Neuer Kopf in der Backnanger Künstlergruppe
Cosima Gerner ist das neueste Mitglied der Backnanger Künstlergruppe. In ihrem Atelier in Nellmersbach arbeitet die freischaffende Künstlerin vor allem an großformatigen Werken mit kräftigen Farben. Im November soll sie erstmals an einer Ausstellung der Künstlergruppe teilnehmen.
Von Melanie Maier
Backnang/Leutenbach. Im vergangenen Jahr hat die Backnanger Künstlergruppe ihr 35. Jubiläum gefeiert. In diesem Jahr hat die Gruppe ein weiteres Mitglied dazubekommen. Cosima Gerner aus Lorch ist freischaffende Künstlerin und studierte Grafikdesignerin. Landschaften, Blüten, Szenen aus dem Alltag: Mit ihren Bildern fängt Cosima Gerner Momente ein. Dabei folge sie keiner Norm, sagt sie, „sondern eher dem Ziel, dem Betrachter ein Gefühl der Leichtigkeit zu vermitteln“.
In ihrem Atelier im Industriegebiet von Nellmersbach sind Dutzende ihrer Werke aufgestellt oder lehnen an den Wänden. „Es ist Wahnsinn, wenn man hier reinkommt und diese Riesenformate sieht“, sagt Elke Vetter, die Vorsitzende der Backnanger Künstlergruppe, die an diesem Vormittag im Atelier dabei ist. Für ihre Arbeit nutzt Cosima Gerner oft eine zweistufige Leiter. Mit der Steighilfe erreicht die zierliche Künstlerin problemlos auch den oberen Bildrand ihrer großflächigen Leinwände. Weshalb sie das Format bevorzugt? „Da kann ich Stellen offenlassen, aber auch ins Detail gehen“, erklärt sie. Die Großformate vermitteln ihr zudem ein Freiheitsgefühl: „Meine Bilder enden nie am Bildrand. Sie setzen sich darüber hinaus fort, lassen Raum frei für weiterführende Gedanken.“
Durch ihren Onkel zur Backnanger Künstlergruppe gekommen
Maschinenlärm und Gesprächsfetzen dringen durch die dünnen Wände. Der Werkraum grenzt an die Produktionshalle einer Firma. „Hier wird produziert und gearbeitet“, erklärt Cosima Gerner. „Aber ich habe mich daran gewöhnt.“ Seit 2015 nutzt sie das Atelier. Die Geräuschkulisse stört sie schon lange nicht mehr.
Zur Backnanger Künstlergruppe kam Cosima Gerner im vergangenen Jahr durch ihren Onkel. Kurt Entenmann ist bereits seit ein paar Jahren Mitglied. Er fragte seine Nichte, ob sie nicht Lust habe, ihn zur Jubiläumsausstellung der Künstlergruppe in der Galerie der Stadt zu begleiten. Dort sei ihr die Idee gekommen, der Gruppe beizutreten, berichtet Cosima Gerner.
Doch das passiert nicht mal eben so, von einem Tag auf den anderen. Die Gruppe hat einen Aufnahmeprozess. Zuerst besuchen zwei oder mehr Mitglieder den Künstler oder die Künstlerin in seinem oder ihrem Atelier. „Manchmal stellen wir da schon fest, dass es nicht passt“, berichtet Elke Vetter. Bei Cosima Gerner dagegen sei von Anfang an klar gewesen, dass man sie gerne dabei haben würde. Als Nächstes komme die Person normalerweise nach Backnang, um sich mit einigen Werken der gesamten Gruppe vorzustellen. „Aufgrund der großen Formate war das aber nicht so gut möglich, deshalb sind wir noch einmal zusammen zu ihr ins Atelier gekommen“, so Elke Vetter. Seit dem Frühjahr ist Cosima Gerner nun offizielles Mitglied der Gruppe.
Sie freue sich auf die für Mitte November geplante gemeinsame Ausstellung (siehe Infotext), sagt die Künstlerin. „Ich möchte die Synergien der Gruppe nutzen.“ Schön findet sie es, dass bei den Backnangerinnen und Backnangern alle für sich arbeiten und sich trotzdem gegenseitig bereichern.
