Zum Tod von Hans Meiser

Vater der Talkshow im Alter von 77 Jahren gestorben

Er war der Erfinder der Nachmittagstalkshows im deutschen Fernsehen und kein Mann der leisen Töne. Gerade wollte er mit seinem eigenen Radiosender noch einmal durchstarten. Nun ist Hans Meiser unerwartet gestorben.

Hans Meiser bei der Verleihung der Goldenen Sonne im April 2023.

© IMAGO/Panama Pictures/IMAGO/Christoph Hardt

Hans Meiser bei der Verleihung der Goldenen Sonne im April 2023.

Von Dominika Bulwicka-Walz

Passend zum 100. Geburtstags des Radios kehrte Hans Meiser mit dem neuesten Projekt zu seinen eigenen Anfängen zurück; mit dem Privatsender „Radio Wellenrausch“ mit Sitz in Lübeck. Bereits als Jugendlicher hatte der gebürtige Niedersachse seinen ersten Radiosender gegründet: den „Krankenhaus Funk“ in Bad Cannstatt.

Zu einer Zeit, als sich das Privatfernsehen in Deutschland erst etablierte und noch eine echte Sensation war, kam Hans Meiser 1984 als Anchorman in die Nachrichtensendung „RTL aktuell“ beim gleichnamigen Privatsender RTL plus. Obwohl serös gekleidet, stets in Anzug mit passender Krawatte, präsentierte er die tagesaktuellen Nachrichten mit einem Hauch Boulevard angereichert. Die Moderation zeichnete sich dadurch aus, dass sie bei Weitem lässiger war als beiden Öffentlich-Rechtlichen.

Erste Talkshow am Nachmittag

Am 14. September 1992 kam für Meiser die große Veränderung. Der damals 46-Jährige ging mit einer TV-Sendung am Nachmittag an den Start, die das TV-Format in Deutschland komplett verändern sollte. Das Intro klang wie eine der typischen 90er-Jahre Vorabendserien: schnittig und dynamisch, sofort kam gute Laune auf. Im Vorspann zog Hans Meiser sein Jackett an, lachte, gab den Gastgeber, griff zu seinen Moderationskarten. „Hans Meiser“ hieß die nach ihm benannte Sendung, die ihn schon bald zum Quotenkönig machen sollte.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Radio Wellenrausch (@radiowellenrausch)

Das Konzept der Sendung war ein Novum in der deutschen TV-Landschaft: Plötzlich diskutierten Privatpersonen statt Prominente miteinander, kein Thema war ihnen fremd und die Sendung wurde von Montag bis Freitag ausgestrahlt. Themen wie Schamlosigkeit, Alkoholprobleme oder Beziehungsfrust füllten ganze Folgen und auch die Zuschauer konnten zu Wort kommen.

Hans Meisers Auftreten hatte dabei stets absoluten Wiedererkennungswert: Das Mikrofon in der einen Hand, Moderationskarten in der anderen, meistens in seriösem Jackett und mit Krawatte, ein Bein lässig aufgestützt.

„Stunde der Entscheidung“ floppt

Parallel drehte und moderierte Hans Meiser auch die Sendung „Notruf“, in der echte Notfallsituationen und die Rettungsaktion nachgestellt wurden, und mit Birgit Schrowange die Pannenshow „Life! Dumm gelaufen“.

Doch auch Flops musste der erfolgsverwöhnte Moderator einstecken. „Stunde der Entscheidung“ (1995) war eine Sendung, in der ein kurzer Film Menschen in einer Konfliktsituation zeigte. Anschließend diskutierte der Moderator mit Studiogästen mögliche Ausgänge der Geschichte. Am Ende sollten Fernsehzuschauer per Telefon entscheiden, wie die Geschichte ausgehen sollte. Die Sendung wurde nach der ersten Folge wieder abgesetzt.

14 000 Gäste haben gesprochen

„Hans Meiser“ hingegen flimmerte 1700 Folgen lang über die Bildschirme, rund 14 000 Gäste kamen in den neun Jahren zu Wort. 2001 war dann endgültig Schluss, die Sendung wurde eingestellt. Doch Meisers Konzept lebt bis heute in zahlreichen Talkshows weiter. Der Moderator liebte seine Arbeit und wollte niemals als Rentner bezeichnet werden, wie er „Bild“ gegenüber mal sagte. Im Rahmen eines TV-Drehs besuchte er 2007 auch den Cannstatter Wasen, was sicherlich viele Erinnerungen bei ihm weckte, da er in Stuttgart seine journalistische Laufbahn begonnen hatte.

Meisers Leistung wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem Bambi. Nun ist das TV-Urgestein Hans Meiser im Alter von 77 Jahren unerwartet an Herzversagen gestorben. Der Moderator hinterlässt eine Ehefrau und drei Kinder sowie drei Enkelkinder.

Hans und Angelika Meiser bei den Karl-May-Spielen 2023 in Bad Segeberg.

© IMAGO/Andre Lenthe

Hans und Angelika Meiser bei den Karl-May-Spielen 2023 in Bad Segeberg.

Hans Meiser in seiner ikonischen Pose.

© imago/Horst Galuschka/imago stock&people

Hans Meiser in seiner ikonischen Pose.

Der Moderator am Set: In der Sendung „Notruf“ wurden echte Notfälle und Rettungsaktionen nachgestellt.

© imago/teutopress/imago stock&people

Der Moderator am Set: In der Sendung „Notruf“ wurden echte Notfälle und Rettungsaktionen nachgestellt.

Der Moderator Hans Meiser auf dem Cannstatter Wasen 2007.

© Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Der Moderator Hans Meiser auf dem Cannstatter Wasen 2007.

Macht auch in der Küche eine gute Figur: Hans Meiser (re.) mit TV-Koch Johann Lafer 2010 in der TV-Kochshow „Lafer! Lichter! Lecker!“

© imago stock&people

Macht auch in der Küche eine gute Figur: Hans Meiser (re.) mit TV-Koch Johann Lafer 2010 in der TV-Kochshow „Lafer! Lichter! Lecker!“

Grund zum Feiern im Jahr 2000: „Hans Meiser läuft 1.500 Mal. Der Moderator Hans Meiser mit RTL-Kolleginnen und Kollegen  Birgit Schrowange, Harald Schmidt, Birte Karalus, Oliver Geissen (v.l.n.r).

© imago stock&people/imago stock&people

Grund zum Feiern im Jahr 2000: „Hans Meiser läuft 1.500 Mal. Der Moderator Hans Meiser mit RTL-Kolleginnen und Kollegen Birgit Schrowange, Harald Schmidt, Birte Karalus, Oliver Geissen (v.l.n.r).

1998: Moderatorin Verona Feldbuch (verh. Pooth) feiert ihren 30. Geburtstag und Hans Meiser beweist Humor.

© imago stock&people

1998: Moderatorin Verona Feldbuch (verh. Pooth) feiert ihren 30. Geburtstag und Hans Meiser beweist Humor.

„Stunde der Wahrheit“ lief 1995 nur eine Folge lang.

© United Archives / Frank Hempel via www.imago-images.de

„Stunde der Wahrheit“ lief 1995 nur eine Folge lang.

Der Moderator wurde 1993 mit einem Bambi geehrt.

© imago images/Manfred Segerer

Der Moderator wurde 1993 mit einem Bambi geehrt.

Zum Artikel

Erstellt:
6. November 2023, 16:32 Uhr
Aktualisiert:
6. November 2023, 19:23 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen