Konzert in Stuttgart

Old and fresh: So war’s bei The Dead Daisies im Wizemann

Wer auf AC/DC, Deep Purple und Co. steht, kam am Dienstagabend bei The Dead Daisies im Stuttgarter Wizemann auf seine Kosten. Altherren-Rock? Nein, stattdessen Hardrock der guten alten Schule vom Feinsten.

Doug Aldrich hatte wegen einer Erkrankung pausieren müssen. Nun ist der Gitarrist der Dead Daisies auf der Tour wieder mit dabei.

© /Imago/Terje Dokken

Doug Aldrich hatte wegen einer Erkrankung pausieren müssen. Nun ist der Gitarrist der Dead Daisies auf der Tour wieder mit dabei.

Von Wolfgang Berger

Der Frühling bricht sich Bahn, in den Gärten sprießen Schneeglöckchen und Krokusse, und auch die Gänseblümchen erwachen auf den Rasenflächen zu neuem Leben. Alles andere als tot, sondern quietschlebendig sind The Dead Daisies, die toten Gänseblümchen, so die Übersetzung des Bandnamens aus dem Englischen, die am Dienstagabend im Stuttgarter Wizemann ein fulminantes Konzert hinlegen. Die Mannen um Gitarrist und Bandgründer David Lowy geben von Beginn an Gas. Das neue Album „Light ´em up“ im Gepäck, geht es von den ersten Takten an zur Sache. „Hello Stuttgart, do you feel good?“, begrüßt Sänger John Corabi die Fangemeinde im Saal, die er mit seiner Reibeisenstimme in den folgenden gut anderthalb Stunden in seinen Bann ziehen wird. Eine Rampensau und Entertainer ist der frühere Mötley-Crue-Frontmann, ebenso wie Tommy Clufetos, der Berserker an den Drums, über den man in Metal-Kreisen nicht viel sagen muss. Wer ihn beispielsweise 2016 auf der Abschiedstournee von Black Sabbath hat trommeln hören und hat wirbeln sehen, wird das nicht vergessen. Nach überstandener Erkrankung zurück an der Lead Gitarre Doug Aldrich, laut Corabi der „Motherfucker mit den goldenen Fingern“.

Aufgewärmte Heldentaten, ein „Weißt du noch?“ wecken bei jedem Grillabend nostalgische Gefühle. Im Konzertsaal jedoch reißen sie keinen vom nicht vorhandenen Sitzplatz. Live ist jedes Mal aufs Neue die Bewährungsprobe. „Wund gelegen“ habe sich Nationalspieler Mario Gomez, fällte TV-Experte Mehmet Scholl nach einem Spiel der Fußball-Europameisterschaft 2012 angesichts einer dürftigen Leistung ein vernichtendes Urteil, um hier einen Vergleich aus der Welt des Sports zu bemühen. Unabhängig von der Disziplin, müssen die Gänseblümchen ihre Meriten auch im Saal des Wizemann im Schweiße ihres Angesichts verdienen, was den Dead Daisies auf mitreißende Art gelingt. Corabi, der vor einem guten Jahr Glenn Hughes (Ex-Deep Purple) am Mikro abgelöst hat, ist ein Entertainer und versteht wie seine Mitstreiter auf der Bühne das Geschäft.

Im offiziellen Musikvideo zu „I’m gonna ride“ vom aktuellen Album knattert der Biker in cooler Easy-Rider-Manier über den Highway. Es geht aber nicht straight to hell, wie auf der legendären AC/DC-Scheibe, dafür sind allein schon zu viele Ampeln im Stadtverkehr. Wie im Video wissen die Daisies auch auf der Bühne, wann sie Gas geben und wann sie das Tempo drosseln müssen. Die Daisies hauen einen Kracher nach dem anderen heraus, das Wizemann wird im vorderen Bereich zur finnischen Sauna. Beim CCR-Cover „Fortunate Son“ etwa fließt das Benzin in Strömen durch den Vergaser, bei der bluesgetränkten Ballade „Love that’ll never be“ tröpfelt es hingegen bittersüß. Angehalten haben die Gänseblümchen hier im Wizemann freilich nie, und bei diesem vollen Einsatz läuft eine Band nicht Gefahr wund zu liegen, auch wenn ihre Musiker schon im Opa-Alter sind.

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Erstellt:
12. März 2025, 09:12 Uhr

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