„Sobald es warm wird, gehen wir raus“

Die Arbeit der Bandhaus-Theater-Leiterinnen Jasmin Meindl und Juliane Putzmann und des Autors Muggenthaler hinter den Kulissen.

Mit Freilichtspielen haben sie schon gute Erfahrungen gemacht: Juliane Putzmann, Jasmin Meindl und Christian Muggenthaler (von links). 2017 an der Bühne im Backnanger Freithof, wo sie die „Judith von Backnang“-Aufführungen realisierten. Archivfoto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Mit Freilichtspielen haben sie schon gute Erfahrungen gemacht: Juliane Putzmann, Jasmin Meindl und Christian Muggenthaler (von links). 2017 an der Bühne im Backnanger Freithof, wo sie die „Judith von Backnang“-Aufführungen realisierten. Archivfoto: A. Becher

Von Ingrid Knack

BACKNANG. „Es ist bitter, aber es ist so. Wir müssen das Theater vorerst wieder schließen. Das ist einerseits unfair, weil wir uns an die Regeln gehalten haben, andererseits ist es notwendig, weil andere sich nicht daran gehalten haben“, äußern sich Jasmin Meindl und Juliane Putzmann, die Leiterinnen des Bandhaus-Theaters in Backnang, angesichts des Lockdowns light, der ab heute gilt. Wie sieht ihre Arbeit nun in dieser weiteren Zwangspause aus? „Wir versuchen, das Beste daraus zu machen und planen einen Kultursommer für Backnang. Nach einem kontaktarmen Winter wird uns der guttun.“ Die aktuellen Bürgerbühnenstücke „Mirandolina“ und „Die letzte Sau“ seien „durch Corona zu groß geworden für unsere Räumlichkeiten“. Und die Bürgerhaus-Verantwortlichen könnten, was mögliche Spieltermine anbetreffe, derzeit keine verbindlichen Zusagen machen. „Wir haben aber eine schöne Lösung gefunden: Sobald es warm wird, gehen wir raus. Wir sind davon überzeugt, dass alle mehr davon haben, wenn wir für die großen Theaterproduktionen einen Rahmen schaffen, der Corona besser gerecht wird – Freilicht zum Beispiel. Theater, Lyrik und Konzerte unter freiem Himmel zu genießen, ist immer ein besonderes Erlebnis. Damit wir den Sommer zum Spielen so gut wie möglich nutzen können, werden wir die Theaterpause in dieser Spielzeit anders planen.“

Bis dahin wollen sich Meindl und Putzmann auf kleinere Formate konzentrieren, um sich von Corona unabhängiger zu machen. Sie denken darüber nach, das geplante „Über-Faust-Projekt“ auch in einer digitalen Version anzubieten. „Für uns ist das Neuland, aber wir möchten mit unserem Publikum in Kontakt bleiben und hoffen, dass viele unser Experiment mitverfolgen werden.“ „Über Faust“ ist eine inszenierte Werkeinführung in das Lebenswerk von Johann Wolfgang von Goethe. Ein Regisseur und zwei Schauspieler tauchen zusammen mit den Zuschauern in das bedeutendste Werk deutscher Literaturgeschichte ein.

Juliane Putzmann hat sich durch die Verschiebung der Bürgerbühnenstücke ein neues Projekt vorgenommen. Sie möchte mit einem kleinen Ensemble das Kunstmärchen von E. T. A. Hoffmann „Der goldene Topf“ als Theaterstück erarbeiten. Dieses ist, wie Faust, Sternchenthema bei den Deutschabiturprüfungen. „Es würde uns freuen, wenn wir die Schülerinnen und Schüler mit unseren Angeboten unterstützen könnten. Interessierte Lehrerinnen und Lehrer dürfen sich gerne bei uns melden.“

Jasmin Meindl und Christian Muggenthaler beschäftigen sich mit Rahel Varnhagen, einer deutsch-jüdischen Schriftstellerin und gefragten Salonnière aus dem 18. Jahrhundert, die, wie Hannah Arendt über sie schreibt, „eigentlich ohne Waffen einer Frau war“, nicht reich und nicht schön, sondern mit Intelligenz ausgestattet. In ihrer Lebensgeschichte spiegelt sich eine Zeit, die Begriffe wie Nationalismus, Volksgeist und Bürgerlichkeit hervorgebracht haben – die Romantik. Hannah Arendt hat Rahel Varnhagen eine Biografie gewidmet. Meindl und Muggenthaler wollen Arendt und Varnhagen ein Theaterstück widmen.

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Erstellt:
2. November 2020, 06:00 Uhr

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