Neue Spielzeit im Theater Rampe

Null-Acht-Fünfzehn gibt es nicht in der Rampe

Das dreiköpfige Leitungsteam des Theater Rampe in Stuttgart hat seine Pläne für die kommende Spielzeit vorgestellt.

Am 27. September eröffnet die Musiktheater-Performance „Study of Slope“ der litauischen Musiktheaterregisseurin Lina Lapelytė die neue Saison.

© | Theater Rampe

Am 27. September eröffnet die Musiktheater-Performance „Study of Slope“ der litauischen Musiktheaterregisseurin Lina Lapelytė die neue Saison.

Von Kathrin Horster

Seit einem Jahr teilen sich Lisa Tuyala, Bastian Sistig und Ilona Schaal den Leitungsposten am Theater Rampe. Routine oder „Business as usual“ wollen die drei Theaterermöglicher aber trotzdem nicht aufkommen lassen. „Nix ist normal!“ lautet das Motto des ersten Quartals der neuen Spielzeit 2024/25, die Tuyala, Schaal und Sistig am Gleisbett der Stuttgarter Zacke im Foyer der Rampe am vergangenen Donnerstag bei einem Brunch für Interessierte vorgestellt haben.

Reden übers Geld

Während es beim Kaffeetrinken und Brezelessen gemütlich zugeht, setzt sich der neue Spielplan in gewohnt kritischer Rampe-Haltung mit den Verwerfungen und Krisen der Gegenwart auseinander. „Ob es um den Körper, um Klassenverhältnisse, um gesellschaftlich konditionierte Schönheitsideale, Beziehungsmodelle oder den literarischen Kanon geht – die Norm bleibt Fiktion“, erklärt das Team den Hintergrund der künstlerischen Forschungsinteressen im ersten Quartal. Am 27. September eröffnet die Musiktheater-Performance „Study of Slope“ der litauischen Musiktheaterregisseurin Lina Lapelytė die neue Saison mit einem Chor von Sängerinnen und Sängern, denen man nachsagt, sie klängen nicht schön. Als Fragestellung beschäftigt Lapelytė, wie und wem Menschen überhaupt zuhören. Der besondere, noch geheime Spielort wird demnächst bekannt gegeben.

Am 4. und 5. Oktober tanzt der körperbehinderte Tänzer Michael Turinsky „Precarious Moves“ – unsichere Bewegungen also, „eine humorvolle wie poetische Erkundung von Bewegung und Gesten, die unsere Vorstellungskraft herausfordert“, wie das Team erläutert. Vom 15. bis 24. Oktober können Interessierte im Workshop „The Guxxi Fabrica“ von Cote Jaña Zuñiga alternative Modeidentitäten aus Plastikreisetaschen gestalten. Laut Lisa Tuyala geht es dabei um die „Neuerzählung der migrantisierten Tasche“ und um die Frage, was Luxus bedeutet. Am 25. Oktober feiert das Theater Rampe sein Jubiläum unterm Titel „40 Jahre Gegenwart“ mit aktuellen und ehemaligen Rampe-Teammitgliedern. Am 1. und 2. November erkundet Volker Lösch, ehemals Hausregisseur am Schauspiel Stuttgart mit der Millionenerbin Marlene Engelhorn und der Schauspielerin Marlene Reiter unter dem Titel „Geld ist Klasse!“ das Thema Ungleichheit.

Schuld sühnen

Von Januar bis März widmet sich das Haus dem Thema „Gewaltfantasien“. So gibt der Künstler Manuel Gerst in seiner auf Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ aufbauenden Performance dem Publikum Raum, sich gewalttätig an einem VW Käfer auszutoben. Gerst liest Kafkas Erzählung als einen Text über Behinderung. Von April bis Juli lautet das Motto „Wo gehen wir hin von hier?“ Im vom Automobil-Hersteller Volvo beauftragten Werk „Cry Violet“ des italienischen Tänzer-Duos Ginevra Panzetti & Enrico Ticconi beschäftigen sich die Tanzenden mit der „Ikonographie der Erbsünde“. Der Mensch erfindet immer neue Praktiken, um die eigene Schuld zu sühnen, lautet die Idee dahinter – etwa, wenn Menschen ihre umweltschädlichen Urlaubsflüge mit Baumpflanzungen zu kompensieren versuchen.

Programm und Infos unter https://theaterrampe.de.

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Erstellt:
18. Juli 2024, 12:54 Uhr

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