Zum Tod von Hans Meiser
Vater der Talkshow im Alter von 77 Jahren gestorben
Er war der Erfinder der Nachmittagstalkshows im deutschen Fernsehen und kein Mann der leisen Töne. Gerade wollte er mit seinem eigenen Radiosender noch einmal durchstarten. Nun ist Hans Meiser unerwartet gestorben.
Von Dominika Bulwicka-Walz
Passend zum 100. Geburtstags des Radios kehrte Hans Meiser mit dem neuesten Projekt zu seinen eigenen Anfängen zurück; mit dem Privatsender „Radio Wellenrausch“ mit Sitz in Lübeck. Bereits als Jugendlicher hatte der gebürtige Niedersachse seinen ersten Radiosender gegründet: den „Krankenhaus Funk“ in Bad Cannstatt.
Zu einer Zeit, als sich das Privatfernsehen in Deutschland erst etablierte und noch eine echte Sensation war, kam Hans Meiser 1984 als Anchorman in die Nachrichtensendung „RTL aktuell“ beim gleichnamigen Privatsender RTL plus. Obwohl serös gekleidet, stets in Anzug mit passender Krawatte, präsentierte er die tagesaktuellen Nachrichten mit einem Hauch Boulevard angereichert. Die Moderation zeichnete sich dadurch aus, dass sie bei Weitem lässiger war als beiden Öffentlich-Rechtlichen.
Erste Talkshow am Nachmittag
Am 14. September 1992 kam für Meiser die große Veränderung. Der damals 46-Jährige ging mit einer TV-Sendung am Nachmittag an den Start, die das TV-Format in Deutschland komplett verändern sollte. Das Intro klang wie eine der typischen 90er-Jahre Vorabendserien: schnittig und dynamisch, sofort kam gute Laune auf. Im Vorspann zog Hans Meiser sein Jackett an, lachte, gab den Gastgeber, griff zu seinen Moderationskarten. „Hans Meiser“ hieß die nach ihm benannte Sendung, die ihn schon bald zum Quotenkönig machen sollte.
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Das Konzept der Sendung war ein Novum in der deutschen TV-Landschaft: Plötzlich diskutierten Privatpersonen statt Prominente miteinander, kein Thema war ihnen fremd und die Sendung wurde von Montag bis Freitag ausgestrahlt. Themen wie Schamlosigkeit, Alkoholprobleme oder Beziehungsfrust füllten ganze Folgen und auch die Zuschauer konnten zu Wort kommen.
Hans Meisers Auftreten hatte dabei stets absoluten Wiedererkennungswert: Das Mikrofon in der einen Hand, Moderationskarten in der anderen, meistens in seriösem Jackett und mit Krawatte, ein Bein lässig aufgestützt.
„Stunde der Entscheidung“ floppt
Parallel drehte und moderierte Hans Meiser auch die Sendung „Notruf“, in der echte Notfallsituationen und die Rettungsaktion nachgestellt wurden, und mit Birgit Schrowange die Pannenshow „Life! Dumm gelaufen“.
Doch auch Flops musste der erfolgsverwöhnte Moderator einstecken. „Stunde der Entscheidung“ (1995) war eine Sendung, in der ein kurzer Film Menschen in einer Konfliktsituation zeigte. Anschließend diskutierte der Moderator mit Studiogästen mögliche Ausgänge der Geschichte. Am Ende sollten Fernsehzuschauer per Telefon entscheiden, wie die Geschichte ausgehen sollte. Die Sendung wurde nach der ersten Folge wieder abgesetzt.
14 000 Gäste haben gesprochen
„Hans Meiser“ hingegen flimmerte 1700 Folgen lang über die Bildschirme, rund 14 000 Gäste kamen in den neun Jahren zu Wort. 2001 war dann endgültig Schluss, die Sendung wurde eingestellt. Doch Meisers Konzept lebt bis heute in zahlreichen Talkshows weiter. Der Moderator liebte seine Arbeit und wollte niemals als Rentner bezeichnet werden, wie er „Bild“ gegenüber mal sagte. Im Rahmen eines TV-Drehs besuchte er 2007 auch den Cannstatter Wasen, was sicherlich viele Erinnerungen bei ihm weckte, da er in Stuttgart seine journalistische Laufbahn begonnen hatte.
Meisers Leistung wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem Bambi. Nun ist das TV-Urgestein Hans Meiser im Alter von 77 Jahren unerwartet an Herzversagen gestorben. Der Moderator hinterlässt eine Ehefrau und drei Kinder sowie drei Enkelkinder.