Kritik zum „Tatort“
So war der finale Fall von Lindholm und Schmitz
Missstände in der Paketdienstbranche, Gewalt in einer scheinbar glücklichen Ehe und beinahe eine Dreiecksbeziehung unter Kollegen – „Geisterfahrt“, der neue und zugleich letzte Göttinger „Tatort“ mit Lindholm und Schmitz will viel, kratzt aber nur an der Oberfläche.
Von Bettina Hartmann
Was taugt „Geisterfahrt“? Der „Tatort“ aus Göttingen im Schnellcheck
Die Handlung in zwei Sätzen Ein Transporter rast in eine Menschenmenge – Absicht oder Unfall? Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anais Schmitz (Florence Kasumba) ermitteln im zwielichtigen Milieu der Paketdienstbranche, wobei es auch um häusliche Gewalt geht, denn Polizeichef Gerd Liebig (Luc Feit) verprügelt regelmäßig seine Frau, die Ärztin Tereza.
Zahl der Leichen 3
Plattitüden „Täter sind oft selbst Opfer“, „Der Fisch stinkt vom Kopf her“, „Häusliche Gewalt gibt es in allen Schichten“ – man kommt sich zuweilen wie beim Plattitüdenbingo vor. So hölzern und lustlos wie viele der Dialoge, gestaltet sich auch diese besonders misslungene „Tatort“-Folge. Und was sollte eigentlich Lindholms Knutscheinlage mit dem Ehemann ihrer Kollegin?
Zufälle Gut, Göttingen ist klein. Aber wie konstruiert ist das denn? In der Klinik, in der der Paketfahrer im Koma liegt, arbeitet nicht nur die Gattin des Polizeichefs. Auch die Frau des Paketdienstsubunternehmers, bei dem die Fahrer schuften, ist hier Krankenschwester. Zufällig findet sie dann noch Fotos, mit denen die Ärztin ihre Blessuren dokumentiert. Material, mit dem sich der Polizeichef prima dazu erpressen lässt, seine Ermittlerinnen zurückzupfeifen.
Unser Fazit Nach sechs Jahren ist Schluss mit den Kabbeleien zwischen Lindholm und Schmitz. Endlich! Die Chemie hat nie gestimmt. Zum Abschluss hätte man beiden dennoch ein würdigeres Finale gewünscht. Vielleicht wird’s mit Lindholm in Hannover, wohin sie zurückkehrt, wieder stimmiger.
Spannung Note 5; Logik Note 6