Planvoll oder intuitiv gestaltete Holzskulpturen

Bei den siebten Holzkunsttagen in Rietenau setzen sich elf Kunstschaffende mit dem Werkstoff Holz auseinander.

Monica Schust (links) bearbeitet unter dem wachsamen Blick von Kursleiter Miklós Vajna behutsam das Holz. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Monica Schust (links) bearbeitet unter dem wachsamen Blick von Kursleiter Miklós Vajna behutsam das Holz. Fotos: Alexander Becher

Von Annette Hohnerlein

Aspach. „Es gibt die, die vorher 100-prozentig planen. Andere sagen: So ungefähr mache ich das und dann schau ich mal“, erklärt Kursleiter Miklós Vajna. Monica Schust gehört zu denen, die ihre Skulptur eher intuitiv angehen. Sie ist unter den elf Teilnehmern die einzige Anfängerin in Sachen Holzbildhauerei. Nach ihren ersten Versuchen mit der Motorsäge, die sie nicht zufriedenstellten, ließ sie sich von Vajna eine Scheibe von einem dicken Kirschbaumstamm absägen. „Ich habe das Stück Holz angeschaut und gemerkt: Das sieht aus wie ein Fisch“, erzählt sie. Ein tiefer Einschnitt, den die Säge hinterlassen hat, stellt das breite Fischmaul dar, ein Absatz auf der Schnittfläche die Kiemen. Nach dieser Erkenntnis waren nur noch wenige Arbeitsschritte nötig, um das originelle Flossentier fertigzustellen. Mit dem abgerundeten Ende der Motorsäge deutete Schust auf dem Fischkörper ein paar Schuppen an. Dann ließ sie sich vom Kursleiter zeigen, wie man mit dem Stechbeitel ein rundes Auge modelliert. Die Rinde an der Unterseite des Fisches ließ sie stehen und verlieh ihm damit ein etwas zotteliges Aussehen. „Ich hatte keinen speziellen Plan, es hat sich so ergeben“, erzählt die Neubildhauerin und fügt stolz hinzu: „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Erstlingswerk.“

Eine Spindelschnecke entsteht

Ganz anders geht Harald Ott an seine Arbeit heran. Bei seinem Objekt handelt es sich um eine sogenannte Spindelschnecke, die er nach einem realen Vorbild formt. Das seltene Meerestier hat eine langgezogene, elegante Form und steckt mit seinem Stiel senkrecht im Meeresboden. Für diese Skulptur ist ein planvolles Vorgehen nötig, um die kunstvollen Windungen des Gehäuses nachzuformen. „Die Proportionen müssen stimmen, die Windungen muss ich sehr genau einzeichnen. Man sieht sofort, wenn eine Einkerbung zu tief ist“, erklärt Ott. Auf seinem Werkstück hat er mit roten und blauen Linien die einzelnen Abschnitte markiert.

Das systematische Arbeiten liegt ihm als Ingenieur sowieso im Blut, gleichzeitig genießt er aber auch das Kontrastprogramm zum Beruf, das die Holzkunsttage für ihn bedeuten: „Wenn ich etwas mit den Händen forme, kann ich gut abschalten.“ Der ambitionierte Bildhauer hat den ganzen Kofferraum voller Werkzeug, er betreibt sein Hobby seit über zehn Jahren, zeigt seine Arbeiten auf Ausstellungen und verkauft sie auch. Inzwischen hat er so viel Erfahrung, dass er bei filigraneren Skulpturen teilweise nach Gehör sägt: „Man hört es, wenn das Holz kurz davor ist, zu brechen.“ Die Spindelschnecke aus Lindenholz hat er bereits bei den Holzkunsttagen im vergangenen Jahr begonnen. Bis Ende Oktober muss sie fertig sein, dann präsentiert er sie im Rahmen der Kunstausstellung „Arte“ auf Burg Stettenfels.

Termine und Anmeldung Die Rietenauer Holzkunsttage finden immer an fünf Tagen Ende August statt. Angesprochen sind kreative Menschen mit und ohne Erfahrung im künstlerischen Arbeiten mit Holz. Interessierte können sich für 2024 vormerken lassen. Informationen gibt es bei Kursleiter Miklós Vajna unter der Telefonnummer 0162/8471162 oder per E-Mail unter miklos.vajna@gmx.de.
Harald Ott (rechts) ist an seiner kunstvollen Spindelschnecke bereits mit der Motorsäge zugange.

© Alexander Becher

Harald Ott (rechts) ist an seiner kunstvollen Spindelschnecke bereits mit der Motorsäge zugange.

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Erstellt:
1. September 2023, 17:30 Uhr

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