Peter Fritz stellt seine Werke in Allmersbach aus
Peter Fritz stellt seine beeindruckenden Werke im Alexander-Stift in Allmersbach im Tal aus. Der 79-Jährige hat mit zwölf Jahren angefangen zu malen. Und das, obwohl seine Eltern, überzeugte Nationalsozialisten, es ihm verbieten wollten.
Allmersbach im Tal. Als zwölfjähriger Junge hat Peter Fritz, der heute im Alexander-Stift der Diakonie Stetten in Allmersbach im Tal lebt, unter schwierigen Bedingungen angefangen zu malen. Seine Eltern waren Anhänger der Nationalsozialisten und verboten ihm das Malen. Trotzdem boxte sich Peter Fritz durch und hielt immer an der Malerei fest. Heute blickt der 79-Jährige auf eine beachtliche Anzahl beeindruckender künstlerischer Werke, die er im Laufe seines Lebens erschaffen hat. Ein Teil seiner Bilder hängt zurzeit als Ausstellung in den Gängen des Alexander-Stifts.
„Das hier war mein allererstes Werk, das ich mit zwölf Jahren gemalt habe“, erzählt Peter Fritz und zeigt auf das Bild einer Berglandschaft, das er in seinem Zimmer neben zahlreichen weiteren Werken, seinen Staffeleien und Farben aufgehängt hat. Das Bild hatte Peter Fritz damals von einem Kalenderblatt abgemalt. „Als ich das Bild gemalt habe, war ich noch nie in den Bergen gewesen“, erinnert er sich.
In seiner Familie waren Kunst und Malerei verpönt
Der Beginn seines künstlerischen Schaffens war alles andere als einfach, denn in seiner Familie waren Kunst und Malerei verpönt, da diese als brotlos galten. Das ging sogar so weit, dass der junge Künstler seine Werke, wenn sie fertig waren, vernichten musste. Von Nachbarn bekam er Hartfaserblöcke, auf denen er heimlich malte. „Das habe ich dann freudestrahlend gemacht“, sagt Peter Fritz.
Sein Vater verlangte von ihm, dass er eine Lehre machte, und seine Mutter organisierte diese auf dem Bau. Über ein paar Freunde lernte er schließlich den Kunstprofessor Oskar Kreibich aus Backnang kennen. Dieser bot ihm an, sich für ihn um eine künstlerische Ausbildung zu kümmern. „Er war wie ein Vaterersatz für mich“, sagt Peter Fritz rückblickend. Auf den Rat Kreibichs machte er die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie in Stuttgart und bestand die Prüfung. „Aber ich hatte kein Abitur und daher konnte ich die Ausbildung dort nicht machen. Ich musste also wieder umdenken“, erinnert sich Peter Fritz.
Schließlich machte er die Ausbildung zum Dekorateur, denn in diesem Beruf konnte er sich kreativ ausleben. „Den Beruf gibt es heute auch noch als Schaufensterwerbegestalter, aber natürlich nur noch sehr vereinzelt. Früher waren wir diejenigen, die die Städte lebendig gemacht haben“, sagt Peter Fritz lächelnd. Mit 22 Jahren fing er bei einem Kaufhaus in Schorndorf als Dekorateur an, doch dort fühlte er sich nicht wohl. „Wir mussten am Samstagmorgen eine Stunde lang stramm vor dem Besitzer stehen. Das war nichts für mich, denn ich wollte nicht unter einem Nazi arbeiten“, sagt Peter Fritz. Gemeinsam mit seiner Frau überlegte er sich, wie es weitergehen könnte. Er machte sich als Dekorateur selbstständig. Über Bekanntschaften kam er schließlich zu einem bekannten Reifenhersteller.
In den folgenden Jahren stand ihm die Welt offen: „Ich machte die Präsentationen für Tagungen und arbeitete weiter als Schaufensterdekorateur in Berlin, Kopenhagen, Basel, Sevilla und Tel Aviv.“ Dabei war die Kunst stets an seiner Seite und er malte viele Werke von den Städten und den Landschaften, in denen er sich aufhielt. So finden sich in der aktuellen Ausstellung im Alexander-Stift auch schöne Landschaften vom Gardasee oder Königsee. Daneben Nachempfindungen von Picasso, Hermann Hesse und anderen namhaften Künstlern. „Jedes Bild hat seine Geschichte. Die Landschaften dominieren, denn das ist das, was man lebt und nachempfindet“, sagt der Vater von drei Söhnen.
2018 starb seine Frau plötzlich an einem Herzinfarkt. In seiner Trauer erfüllte er sich endlich seinen Kindheitstraum und meldete sich an der Kunstakademie in Stuttgart an. „Mit 74 Jahren war ich dort der älteste Schüler, aber es hat Spaß gemacht.“ Dann bekam er jedoch selbst mehrere Herzinfarkte und einen Schlaganfall. „Ich konnte keinen Pinsel mehr halten“, sagt Peter Fritz. Doch er trainiert eifrig, denn er möchte unbedingt wieder malen können, und inzwischen kann er schon wieder leichtere Skizzen zeichnen.
Die Haus- und Pflegedienstleiterin Melanie Kollar freut sich über die künstlerischen Werke und die Ausstellung in den Gängen des Alexander-Stifts: „Als Herr Fritz mit seinen Kunstwerken kam, ist uns gleich die Idee gekommen, eine Ausstellung zu machen. Wir haben dann gemeinsam seine Bilder durchgeschaut und überlegt, was passen könnte. Die Bewohner finden es schön und kommen darüber miteinander ins Gespräch. Die Bilder machen die Gänge bunter.“ pm
Träger Die 1849 gegründete Diakonie Stetten gehört zu den großen Trägern sozialer Dienstleistungen in Baden-Württemberg. Auf Basis christlicher Werte und im Sinne der Inklusion setzt sie sich ein für eine Welt, in der niemand mehr ausgegrenzt wird.
Betreute Die rund 4000 Mitarbeiter begleiten Menschen mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf auf ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmung und Teilhabe: Menschen mit Behinderung, Senioren, Menschen mit psychischer Erkrankung, junge Menschen mit besonderem Förderbedarf, Kinder, Jugendliche und Familien. Die vielfältigen personenzentrierten Angebote in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Assistenz, Förderung, Pflege, Bildung und Beratung sind vor Ort in den Städten und Gemeinden gut vernetzt – am Stammsitz in Kernen-Stetten, in Stuttgart und an weiteren 35 Orten in den Landkreisen Rems-Murr, Ostalb, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, Heilbronn und Schwäbisch Hall.