Sie wusste schon früh, dass sie einmal Künstlerin werden möchte
Elke Vetter und die weiteren Mitglieder freuen sich ebenfalls über den Zuwachs. „In Backnang gibt es so wenige junge Leute, die man dafür gewinnen kann, die ziehen alle weg“, moniert die Vorsitzende. So steige der Altersdurchschnitt der Mitglieder mehr und mehr. Darüber hinaus begrüßt sie es, eine weitere weibliche Mitstreiterin an der Seite zu haben. „Ich war bestimmt 20 Jahre lang die einzige Frau der Gruppe“, erinnert sich Elke Vetter. „Das ging schon gut, aber jetzt freue ich mich, dass wir (mit Ursula Draxler) zu dritt sind.“
Für ihre Werke nutzt Cosima Gerner oft Handyfotos als eine Art digitale Vorskizze. „Die Eindrücke müssen aber wirklich frisch sein“, sagt sie. Ihr Bild „Dünenlandschaft bei List“ beispielsweise entstand kurz nach einem Sylturlaub.
Dass sie einmal Künstlerin werden wolle, wusste Cosima Gerner, die in Backnang aufgewachsen ist, schon früh. „Mein Onkel war derjenige, der mich verleitet hat“, erzählt sie. „Er ist durch und durch Künstler. Als Schülerin war ich früher sehr oft bei ihm und habe seine akribischen Zeichnungen und Radierungen bewundert.“
Schon in der Schule gab es erste Kontakte zur Künstlergruppe
In der Oberstufe des Gymnasiums besuchte sie sodann den Kunstleistungskurs bei Herbert Seybold, der in Oberweissach wohnt, wie Kurt Entenmann Lehrer war (beide haben in Weinstadt unterrichtet) und ebenfalls Mitglied der Künstlergruppe ist. „Der Kurs war toll“, schwärmt Cosima Gerner. Einen Landschaftsdruck aus der Zeit habe sie bis heute. Bereits während des Studium der visuellen Kommunikation in Pforzheim stellte sie erste Werke aus, etwa in Arztpraxen. „Ich bin immer doppelgleisig gefahren. Das war ein schöner Einstieg in den Beruf“, sagt sie. Ihre langjährige Tätigkeit als Grafikdesignerin hätte sie dennoch nicht missen wollen, diese sieht sie als eine passende Ergänzung zu ihrem jetzigen künstlerischen Schaffen. „Irgendwann ging es aber nicht mehr, beides gleichzeitig zu machen“, so Cosima Gerner. „Es ist beides ein Vollzeitjob.“
Im vergangenen Jahr war sie bei der Schorndorfer Kunstnacht dabei, dieses Jahr hatte sie schon eine Einzelausstellung im Rathaus Aidlingen nahe Böblingen und eine Pop-up-Galerie im Stuttgarter Dorotheen-Quartier. Von Montag bis Samstag war die Ausstellung geöffnet, „das war schon eine Hausnummer, das allein zu schultern“, sagt Cosima Gerner. Auch aus diesem Grund freut sie sich schon auf die gemeinsame Ausstellung der Gruppe im November.
Vita Cosima Gerner stammt aus Backnang. Sie besuchte das Max-Born-Gymnasium. 1986 absolvierte sie ihr Abitur am Remstal-Gymnasium Weinstadt. Von 1987 bis 1993 studierte sie visuelle Kommunikation an der Hochschule in Pforzheim. Ab 1993 war sie als Grafikdesignerin sowie als freischaffende Künstlerin tätig. Mittlerweile ist Letzteres ihr alleiniger Beruf. 2018/19 war sie Meisterschülerin der Künstlerin Rosa Loy.
Werkschau Die nächste gemeinsame Ausstellung der Backnanger Künstlergruppe ist für Mitte November geplant. Im Atelier des Backnanger Bandhauses sollen Werke aller Mitglieder unter dem Titel „Backnang Heimspiel“ gezeigt werden. Die Schau soll hauptsächlich kleine Formate umfassen, was den Platzverhältnissen geschuldet ist. An zwei Wochenenden und in der Woche dazwischen werden die Bilder voraussichtlich zu sehen sein. Weitere Details zur Ausstellung folgen. Mehr Infos zur Künstlergruppe gibt’s unter www.backnangerkuenstlergruppe.de.