Semino Rossi: „Musik bringt viel Zusammenhalt“
Interview Der Schlagersänger Semino Rossi tritt Ende Juli zusammen mit Andrea Berg in Aspach auf, wo beide das Lied „Tango Amore“ zum Besten geben. Die beiden verbindet eine lange Freundschaft. In Coronazeiten gestalteten sich gemeinsame Aufnahmen jedoch schwierig.
Herr Rossi, im Frühjahr haben Sie sich eine gesundheitliche Auszeit genommen. Daher lautet die wohl wichtigste Frage: Wie geht es Ihnen?
Danke, mir geht es gut. Ich freue mich sehr, zurück zu sein und wieder aufzutreten.
Am letzten Juliwochenende dieses Jahres steht ein besonderer Auftritt an: Im Rahmen der Show „30 Jahre Andrea Berg“ treten Sie unter anderem mit Andrea Berg, aber auch verschiedenen anderen Größen des Schlagers auf. Wie blicken Sie dem entgegen?
Voller Vorfreude. Ich finde es toll, dass sie 30 Jahre Jubiläum feiert. Und ich bin total glücklich, dass ich dabei sein werde bei diesem großen Fest. Mit Andrea verbindet mich eine lange Freundschaft. Andrea ist eine großartige Künstlerin. Auch als Mensch mag ich sie gerne, weil sie bodenständig und nah am Publikum ist. Das macht sie so beliebt.
In Aspach sind Sie nicht zum ersten Mal. Erst im November sind Sie in der Hazienda im Hotel Sonnenhof aufgetreten. Wie haben Sie Ihre Aufenthalte hier in der Region erlebt?
Jedes Mal sehr herzlich. Ich komme immer wieder gerne, wenn ich eingeladen werde.
Gemeinsam mit Andrea Berg singen Sie das Duett „Tango Amore“. Zum Tango haben Sie durch Ihre Familie eine besondere Beziehung. Hat diese die Interpretation des Songs beeinflusst?
„Tango Amore“ ist ein alter Hit von Andrea Berg. Wir haben ihn neu aufgenommen – einen Teil auf Spanisch und einen auf Deutsch. Das Duett ist sehr schön geworden. Ihr hat der Titel genauso gut gefallen wie mir. Der Tango verbindet mich mit meiner Heimat Argentinien. Mein Vater hat den Tango besonders geliebt.
Mit Andrea Berg verbindet Sie eine Freundschaft. Bestimmt können Sie auch auf verschiedene gemeinsame Momente zurückblicken. Welche bleiben Ihnen besonders in Erinnerung?
Als ich Andrea vor einigen Jahren zu meinem Open Air eingeladen hatte, ist sie dafür extra nach Argentinien gereist. Sie war überrascht, dass die Menschen dort ihre Lieder kannten und mitgesungen haben. Bei der Hochzeit hatte ich sie vorher schon einmal überrascht – in der Kirche, das hat ihr Mann Uli heimlich mit mir ausgemacht. Als die beiden die Ringe getauscht haben, kam ich dazu und habe gesungen. Das sind tolle Erinnerungen für uns beide. Ich bin mir sicher, das wird ein unvergesslicher „Tango Amore“ mit Andrea bei ihrem Jubiläumsfest in Aspach.
Im März dieses Jahres haben Sie mit „Heute hab ich Zeit für dich“ ebenfalls ein Album herausgebracht und damit die Schlagercharts gestürmt. Wie haben sie die Coronapandemie erlebt?
Ich glaube, Musik bringt viel für den Zusammenhalt. Musik hat die Magie, Leute zu vereinen und sie zu stärken. Sie strahlt etwas Verbindendes und Verbindliches aus. Ich sehe das auch als meine Aufgabe als Sänger an, diese Brücken zu bauen. Persönlich hat mir diese Zeit noch bewusster gemacht, wie wichtig und wie kostbar das Leben ist. Ich habe vor Augen geführt bekommen, dass nicht alles selbstverständlich ist. Ich durfte so gut wie nicht auftreten und bei Veranstaltungen singen, ich durfte auch über Wochen oft keine anderen Menschen besuchen – das war keine einfache Zeit. Auch Andrea und ich konnten nicht gemeinsam im Studio sein und haben das Duett einzeln aufgenommen. In dieser Zeit war ich auch für die Aufnahmen für meine neue CD mit meinem Produzenten Thorsten Brötzmann in Hamburg im Audiplex-Studio – mit Billy King als Tontechniker. Liebe und Hoffnung sind Hauptthemen meiner CD. Auch „Eres mi motivo“, eine spanische Coverversion, ist auf dem Album, „You are the reason“ von Calum Scott in meiner Muttersprache. Ich mag lateinamerikanische Musik sehr gerne. Die Zeile des Titels „Heute hab ich Zeit für dich“ finde ich als Aussage so wichtig. Deshalb haben wir uns auch entschieden, sie über das Album zu stellen.
Vom Stil her klingen die Songs moderner. Wie kam es dazu?
Ein paar neue Komponisten und Texter sind dazugekommen, bei denen mir der junge, moderne, frische Stil gefallen hat. Ich bin mit den neuen Songs musikalisch etwas moderner geworden. Die Resonanz auf die ersten Singleauskopplungen hatte bereits gezeigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. „Das war unser Sommer“ als deutschsprachiges Cover von „Don’t let me be misunderstood“ und „Was bitte was“ von den zwei jungen Autoren Thomas Borzig und Basti Becks aus dem Popbereich kommen sehr gut an.
Bezug nehmend auf den Titel: Für was nehmen Sie sich bewusst Zeit?
Zeit zu schenken ist das Schönste, was es gibt. Wir denken in dieser Hinsicht oft viel zu materiell. Meine beiden Enkelkinder freuen sich viel mehr, wenn ich Zeit für sie habe. Den Menschen, die wir lieben, zuzuhören, Zeit miteinander zu verbringen, das finde ich sehr wichtig in unserer heutigen Zeit.
Das Gespräch führte Lorena Greppo.
Die Bühnenshow „30 Jahre Andrea Berg“ wird am 29. und 30. Juli in der Wirmachendruck-Arena in Aspach aufgezeichnet,die Ausstrahlung erfolgt am 6. August um 20.15 Uhr im ZDF. Tickets sind erhältlich unter www.andrea-berg.de.
Privates 1962 ist Semino Rossi in Argentinien zur Welt gekommen. Die Musik ist ihm quasi in die Wiege gelegt worden: Seine Mutter war Pianistin, sein Vater Tangosänger. In den 80er-Jahren kam Semino Rossi nach Europa. Heute wohnt er in Österreich und ist seit 1991 mit einer Südtirolerin verheiratet, mit der er zwei Töchter hat.
Berufliches Nachdem er nach Europa ausgewandert war, verdiente Semino Rossi sein Geld anfangs als Straßenmusiker und mit Engagements in Bars sowie Restaurants. Der Durchbruch gelang ihm 2004, als er vor allem durch seine Auftritte beim „Winterfest der Volksmusik“ und in Karl Moiks „Musikantenstadl“ auf sich aufmerksam machte.