stadt Backnang, im Graphik-Kabinett oder den Ausstellungen des Heimat- und Kunstvereins im Helferhaus in druckgrafische Workshops für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene münden.

Ein großer Vorteil ist dabei auch die räumliche Nähe der Galerien und der Druckwerkstatt. Zudem kann die Jugendkunstschule mithilfe der neu eingerichteten Werkstatt auch verstärkt Regelkurse im Bereich Druckgrafik anbieten, lässt die Stadt Backnang wissen. „Dass die Druckwerkstatt in Backnang zum Leben erweckt wird, passt sehr gut zum kulturellen Profil der Stadt, die sich immer mehr als eine Stadt der Druckgrafik etabliert. Die große und bedeutende Sammlung von Altmeistergrafiken, die der 1918 gestorbene Sammler Ernst Riecker der Stadt postum geschenkt hat und die ausschnittweise im Graphik-Kabinett im Helferhaus gezeigt wird, ist dabei der Ausgangspunkt“, heißt es in einer Pressemitteilung.

„Dass wir das Projekt Druckwerkstatt nun lebendig machen können, ist eine ganz tolle Geschichte“, freut sich Martin Schick. Im April 2022 sollen Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene starten.

Martin Schick (Leiter der Stadt-Galerie),
über den künftigen Einsatz der Radierpresse „Dass wir das Projekt
Druckwerkstatt nun lebendig
machen können,
ist eine ganz tolle Geschichte.“

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Erstellt:
17. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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