Internationales Bachfest 2025
Passion, Salsa und eine Party mit Bach
Die Stuttgarter Bachakademie hat das Programm ihres neuen Internationalen Bachfests vorgestellt. Im März 2025 begegnen sich dort mitteleuropäische (Barock-)Tradition und südamerikanische Musik.
Von Susanne Benda
Es ist eine Pressekonferenz mit mächtigem Rückenwind. „Wir sind noch ganz erfüllt“, sagt Hans-Christoph Rademann, der Leiter der Stuttgarter Bachakademie. Gerade ist er mit der Gaechinger Cantorey von einer Tournee aus Südamerika zurückgekehrt, hat in São Paolo, in Montevideo und zuletzt im Teatro Colón in Buenos Aires sechs Mal vor ausverkauften Sälen und vor einem restlos begeisterten Publikum Händels „Messiah“ aufgeführt. Diese Euphorie ist noch zu spüren, als Rademann jetzt gemeinsam mit seinem Team nach vorne blickt. Wobei der Blick nach vorne durchaus mit dem Blick zurück zu tun hat, denn das Motto des neuen Festivals, das die Bachakademie ab 2025 im Zeitraum ihrer ehemaligen Bachwoche veranstaltet, heißt „Bach und Südamerika“.
Buntes Festivallogo, noch bunteres Programm
Über den Atlantik ist Bach selbst zwar nie gereist, aber die Menschen dort sind begeistert von Bach, „und wir“, sagt Rademann, „sind begeistert von dieser Begeisterung“. Deshalb führt die Bachakademie mit dem ersten Festival im neuen Format einen Austausch fort, den schon Helmuth Rilling begann. Sie versteht dies auch als Plädoyer ist für eine offene Gesellschaft. Entsprechend gestaltet ist das Festival: „Bunter geht’s nicht!“, sagt die Dramaturgin María del Mar Alonso Amat über das Programm, das die Bachakademie für die 15 Tage vom 9. bis 23. März 2025 zusammengestellt hat.
Im Zentrum stehen die Musikerinnen und Musiker, die seit 2011 als Junges Stuttgarter Bach-Ensemble (JSB) auftreten, diese bis zu 100-köpfige Nachwuchs-Truppe wird jedes Jahr neu international gecastet. „Das sind“, sagt der Akademiechef, „große Talente, die wir später oft bei den Gaechingern und als Solisten engagieren.“ Beim Internationalen Bachfest wird das JSB-Ensemble unter anderem Bachs Oster- und Himmelfahrts-Oratorium erarbeiten und beim Abschlusskonzert gemeinsam mit den Profis der Gaechinger Cantorey auf der Bühne stehen. Dann gibt’s unter anderem Händels „Feuerwerksmusik“ und „Coronation Anthems“.
Die Buntheit des Programms fußt aber auch auf unterschiedlichen Stilen, Genres und Zielgruppen. Es gibt Familien-, Abend-, Nacht- und Matineekonzerte, Gespräche, Vorträge. Zu hören sind Werke von der Renaissance bis zur Gegenwart, die Vernetzung innerhalb der Stadt wird fortgeführt, musiziert wird in Kirchen, Sälen, Museen und im Club Wizemann. „Wir wollen“, sagt Bachakademie-Geschäftsführer Michael Hörrmann, „15 Tage lang einen Klangdom über die ganze Stadt legen“. Oder, um es mit der Dramaturgin zu formulieren: „Es wird schwierig sein, das Bachfest in Stuttgart nicht wahrzunehmen.“
Verbindung zu Spanien, Süd- und Lateinamerika wird groß geschrieben
Der Auftakt ist traditionell – und doch nicht ganz. Seit seinem Amtsantritt 2013 hat Hans-Christoph Rademann Bachs „Matthäuspassion“ noch nie in Stuttgart dirigiert; das holt er im Februar nach. Südamerika kommt ihm aber noch zuvor: Beim Eröffnungsgottesdienst in St. Eberhard erklingt die berühmte „Missa criolla“ des Argentiniers Ariel Ramírez. In zahlreichen Konzerten begegnen sich danach Musik, Musikerinnen und Musiker aus Europa und aus Südamerika – etwa beim Bach Consort Wien, das Werke mexikanischer Komponisten aus dem 17. Jahrhundert mit Klängen Monteverdis kombiniert, beim Abend mit dem spanischen Ensemble La Grande Chapelle, das Musik aus Archiven spanischer Kathedralen zum Leben erweckt, oder bei vertanzter peruanischer Musik aus dem späten 18. Jahrhundert. Sarah Willis, Hornistin der Berliner Philharmoniker, gestaltet mit einem Ensemble aus Kuba einen Salsa-Abend.
Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus Südamerika prägen das Programm. Und zu Bachs Geburtstag am 21. März gibt’s eine Party mit Bach und Tango.
Abbilden, so der Geschäftsführer, wolle man mit dem neuen Festival „die kulturelle Gesamtkompetenz“ der Landeshauptstadt. Das große Kantaten-Projekt „Vision Bach“ sei für die Bachakademie „ein Qualitätsbooster“ gewesen, und auch das Bachfest werde sich „von Jahr zu Jahr steigern“. „Unser Festival“, betont Rademann, „wird auch zukünftig immer über den mitteleuropäischen Kanon hinausdenken.“
Internationales Bachfest 9. bis 23. 3. 2025, der Vorverkauf läuft, www.bachfest-stuttgart.de