Theaterspielen macht Freude und Freunde

Kurt Doll blickt auf über vier Jahrzehnte Erfahrung in der Malerei und beim Schauspiel zurück. Jetzt bietet der ausgebildete Theaterspielleiter einen Theaterworkshop im Güterschuppen in Burgstall an. Der 73-Jährige möchte andere dabei unterstützen, sich selbst neu zu entdecken.

Kurt Doll in der Rolle des Leonardo da Vinci. Foto: privat

Kurt Doll in der Rolle des Leonardo da Vinci. Foto: privat

Von Simone Schneider-Seebeck

Burgstetten. „Ich bin ein unendlich neugieriger Mensch“, sagt Kurt Doll über sich. Das Innenleben seines Gegenübers interessiert ihn. Und das möchte er auch gern herauslocken. „Jeder bringt seine Geschichte mit“, findet er, und darum sei Theaterspielen viel mehr als nur auf der Bühne stehen und anderen etwas vorspielen. Es sei vielmehr wie eine Therapie.

Damit hat er sicher nicht ganz unrecht. So hat beispielsweise der bekannte Schauspieler Nicolas Cage einmal in einem Interview erklärt: „Manche Menschen machen eine Therapie, anderen hilft die Religion. Ich habe die Schauspielerei gewählt, um auszudrücken, was mich bewegt.“ Sich selbst zu finden und auszudrücken, dabei möchte Doll unterstützen. „Ich bin neugierig auf die Geschichte der Teilnehmer, sie soll auch mit hineinkommen ins Spiel.“

Mit dem eigenen Inneren beschäftigt sich der ehemalige Beamte bereits seit Jahrzehnten. Seine Träume etwa notiert er detailliert, daraus ist sogar ein Buch entstanden. Und viele dieser Träume wiederum inspirierten ihn zum Malen. Große oder kleine Formate, unterschiedlichste Techniken, eine Auswahl davon schmückt sein Heim in Burgstall.

In der Rolle des Hausmanns das Malen begonnen

Mit dem Malen angefangen hat er Anfang der 1980er-Jahre, als er und seine damalige Frau sich, ausgesprochen fortschrittlich nicht nur für die damalige Zeit, dafür entschieden hatten, dass er für einige Zeit die Hausmannrolle übernehmen solle. Ihm fiel ein großes Manko auf: „Nicht alle, die malen können, können auch unterrichten.“ Er traute sich das Unterrichten zu und hat seither für verschiedene Volkshochschulen Malkurse angeboten. Diese kamen sehr gut an. Erst kürzlich hatte eine ehemalige Schülerin ihn darauf angesprochen: Sie seien sehr intensiv und persönlich gewesen.

Über die Malerei kam er schließlich ans Theater; einer seiner Kursteilnehmer hatte ihn auf Johannes Galli hingewiesen. Gleich dreimal hatte er bei ihm eine Theaterausbildung gemacht, die beiden letzten Male, „um den Mangel an Männern auszugleichen“, wie sich der 73-Jährige schmunzelnd erinnert. Danach hat er selbst Kurse für Theater und auch für Körpersprache gegeben. Trotz dieser intensiven Beschäftigung mit künstlerischen Ausdrucksmethoden sieht sich Doll nicht als Künstler. „Ich habe zwar manches Kunstwerk geschaffen, aber dadurch bin ich noch kein Künstler“, erklärt er. Vielmehr sieht er sich als Medium. Und das möchte er auch anderen beibringen: „Ich möchte, dass Leute das fühlen, was sie spielen.“ Nicht nachdenken, sondern einfach seine Gefühle zulassen, sich ihnen öffnen und sich durch das Spiel ausdrücken.

„Ich wollte immer meine Selbstständigkeit behalten“

Kurt Doll ist ein Freigeist. „Ich wollte immer meine Selbstständigkeit behalten“, sagt der gebürtige Pfälzer. Deshalb hat er auch nie die Leitung eines Theaters übernommen, allerdings hatte er jahrelang die Theatergruppe einer Kirchengemeinde geleitet. Immer wieder ist er mit Stücken unterwegs, die er zum Teil auch selbst geschrieben hat, wie sein Clownstück beispielsweise; viel rumgekommen im Land ist er damit. Das letzte Stück, das er aufgeführt hat, waren die Bremer Stadtmusikanten. Und auch sein Leonardo da Vinci ist sehr gefragt.

Ein wöchentlicher Übungsabend für Menschen ohne Theatererfahrungen

Seit einem Jahr nun wohnt Doll in Burgstall und das Theaterspielen will er nicht missen. „Ich spiele, solange es mir Spaß macht“, sagt der ausgebildete Theaterspielleiter. Außerdem habe er „etwas zu verschenken“, findet er – er möchte andere dabei unterstützen, „sich spielend neu zu entdecken. Im Spiel ist alles möglich.“ Deshalb plant er, einen wöchentlichen Übungsabend für Menschen anzubieten, die bisher noch keinerlei Erfahrungen mit dem Theaterspiel haben.

Denn das kann sogar im Alltag helfen, ist er überzeugt: „Im spielerischen Ausprobieren neuer Ideen wird der Alltag aufregender und origineller gestaltet. Nicht zuletzt erfährt man viel über die Körpersprache und erlebt sie im Spiel. Man wird präsenter sein bei einem Vortrag, bewusster bei Verhandlungen – und vielleicht auch erfolgreicher beim nächsten Rendezvous.“

Workshop Am Samstag, 22. Oktober, bietet Kurt Doll im Güterschuppen in Burgstall einen Theaterworkshop an. Beginn ist um 10 Uhr, das Ende gegen 16 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei. Erfahrungen mit der Schauspielerei sind nicht erforderlich. Anmeldungen erbeten unter 0172/6344400.

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Erstellt:
21. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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