Konzert im Wizemann

„Stuttgart, ihr macht mich ganz geil!“ So war’s bei Ikkimel

Frivole Partyschlager für die Generation Tiktok: Am Sonntagabend ist Ikkimel im ausverkauften Wizemann aufgetreten. Kritik und Setlist vom Konzert in Stuttgart.

Fotografieren verboten! Kurzfristig hat Ikkimels Management Fotografinnen und Fotografen den Zugang zum Konzert in Stuttgart verweigert. Das Bild hier zeigt sie im Oktober 2024 bei der Polyton-Gala in Berlin

© IMAGO/PIC ONE/IMAGO/Ben Kriemann

Fotografieren verboten! Kurzfristig hat Ikkimels Management Fotografinnen und Fotografen den Zugang zum Konzert in Stuttgart verweigert. Das Bild hier zeigt sie im Oktober 2024 bei der Polyton-Gala in Berlin

Von Swantje Kubillus

Als Pop-Phänomen polarisiert Ikkimel derzeit ebenso stark wie Shirin David. Und die Gen Z ist gekommen, um die Berlinerin in Stuttgart zu feiern. Kurz nach 20 Uhr erscheint auf der Bühne im Wizemann, auf der es auch Platz für eine Sektbar und einen großen, sich drehenden Pappmaché-Diamanten gibt. Rund anderthalb Stunden verwandelt sich am Sonntagabend die ausverkaufte Halle in eine Großraumdisco, Sekt schäumt von der Bühne, der Diamant dreht sich, Party-Dildos kommen irgendwann samt Sahne zum Einsatz. Ikkimel liebt es nicht nur in ihren Texten explizit.

Sexpositives Role Model

Natürlich hat die Anfang-Zwanzigjährige auch den jüngst erschienenen Seventies-Retro-Hit „Jiggy“ mitgebracht: ein Partyschlager, bei dem es um Sex und Partydrogen geht – wie eigentlich in allen Liedern an diesem Abend. Ikkimel inszeniert sich dabei als Frau, die weiß, was sie möchte und sich holt, was sie will. Sie spielt das sexpositive Role Model, bekleidet sich auf der Bühne knapp – und das Publikum macht es ihr nach. Feminismus sollte man dahinter vielleicht nicht vermuten.

Näher an Ikke Hüftgold als an Techno

Der größte Hit der Kunstfigur Ikkimel heißt „Keta und Krawall“ und handelt von einer exzessiven Partynacht in Berlin: „Keta und Krawall, meine Nase ist wund/Titten sind prall und mein Arsch ist rund“, so die erste Zeile des Stücks. Damit wäre dann eigentlich alles gesagt. Das Tanzen geht aber, aus welchem Grund auch immer, weiter. Dazu ein stampfender Partyschlager-Rhythmus, der vielleicht kurz an Techno erinnert, aber damit wirklich nichts zu tun hat. Und das Polarisieren mit Frivolität kennt man schließlich auch schon von Festzelt-Sängern wie Ikke Hüftgold.

Krass ist das alles eher nicht

Bei Ikkimel, bürgerlich Melina Gaby Strauß, ist alles überzogen, provokant, nie über der Gürtellinie – und das kommt an. „Hat sie nicht gesagt“, „Vodka E“ oder „Unisexklo“ skandiert sie in die Menge. Das Mikrofon ist mit Glitzersteinchen überzogen. Kollegin Pintendari bestreitet mit ihr im Duo die Show, bei der sich stets der nächste Songs kaum von dem davor unterscheidet. Für das mit Ski Aggu herausgebrachte Stück „Deutschland“ holt sie S.3000 aus dem Vorprogramm auf die Bühne, und regelmäßig kreischt eine Vuvuzela aus dem Off, erinnert an den Jahrmarkt. „Stuttgart, ihr macht mich ganz geil“, ruft die Sängerin attitüdentreu ins Publikum. Einmal gibt es von „Ikki“, wie sie sich selbst nennt, einen Awareness-Hinweis, Grenzüberschreitungen seien nicht toleriert. Dann geht’s wieder weiter. Stampf! Stampf!

Am Ende singt Ikkimel zum zweiten Mal an diesem Abend den Hit „Bikini Grell“. Da reimt sie: „Sie sagen: Mel, du bist mir ein bisschen zu krass/Ich sag’: Okay, lade nach und schieße mich ab!“ Krass ist das alles eher nicht, sondern wesentlich schlimmer – partytauglich weichgespült.

Setlist: Ikkimel in Stuttgart

  • Aszendent Bitch
  • Jetzt erst recht
  • Oha
  • Bezahlen
  • Bikini Grell
  • Shemlord
  • Vodka E
  • Mütter
  • Ikkimel die Geile
  • Hat sie nicht gesagt
  • Amena
  • Baddie
  • Sweet Baby Jesus
  • Drei Fotzen mit nem Bombenarsch
  • Oh was
  • Wellness
  • Unisexklo
  • Moin Meister
  • Deutschland
  • Feierabend
  • Vorbei an der Schlange
  • Fussballmänner
  • Keta und Krawall
  • Böser Junge
  • Herz zurück
  • Zugaben:
  • Jiggy
  • Bikini Grell

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Erstellt:
17. März 2025, 02:40 Uhr

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