Rüdiger Baldauf begeistert bei Trumpet Night im Bürgerhaus Backnang

Mitreißende Spielfreude bei wirkungsstarker Präzision: Das Publikum verabschiedet den Startrompeter zusammen mit seiner Rhythmusgruppe sowie den beiden Gasttrompetern Christoph Moschberger und Andy Haderer mit stehendem Applaus.

Ihm hat der Auftritt in Backnang Spaß gemacht, sagt Rüdiger Baldauf, und er verspricht, „gerne wiederzukommen“. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaieer

Ihm hat der Auftritt in Backnang Spaß gemacht, sagt Rüdiger Baldauf, und er verspricht, „gerne wiederzukommen“. Foto: Tobias Sellmaier

Von Carmen Warstat

Backnang. Wieder einmal ist es dem Kulturamt der Stadt gelungen, ein ganz besonderes Ensemble ins Bürgerhaus zu holen. Mit der Trumpet Night unter der Leitung von Rüdiger Baldauf eröffnete Johannes Ellrott die erste Jazzveranstaltung der neuen Saison und landete einen Volltreffer.

Rüdiger Baldauf habe bereits mit Größen wie Ray Charles, Michael Bublé und Barbra Streisand gespielt, verriet der Kulturamtsleiter, und vom Künstler selbst war zu hören, dass man zwar auch eine „Vocal Night“ im Repertoire habe, auf Wunsch des Veranstalters aber auf Gesang verzichte und die „Trumpet Night“ spielen werde, „etwas ganz Besonderes“. Ebenfalls anerkennend begrüßte Baldauf das Publikum, das „schon mit seinem ersten Applaus Geschmack bewiesen“ habe, einem Applaus, der der exzellenten Rhythmusgruppe galt.

Als Gasttrompeter kamen Christoph Moschberger und Andy Haderer

Nach deren Intro kam der musikalische Gastgeber auf die Bühne: „Danke, das tut gut!“ Zu seiner Interpretation der „Working Day Night“ von Michael Jackson stellte Baldauf die Musiker vor: an den Keyboards den „Klangästheten“ Christian Frentzen, am „Tieftonservice“ (sprich: Bass) Marius Goldhammer, an den Drums Thomas Heinz, der „bei tausend Bands“ engagiert ist und als Gitarristen einen engen Freund, den „wahnsinnig vielseitigen“ Bruno Müller. Als Rüdiger Baldaufs Gasttrompeter kamen schließlich Christoph Moschberger („Wo soll ich aufhören, von ihm zu schwärmen?“) und Andy Haderer („The One And Only“) hinzu, beide waren und sind mit den renommiertesten Künstlern unterwegs und brillieren immer wieder in Rüdiger Baldaufs Trumpet Nights.

Lee Morgans „Side Winder“ war zu hören, Randy Breckers „You Ga Ta Give It“ und ein Beatles-Song, den Baldauf normalerweise nur in kleiner Besetzung ohne Gäste spielt: „Eight Days A Week“. Er habe inzwischen ein Arrangement für zwei Gäste geschrieben – sagt’s und begibt sich in den Saal, um in Reihe sechs Platz zu nehmen und seinen Freunden zuzuhören.

Ein gefeiertes Drum-Solo schließt das erste Set ab

Dann erinnert Baldauf an seinen Freund und Lehrer, den im vergangenen Jahr verstorbenen Trompeter und Flügelhornisten Ack van Rooyen. „Wir waren 2016/17 schon mal hier, Ack van Rooyen war dabei.“ Es sei eine menschliche und musikalische Freude gewesen, mit ihm zu spielen. Das damals gemeinsam erarbeitete Pat-Metheny-Stück „Always And Forever“ wird in Erinnerung an Ack van Rooyen und für den Kenner kaum überhörbar in seiner unverwechselbaren Ausdrucksweise intoniert, bemerkenswert hier auch das von Bruno Müller gespielte Gitarrenintro. Und dann noch „Funky No. Five“. „Das ist tatsächlich von mir. Funky ists und der fünfte Versuch war es auch. Es war das erste Stück, das ich geschrieben hab.“

Ein gefeiertes Drum-Solo schließt das erste Set ab, eine sehr besinnliche von Andy Haderer ganz matt-sanft hingelegte Nummer eröffnet das zweite. Rüdiger Baldauf kontrastiert dieses Spiel mit klarstem Sound über dasselbe Motiv – es ist hinreißend. In der Folge geht es etwas kommerzieller, aber nicht weniger virtuos zu. Beatles-Stücke, auch wenn sie in ihrer Entstehungszeit mitnichten kommerziell waren (wie „Imagine“), werden von der Baldauf-Band keineswegs überphrasiert, sondern mit einem gewissen Understatement eher nachdenklich interpretiert.

Kein Wettstreit zwischen den Instrumenten beim Konzert

Zu einem furiosen Abschluss bringen die Musiker mit „No Competition“ ihr Konzept noch einmal auf den Punkt: „Am schönsten ist so ein Konzert, wenn es keinen Wettstreit zwischen den Instrumenten gibt, und das haben wir heute den ganzen Abend lang gehabt“, sagt Rüdiger Baldauf.

In der Tat ist die Spielfreude der Band unverkennbar und überträgt sich in alle Richtungen. Faszinierend die Präzision der Rhythmusgruppe sowie die klare Reinheit der Trompeten, die manchmal ins trüb Verschwommene gleitet und zum Versinken einlädt. Standing Ovations sind der Dank. „Hat Spaß gemacht mit euch“, ruft Baldauf, „wir kommen gerne wieder!“

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Erstellt:
24. Oktober 2022, 11:30 Uhr

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