Und ewig schießt der Tukur hier
Tatort „Murot und das Murmeltier“ ist kein Krimi, aber dennoch brillant

Wiesbaden Sie ist nicht immer leicht verdaulich, mitunter sogar recht fad, die Krimikost, die einem allabendlich vorgesetzt wird. Und da bildet der „Tatort“ mit seinen oft durchgeknallten, gern im Beziehungsstress steckenden Ermittlern leider keine Ausnahme. Also mache ich es einfach anders, mag sich Dietrich Brüggemann gedacht haben, der im jüngsten „Tatort“ ausWiesbadenmit dem verräterischen Titel „Murot und das Murmeltier“ nicht nur Regie geführt, sondern auch das Buch geschrieben und Musik komponiert hat.
Es ist nicht zu viel verraten, wenn man behauptet, dass dem Mann mit den unglaublich vielen Talenten (er führte auch im Grimmepreis-nominiertenSWR-„Tatort: Stau“Regie) ein Krimi gelungen ist, der womöglich gar keiner ist. Aber mit Sicherheits ist’s ein höchst unterhaltsamer, pointenreicher Fernsehfilm, der obendrein noch das TV-Krimi-Genre auf die Schippe nimmt.
Haben wir schon erwähnt, dass darin der wunderbare Ulrich Tukur die Hauptrolle spielt? Haben wir nicht? Dann sei es hiermit getan. Als LKA-Ermittler Murot wird Tukur frühmorgens aus dem Schlaf gerissen und zu einem Banküberfall gerufen. Wer überfällt denn heute noch eine Bank?, wundert sich Murot. Dann läuft alles nach Plan. Der Routinier fährt im eleganten Ro 80 zum Tatort, streift sich eine schusssichere Weste über, betritt die Bank, verhandelt erfolgreich, wie es scheint, mit den Geiselnehmern – und wird erschossen.
Schnitt. Murot liegt wieder im Bett, das Handy schellt abermals. Der Polizist ist, der Titel ließ es erahnen, in eine Zeitschleife geraten, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Nicht mal, als der Beamte zur Waffe greift und zurückballert. Im Gegensatz zu manch anderen „Tatort“-Kollegen, bei denen der Wahnsinn aufgesetzt wirkt, hat Murot allen Grund dazu durchzudrehen.