Nachtkritik: „Novitzky/Dawson“
Stuttgarter Ballett im Tanzrausch
Weder der Tanz, noch der Applaus des Publikums ist an diesem Abend zu stoppen. Die Ballettpremiere „Novitzky/Dawson“ ist aber nicht nur rauschhaft schön.
Von Andrea Kachelrieß
Das Risiko, welches das Stuttgarter Ballett mit der letzten Premiere der Saison eingeht, wird belohnt. Zwei Uraufführungen bietet der Abend „Novitzky/Dawson“ im Opernhaus, der am Freitag Premiere feierte. Und nachdem in David Dawsons „Symphony No 2: Under the Trees’ Voices“ 14 Tänzerinnen und Tänzer scheinbar nicht zu bremsen sind, ist auch das Publikum kaum zu halten und feiert Ensemble samt Choreografen mit langem Applaus und Standing Ovations. Dass dem Briten manche Pose zu manieriert, manche Geste zu pathetisch gerät, macht dieses routiniert in Szene gesetzte Hochglanzballett durch ein gut gelauntes Ensemble wett, das sich selbst und den Tanz regelrecht zelebriert.
Spröder, auf fast alltägliche Bewegungen setzend, tritt der Tanz in Roman Novitzkys „The Place of Choice“ auf. Während David Moore als Protagonist die Zweifel unserer Zeit greifbar macht und Seelenzustände durchreist, während Licht und Bühne wechselnde Landschaften andeuten, ist das große Ensemble leider eher Dekor als Impulsgeber.
Minimalistische Musik, mal mit klassischen Zitaten, mal seriell moduliert: Das Staatsorchester macht unter Mikhail Agrest den neuen Ballettabend zum fein nuancierten Klangerlebnis.
Info
Termin„Novitzky/Dawson“ gibt es in neun weiteren Aufführungen bis zum 22. Juli. In der nächsten Saison steht der zweiteilige Ballettabend vier Mal vom 29. September bis zum 9. Oktober auf dem Spielplan.