Mia Seeger Preis für Design in Stuttgart
Prämierter Designnachwuchs aus Baden-Württemberg
Der Mia Seeger Preis 2023 kürt Gestaltungsideen des Designernachwuchses. Es sind auch Gewinner aus Baden-Württemberg mit fabelhaften Produkten darunter.
Von Nicole Golombek
Elf angehende Gestalter haben den mit insgesamt 10 000 Euro dotierten Mia Seeger Preis 2023 erhalten. Die Preise sollen laut Stifterin Mia Seeger „mehr als einem“ nützen – also auch möglichst einen gesellschaftlich relevanten, sozialen Charakter haben.
Ein Preis ging an Felix Stockhausen und Michael Felix Mahler von der Bauhaus Universität Weimar für „Zweirad – Sharing von Fahrrädern weitergedacht“. Das Fahrrad kann von zwei Personen gleichzeitig benützt werden. Zudem soll der Sharing-Aspekt der gemeinsamen Nutzung von öffentlichen Fahrrädern weitergedacht werden.
Von derselben Universität stammen Friedrich Gerlach und Julia Huhnholz, sie erhielten den Preis für Biozement. „Er wird mit Hilfe von Bakterien hergestellt, die recycelte Ziegelsteine mit Calciumcarbonat verbinden. Die Produktion erfordert keinen Brennvorgang und emittiert kein umweltschädliches CO2.
Gebärden übersetzen
Die angehende Kommunikationsdesignerin Anke Westphal von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz Konstanz hat mit „Connect“ ein Notationssystem erdacht, mit dem Gebärden in Texte übersetzt werden können.
Die Gebärden werden in einen verständlichen Zeichensatz übertragen, der es ermöglicht, die richtige Ausführung der Gebärde zu verstehen und anzuwenden. So müssen Menschen nicht die gesamte Gebärdensprache erlernen, sondern lediglich das Prinzip verstehen. „Connect bildet einen ebenso sinnvollen, wie sinnfälligen Zwischenschritt, um die Kluft zwischen der Gehörlosengemeinschaft und der hörenden Welt zu verringern“, lobt die Jury.
Hilfe für Schwache
Marie Kapferer, Nadja Schlepper und Paula Greitemann von der Fachhochschule Münster sind mit „HUG – Gefäß öffnen mit einer Hand“ erfolgreich. Ihr Produkt ermöglicht es, Flaschen zum Beispiel nur mit einer Hand öffnen zu können – praktisch also für alle Menschen, die zeitweise oder permanenter Beeinträchtigung oder fehlender Kraft nicht mit beiden Händen zugreifen können.
Verbesserungen für Kinder
Theresa Werner von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin hat mit „Dia+ | Inklusive Diabetes-Behandlung für Kinder“ ein ganzheitliches, kindgerechtes Therapiekonzept für Typ-1-Diabetes entwickelt, das die Inklusion betroffener Kinder unterstützt.
Mit dem Therapie-Kit dia+ fasst Theresa Werner viele der bisher separat gestalteten medizinischen Elemente in einem ganzheitlichen und einfach verständlichen System zusammen. Die Jury: „Die zugehörige Applikation hilft dabei, den Überblick zu behalten und Hemmschwellen bei den Helfenden abzubauen. Der Alltag wird damit nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für das unmittelbare Umfeld wesentlich erleichtert und intuitiv sicherer.“
Sorge um den Wald
Konstantin Wolf von von der Muthesius Kunsthochschule Kiel hat sich Sorgen um den Wald gemacht. „Pilum – Forest Monitoring“ ist eine Stabsonde, die in der Wald- und Forstwirtschaft eingesetzt werden kann, um Schäden durch Borkenkäferbefall zu verhindern. Mit bloßem Auge ist die Massenvermehrung des Käfers aber nur schwer zu entdecken.
Mit integrierten Sonden analysiert Pilum die Umluft nach Pheromonen, die im Vermehrungszyklus des Käfers entstehen. Gemeinsam mit der Feststellung der Windrichtung werden Informationen gesammelt, die einen direkten Einblick in das Aufkommen des Käfers erlauben. Die erhobenen Daten sind auf einer Applikation einsehbar, um so eine präzise und fundierte Behandlung des Waldes zu ermöglichen.
Anerkennung an sechs Studierenden-Teams
Sechs weitere Anerkennungen gingen an die Studierenden Cornelia Pock von der Technischen Hochschule Nürnberg mit „Landschaften der Normalität – Behinderung jetzt“, Vivian Tamm von der Kunsthochschule Weißensee mit „Cellular – The Breathing Facade Tile“, Paul Weiß und Steffen Krones von der Technischen Universität Dresden mit „Flaschenpost – GPS-Drifters“.
Jan Philipp Haller und Marius Knipp von der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd beeindruckten mit „Floorens – autonomous flooring system“ sowie Barbara Schmid und Mina Oeller von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt mit „Pinhao – Ernährungssystem indigener Völker“.
Info
AusstellungDie prämierten Arbeiten des Mia Seeger Preises sind bis zum 26. Januar im Haus der Wirtschaft Baden-Württemberg (Willi-Bleicher-Straße 19) in Stuttgart zu sehen. Öffnungszeiten montags bis freitags 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Öffentliche Führungen finden statt am 16. November, 7. Dezember, 18. Januar jeweils von 18 bis 19.30 Uhr statt. www.design-center.de
BuchFocus Open 2023 und der Mia Seeger Preis 2023, herausgegeben vom Design Center Baden-Württemberg und dem Regierungspräsidium Stuttgart, ist im Stuttgarter AV Verlag erschienen. 223 Seiten, 49 Euro. www.avedition.de