Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart startet am 6. Mai
„So etwas haben Sie noch nie gesehen!“
Von 6. bis zum 11. Mai findet das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart statt. Was sind die Schwerpunkte? Was lohnt sich besonders?

© Heinrich Sabl
Am 8.5. im Gloria 2 zu sehen: „Memory Hotel“
Von Nikolai B. Forstbauer
Der Stuttgarter Schlossplatz als Open-Air-Kino für Menschen jeden Alters? Der Säulensaal im Altbau der Staatsgalerie Stuttgart als Game Zone für jüngste interaktive Spielewelten? Das Landesmuseum Württemberg im Alten Schloss als Bühne für die zukunftweisenden Animation Production Days? Und natürlich die Innenstadtkinos in der Bolzstraße als Foren der Besten aus der Welt der Animation? All das ist das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart vom 6. Mai bis zum 11. Mai.
Da bleibt auch die Rückendeckung der Landespolitik nicht aus. „Das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart“, sagt Arne Braun (Grüne), Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, „hat sich als das größte deutsche und zweitgrößte internationale Festival für Animationsfilm etabliert. Und es ist eines von nur wenigen Oscar-qualifying Animationsfilm-Festivals in Europa: das heißt, wer in Stuttgart den Grand Prix im Internationalen Wettbewerb gewinnt, kommt automatisch auf die Longlist für die Academy Awards in Los Angeles“. Und der Kulturstaatssekretär unterstreicht: „Mit seinem breiten Angebot lockt das Festival ungefähr 100 000 Zuschauer sowie Fachbesucherinnen nach Stuttgart. Qualitativ hochwertige Animationen und interaktive Werke mit Schnittstellen zu Visual Effects, Games, Architektur, Kunst, Design und Musik machen aus Stuttgart das Mekka der Animation.“
Aushängeschild und Reallabor, Treffpunkt und Werkstatt, Fazit und Behauptung – das Internationale Trickfilm-Festival hat viele Gesichter. Eines soll bei alldem noch deutlicher werden. Hatte Annegret Richter bei ihrer Premiere als Künstlerische Leiterin 2024 gesagt: „Animation ist auch, aber eben nicht nur Kinderunterhaltung und kann alle Themen ansprechen, die unsere Gesellschaft berühren!“, so kündigt Richter für das diesjährige Festival an: „Wir haben uns entschlossen, unseren Langfilmwettbewerb AniMovie eher auf Familien- und Erwachsenenfilme auszurichten.“ Ein Beispiel im Wettbewerb AniMovie hebt Annegret Richter besonders hervor: Heinrich Sabls Puppenanimationsfilm „Memory Hotel“ erzählt deutsche Geschichte vom 8. Mai 1945 und der bedingungslosen Kapitulation Hitler-Deutschlands an bis in die 1990er Jahre als Kammerspiel. „So etwas“, sagt Richter an das Publikum gewandt, „haben Sie wahrscheinlich noch nie gesehen“.
Die Schweiz überrascht im Länderfokus
Entdeckungen darf man sich auch von einem auf den ersten Blick überraschenden Länderfokus versprechen – besonders beleuchtet wird der Animationsfilm der Schweiz. 25 Animationskurzfilme hat die Schweiz 2024 produziert – Tendenz steigend. Neben Wettbewerbsfilmen und einem breiten Angebot für Kinder (auch das ein besonders Merkmal des Festivals an sich) wartet der Länderfokus mit Schwerpunkten auf: So geht es am 10. Mai im Innenstadtkino Cinema von 17.30 Uhr an unter dem Titel „Swiss Women Animation“ ausschließlich um Filme von Frauen. Das Programm, versprechen die Organisatorinnen, „ ist voller Liebesbriefe an uns selbst und an Fremde, über Sehnsucht und Abschied, über Einsamkeit und andere Ungerechtigkeiten“.
Preisverleihung bereits am Samstag
Wichtig für die Planung: Die große Preisverleihung findet in diesem Jahr bereits einen Tag früher statt, am Samstag, 10. Mai. Dies schafft Räume und Zeiten, „um am Sonntag, 11. Mai, ein echtes Best of-Programm des Festivals zu zeigen“, sagt Heike Mozer, kaufmännische Geschäftsführerin der Film und Medienfestival-Gesellschaft. Entstehen soll so ein „publikumsfreundlicher Familientag“. Zu einem solchen aber kann man bei genaueren Blicken in das enorm vielfältige Programm jeden Festivaltag machen. Hier lockt unter anderem die bewährte „Tricks for Kids“-Reihe.
Kaum denkbar ist das Internationale Trickfilmfestival ohne die starke Verankerung des Themas Animation im Land. „Baden-Württemberg“, sagt Kulturstaatssekretär Arne Braun, „ist in den vergangenen Jahren zum führenden deutschen Standort im Bereich des Animationsfilms und der digitalen Spielfilmherstellung aufgestiegen. In keinem anderen Bundesland werden von so vielen Unternehmen und Beschäftigten Spielfilme und Serien rein digital generiert“. Zugleich sieht Braun das Festival als „echte Marke, die ausstrahlt“: „Es zieht Kreativschaffende, Talente, Unternehmer und Dienstleister der Filmindustrie an und bietet ein internationales Schaufenster gerade auch für unsere regionalen Einrichtungen und Unternehmen.“ Und: „Das Land hat daher den Zusammenschluss des ITFS mit dem Branchenmarkt Animation Production Days und der einflussreichen Fachkonferenz FMX – Film & Media Exchange unter dem Dach ,Stuttgart Animated Week’ mit vorangetrieben.“